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Das Haus der tausend Blueten

Das Haus der tausend Blueten

Titel: Das Haus der tausend Blueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Lees
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Gesicht gelegt, dann hatten sie und ihre Mutter das Blut und die Gehirnmasse von der Wand geschrubbt, unfähig, dabei auch nur ein einziges Wort zu sagen. Sie hatten einander stumm angesehen, so als fragten sie sich: Geht es dir gut? Aber es war ihnen nicht gut gegangen. Es sollte ihnen beiden für sehr lange Zeit nicht mehr gut gehen. Sie hatten eine Decke auf dem Boden ausgebreitet und ihn daraufgelegt, ausgestreckt wie im Schlaf. Dann hatten sie alle Spiegel im Haus verhängt und ihn im Wohnzimmer, in dem es nach Kampfer und verbranntem Öl gerochen hatte, aufgebahrt. Sie hatten einfach nur dagesessen und gewartet, bis ein Polizist aus der Stadt eingetroffen war. Es hatte keine Totenwache gegeben, kein großes Begräbnis. Sie hatten sich nicht einmal Chrysanthemen leisten können.
    »Nenn mich altmodisch, nah, aber du solltest dir einen Mann suchen, der dich ernähren und beschützen kann. Wenn es mit dir so weitergeht, wird der einzige Mann, der sich für dich noch interessiert, irgendwann einmal der Bestatter sein. Sag, wer wird sich um dich kümmern, Lu See, wenn ich einmal nicht mehr sein werde?«
    »Mutter, bitte!«
    »Du bist doch jetzt schon so einsam.«
    »Ich bin nicht einsam.«
    »Du hättest damals Cheam Chow heiraten sollen, damals, als du die Möglichkeit dazu hattest.«
    »Solltest du mir nicht eher sagen, dass ich mir Zeit lassen soll? Dass ich darauf warten soll, dass die Liebe zu mir kommt? Dass ich vorsichtig sein soll, damit man mir nicht wehtut?«
    »Nein.« Ihre Mutter starrte sie reglos an. »Du solltest dir wirklich einen Mann suchen. Soll ich mit dem Streichholzmacher sprechen?«
    » Nein, das will ich nicht!« Lu See verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich ab.
    »Mabel braucht einen Vater, aber nein: Du bist zu halsstarrig, um zu heiraten!«
    Lu See fauchte: »Ich war verheiratet. Und mein Mann ist gestorben! Oder hast du das etwa vergessen?«
    »Keineswegs.« Ihre Mutter wiegte den Kopf hin und her. »Niemand hat das vergessen. Vor allem nicht die Woos. Als du ohne Adrian aus England zurückgekommen bist, haben sie dir deshalb Vorwürfe gemacht! Und sie machen dir noch immer Vorwürfe.«
    Sie hielt inne, als sie den Ausdruck in den Augen ihrer Tochter sah, und streckte tröstend ihren Arm aus. »Ich will damit doch nur sagen, dass du wieder heiraten sollst. Such dir jemanden, der sich um dich kümmert, der sich um Ma bel kümmert. Schau doch nur, was heute passiert ist. Die Leute haben dich die Straße entlanggejagt.«
    »Um Himmels willen!« Lu See konnte den verärgerten Ton in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    »Nicht um Himmels willen, junge Dame, um deinetwillen mache ich mir Sorgen. Ich habe dir immer wieder gesagt, dass du nicht für die Japaner arbeiten sollst. Ich habe dir gesagt, dass der Teufel los sein wird, wenn sie den Krieg verlieren.«
    »Und wie hätte ich sonst etwas zu essen auf den Tisch bringen sollen? Wie sonst hätte ich unsere Familie vor Schaden bewahren sollen?« Lu Sees Mutter tat so, als würde sie das gar nicht hören. Sie schien ihre Ohren einfach verschließen zu können, wenn sie nicht hören wollte, was ein anderer sagte. Lu See kratzte sich an ihren Handflächen. »Was immer du auch sagst, Tozawa hat uns beschützt.«
    »Und wer wird uns jetzt beschützen, meh ?«
    Ein herausforderndes Schweigen.
    Ein Ausdruck der Reue zeichnete sich auf Lu Sees Gesicht ab, lugte unter dem Groll hervor wie die Schuhe eines Ehebrechers unter einem Vorhang.
    »Sie werden dich holen«, sagte ihre Mutter. Dann nahm sie einen Schluck Tee und stellte die Tasse auf dem Verandageländer neben den Ranken der Bougainvillea ab. »Sie werden dich eine Verräterin nennen, dir den Kopf rasieren und dir die Kleider vom Leib reißen, so als wärst du ein Callgirl.«
    »Es sieht dir ähnlich, so etwas zu sagen.«
    »Was? Willst du, dass ich Süßholz rasple und dir Lügen erzähle? Ich will dich einfach nur warnen! Sie werden dich aus der Stadt jagen wie einen Hund, dem man eine Dose an den Schwanz gebunden hat. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir alle nach Kuala Lumpur gehen, wo dich niemand kennt.«
    »Ich habe nichts verbrochen. Ich werde nicht wie eine Kriminelle davonlaufen!«
    » Cha! Du bringst uns mit deinem Starrsinn alle in Gefahr.«
    »Ich bleibe. Es wird mit Sicherheit alles wieder besser werden, wenn die Briten zurückkommen. Wir müssen einfach nur abwarten.«
    »Eigensinnig. Starrköpfig. Stolz.« Ihre Mutter zeigte bei jedem Adjektiv mit dem Finger auf Lu

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