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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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empfand.
    »Sie kommen genau richtig. Wir haben heute wirklich einen guten Tag«, zwitscherte die Schwester und reichte ihnen die Besucherliste zur Unterschrift. Leah fragte sich, ob sie sich auf den Tag im Allgemeinen bezog oder auf Marks Vater im Besonderen.
    »Gut. Das ist gut«, sagte Mark. Als er sich weiterhin nicht rührte, wies die Schwester auf den Flur links vom Empfang.
    »Zimmer elf, wissen Sie noch?«, fragte sie. »Sie können sich im Aufenthaltsraum einen Tee oder Kaffee machen, wenn Sie möchten.«
    »Danke«, sagte Leah und wandte sich dem Flur zu. Einen Herzschlag später folgte Mark, ohne aber ganz zu ihr aufzuschließen, sodass Leah zwei Schritte vor ihm herging und mit wachsender Sorge die Zimmernummern abzählte. Der Geruch in diesem Gang war stark und durchdringend: der leicht fettige, miefige Dunst von Menschen und getragener Kleidung, irgendein widerlich künstlicher Lufterfrischer, und unter all dem ein Übelkeit erregender Hauch von Ammo niak und scharfem Chlorreiniger. Leah atmete vorsichtig und ganz flach, wie sie es auch getan hatte, als sie mit Ryan vor den toten Soldaten getreten war.
    In seinem kleinen Zimmer saß Geoffrey Canning in einem Sessel am Fenster mit Blick auf den vorderen Teil des Gartens und die Auffahrt, über die Leah und Mark zuvor gekommen waren. Der grüne synthetische Teppichboden fühlte sich hart unter ihren Sohlen an. Die Möbel sahen nagelneu aus – helles Buchenfurnier, nicht eben solide –, die Stühle waren mit derbem, pflegeleichtem Stoff gepolstert. Der Vorhang bestand aus senkrechten Lamellen, die so gedreht waren, dass sie das Licht ungehindert hereinließen. Geoffrey selbst war ein kräftig aussehender Mann. Obwohl er saß, erkannte Leah an der Länge von Rücken und Beinen, dass er recht groß war. Nichts an ihm wirkte vom Alter gebeugt. Er sah gesund und stark aus, als werde er aufstehen und sie mit einem herzhaften Händedruck begrüßen, sobald sie nach Marks zögerndem Klopfen eintraten. Doch das tat er nicht. Er hielt das Gesicht zum Fenster gewandt, und Leah sah nur das dichte, silbrige Haar, das glatt am Kopf anlag.
    »Dad?«, fragte Mark und zögerte unsicher an der offenen Tür. Leah drängte sich hinter ihm hinein und bemühte sich zu lächeln. Geoffrey schaute kurz zu ihnen herüber, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos. Mark biss die Zähne zusammen, und Leah sah, wie sich jeder Muskel in seinem Körper vor Anspannung versteifte. Sie stupste ihn sacht mit dem Ellbogen an, woraufhin er ihr einen Blick zuwarf und dann auf seinen Vater zuging.
    »Dad? Wie geht es dir? Ich bin’s – Mark.« Er beugte sich vor Geoffreys Sessel und tätschelte eine breite, runzlige Hand, die die Armlehne umklammert hielt. Geoffrey gab eine Art leises Räuspern von sich.
    »Da bist du ja! Wo bist du denn abgeblieben? Du warst über eine Stunde weg«, sagte Marks Vater ruhig.
    »Äh … tut mir leid, Dad. Ich musste kurz etwas erledigen.«
    »So, so. Na, schon gut. Ich habe denen ja gesagt, dass du sicher bald wieder da bist«, erklärte Geoffrey zufrieden. »Hol dir einen Stuhl, mein Junge, steh nicht da herum. Deine Mutter kommt gleich mit dem Tee.« Leah bemerkte, dass diese Bemerkung Mark sichtlich traf. Sie drückte kurz seinen Arm, um ihm Mut zu machen, und holte dann zwei Stühle mit hartem Kunststoffsitz, die sie an die Schule erinnerten, von der anderen Seite des Bettes. Ihre Schuhsohlen luden sich an dem Teppich statisch auf, und als sie die Stühle berührte, bekam sie einen leichten Schlag.
    »Danke«, murmelte Mark. Geoffrey starrte wieder aus dem Fenster und nickte vor sich hin, als stimmte er irgendeiner Bemerkung zu. Wieder musste Mark seinen Vater an der Hand berühren, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. »Dad? Das ist Leah Hickson, eine Freundin von mir«, stellte er sie vor. Leah lächelte und murmelte »Hallo«, doch Geoffrey sah sie nicht an. Es fühlte sich so seltsam und unangenehm an, auf diese Weise abgewiesen zu werden, obwohl sie wusste, dass er nichts dafür konnte. Er hatte die gleichen grauen Augen wie sein Sohn, und sein Blick glitt von einer Seite des Gartens zur anderen hin und her, ohne zu blinzeln, als suchte er nach etwas. Er hatte die gleichen ausgeprägten Wangenknochen wie Mark, die gleichen, etwas hageren Züge, die gerade Nase. Mark war von kleinerer Statur und nicht so kräftig wie sein Vater, doch die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen.
    »Du siehst ihm so ähnlich!«, bemerkte sie leise an Mark gewandt, der

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