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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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sie Pause machten, streifte er es wieder über. Sie verstand das nicht. Er hatte wirklich den schönsten Brustkorb, den sie je gesehen hatte. Und seinen Rücken, seine Schultern brauchte er auch nicht zu verstecken. Harte Arbeit war offenbar genau das Richtige für die Muskeln. Er war absolut umwerfend und hatte keinen Grund, schüchtern zu sein. Wenn einer der Typen, die sie früher gekannt hatte, nur halb so gut gebaut gewesen wäre, hätte er überhaupt nie Hemden getragen, selbst im tiefsten Winter nicht.
    „Was hast du gegen Doc?“ erkundigte er sich sanft und griff nach seiner Thermoskanne.
    Marty zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht. Vielleicht mag ich einfach keine alten Männer. Er ist schon ganz nett, aber mir gefällt nicht, wie er mich immer anguckt. So als ob er denkt, dass ich eine entsetzliche Last für meine arme heilige Schwester bin.“
    „Das bist du“, entgegnete Patrick und verzog seinen großen Mund zu einem leichten Lächeln.
    Sie hatte sich inzwischen an seine Art gewöhnt, und seine coolen Sticheleien taten ihr nicht mehr wirklich weh. „Sie ist keine Heilige. Du solltest mal den Knutschfleck an ihrem Hals sehen. Apropos: Hast du Lust, irgendwohin zu fahren und zu parken?“
    „Zu parken?“
    „Du weißt schon. In deinem Pick-up wegfahren und ein bisschen rummachen. Wir können auch aufs Ganze gehen, wenn du willst.“ Bei all seinem vorgeblichen Desinteresse fand er sie doch recht attraktiv, da war sie sich sicher. Er mochte sie, ob er wollte oder nicht. Und sie hatte nicht vor, den ersten ansehnlichen Fang im ganzen Northeast Kingdom einfach von der Angel zu lassen, auch wenn er für ihren Geschmack ein bisschen zu ernsthaft war.
    „Nein, ich will nicht wegfahren und ‚parken‘“, antwortete er geduldig. „Ich werde dich um sechs abholen.“
    „Hä?“
    „Wir werden in Stowe essen gehen, also zieh was Ordentliches an. Ich werde dir Blumen mitbringen, du wirst nicht rauchen, und wenn ich dich nach Hause fahre, begleite ich dich bis zur Tür, und wir werden uns
nicht
küssen. Nicht vor der dritten Verabredung.“
    „Und du glaubst, es wird drei Dates geben?“ fragte sie ätzend.
    Wieder dieses langsame, verheerende Lächeln. „Darauf wette ich. Aber du musst das Rauchen aufgeben. Ich küsse keine Mädchen, die rauchen.“
    „Du bist ein Tyrannenarsch, Patrick Laflamme“, schmollte sie.
    „Ich weiß“, sagte er. „Aber ich bin es wert. Lass uns weitermachen.“
    Sie hätte ihm gerne mitgeteilt, er möge sich zum Teufel scheren. Da würde er aber seine schönen braunen Augen aufreißen! Fluchende Weiber konnte er bestimmt ebenso wenig ausstehen wie rauchende.
    Aber immerhin, er schien sie zu mögen. Und vielleicht hatte er Recht. Vielleicht war er den Ärger wert.
    Sie war durchaus geneigt, das herauszufinden.
    Griffin schloss die Tür zwischen sich und den Kings und trat auf die vordere Veranda, um seinen sauertöpfischen Helfern aus dem Weg zu gehen. Er war schon fünf Tage hier und hatte bis jetzt nichts erreicht.
    Das stimmte nicht ganz. Er hatte genügend Indizien gesammelt, um sicher zu sein, dass er kein Mörder war. Es gab zu viele Opfer, zu viele Gräber mit gelben Blumen. Wer auch immer Lorelei, Alice und Valette umgebracht haben mochte, hatte auch etliche weitere Morde auf dem Gewissen. Und er lebte noch in Colby.
    Wann war das letzte Mal ein Mädchen unter merkwürdigen Umständen gestorben? Er hatte keine neuen Gräber gefunden, aber das bewies nichts. Vielleicht war der Mörder tot, und irgendjemand, der über seine Taten Bescheid wusste, legte aus Reue die Blumen auf die Gräber.
    Teufel auch, er war sich noch immer nicht hundertprozentig sicher, dass er Lorelei nicht umgebracht hatte. Zwar war es logisch anzunehmen, dass alle drei Mädchen derselben Person zum Opfer gefallen waren, aber seine jahrelange Anwaltserfahrung sagte ihm, dass die Logik mit dem wahren Leben oft nicht viel gemein hatte. Und er würde erst Ruhe finden, wenn er sich an jene Nacht erinnerte.
    Und Sophie, so sehr sie ihn auch ablenkte, war auch keine reine Zeitverschwendung. Sie war der pure, sündige Luxus, den er sich gönnte. Ein Luxus, den er viel unbeschwerter würde genießen können, wenn er erst einmal herausgefunden hatte, was hier ablief. Das schwache Geräusch der Kettensäge riss ihn aus seinen Gedanken. Wer auch immer da beim Gasthaus arbeitete, war offenbar gerade unten am See und konnte den alten Trakt von dort nicht sehen. Warum schaute er sich jetzt nicht ein

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