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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Schimmer des Sternenhim mels. Seine Augen sind offen und glänzen ein wenig. Er ant wortet ihr eine ganze Weile nicht, und als er dann spricht, klingt seine Stimme gepresst vor Pein.
    »Ich hoffe nicht. Zumindest vorerst. Er will mit den Fotografien nach London fahren, zum Hauptsitz der Gesellschaft. Aber danach … Ich bete darum, dass er zu uns zurückkehren wird. Zu den Elementarwesen unserer Auen.«
    »Du wünschst dir, dass er wiederkommt?«, fragt Hester, obwohl sie die Antwort bereits kennt.
    »Ja, natürlich. Er bringt mir so vieles bei … Ich habe das Gefühl, dass sich in den Wochen, seit er zu mir kam, mein Geist geöffnet hat. Die ganze Welt sieht jetzt anders aus.«
    »Ja, er hatte wirklich viel zu … lehren«, sagt sie.
    »Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn er nicht zurückkäme. Ich weiß nicht, wie … wie ich weiterleben sollte«, flüstert Albert gedankenverloren, als spräche er mit sich selbst.
    »Nicht doch, Bertie – Hausgäste kommen und gehen, aber du hast ja immer noch mich«, erwidert sie energisch und hebt die Hand, um ihm beruhigend den Arm zu streicheln. »Nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, Hetty«, antwortet Albert, doch es klingt kein bisschen getröstet.
    »Er kann schließlich nicht für immer bei uns wohnen bleiben. Das könnten wir uns auch gar nicht leisten«, sagt sie ein wenig spitz.
    »Aber begreifst du es denn nicht, Hetty? Er hat recht . Alles, was er uns seit seiner Ankunft gesagt hat – und ich habe sehr wohl bemerkt, dass du einiges davon mit großer Skepsis aufgenommen hast … Nein, leugne es nicht. Ich kenne dich zu gut, liebe Hetty. Alles, was er gesagt hat, ist wahr . Und jetzt kann er es der ganzen Welt beweisen. Verstehst du denn gar nicht, wie wichtig das ist, Hester? Wie bedeutend das ist, was sich in diesem Sommer hier ereignet hat?«
    »Doch«, flüstert Hester und ist den Tränen nahe, weil sie im Herzen nicht so fühlt. Sie kann all das nicht als wahr empfinden und die Überzeugung ihres Mannes nicht teilen. Die Fotografien zeigen ihr eine hübsche Gestalt, eine zarte Figur, eine barfüßige Tänzerin auf einer Feuchtwiese. Sosehr sie sich auch bemüht, sie kann darin keine Fee erkennen. Und sie will Robin Durrant nicht mehr hier haben. Sie will Albert zurückhaben – er soll wieder ihr gehören, wenn schon nicht körperlich, so doch wenigstens im Geiste. Sie beobachtet ihn, solange sie kann, aber während ihr langsam die Lider schwer werden, bleiben seine Augen weit geöffnet und schimmern im himmlischen Licht.
    Zum ersten Mal, seit sie das Fahrradfahren gemeistert hat, geht Cat zu Fuß nach Thatcham. Nach vielen Tagen ohne George brennt sie so sehr darauf, ihn zu sehen, dass es sich beinahe anfühlt wie Angst – ihre Fingerspitzen kribbeln, und ihre Gedanken schwirren in ihrem Kopf herum wie gefangene Insekten. Die Nacht ist malvenfarben und in digoblau, die Landschaft noch recht gut zu erkennen und von lärmendem Leben erfüllt – ein Rascheln und Huschen in den Binsen, das Surren und Schwirren von Grillenflügeln, die heiseren Rufe aufgeschreckter Wasservögel. Cat ist schwindelig vor Müdigkeit. Sie hat jetzt einen Tag, eine Nacht und einen zweiten Tag lang nicht geschlafen, wenig gegessen und sich in Gedanken so viel und so intensiv mit Tess und George und Robin Durrant beschäftigt, dass sie vor ihrem geistigen Auge verschwimmen und ineinander übergehen. Seit ihrem Tanz auf der Wiese könnte eine Woche vergangen sein, oder auch ein Jahr, oder zehn Jahre. Die Zeit verhält sich sehr seltsam. Erst vor wenigen Stunden hat Mrs. Bell sie dabei ertappt, wie sie mit beiden Armen bis zu den Ellbogen in Seifenlauge vor dem Waschzuber kniete und ein Unterhemd ins längst kalt gewordene Wasser hielt. Als sie die Hände herauszog, war die Haut aufgequollen und schrumpelig. Ihre Schritte auf dem Pfad klingen wie das Ticken einer Uhr oder eines Metronoms. Einer folgt dem anderen, links und rechts und wieder links, und so findet sie ihren Weg.
    Sein Kahn ist am gewohnten Platz vertäut, und in der Kabine brennt Licht. Cat bleibt daneben stehen, verwirrt, glücklich und erleichtert. Sie balanciert langsam und vorsichtig über die Planke, weil sie sich ihres eigenen Körpers, ihres Gleichgewichts nicht sicher ist. Die überschäumende Kraft, die sie beim Tanzen gespürt hat, ist verschwunden. Als George sie hört und aus der Kabine klettert, fällt sie in seine Arme.
    »Cat! Was ist passiert? Geht es dir nicht gut?« Er hat noch mehr Sonne abbekommen. Sein

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