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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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George. »Ich kann mich nicht entscheiden.« Durch die Hitze in dem engen Raum hat sein Hemd ein paar dunkle Flecken auf der Brust bekommen. Cat legt die Hand auf den Stoff und fühlt die feuchte Wärme seiner Haut. George drängt sich ihrer Hand entgegen und sieht sie voller Verlangen an. Cat lächelt ihn kurz an und wendet sich dann wieder dem Ring zu, um die Hähne beim Kampf zu beobachten. Ihre bronze- und goldfarbenen Federn beben und flattern, und sie haben lange, schwarze Klauen an den schuppigen Beinen. Cat hat noch nie zwei Tiere gesehen, die einander so entschlossen zu töten versuchten. Von der bedächtigen, fließenden Anmut, mit der George kämpft, ist in diesem Kampf nichts zu sehen – nur der Drang, zu verletzen und zu töten.
    »Der da«, sagt sie schließlich und deutet auf den etwas kleineren Vogel mit den grünlich schwarzen Flügeln.
    »Bist du sicher? Sieht eher so aus, als wäre er unterlegen.«
    »Aber schau mal, wie rasend ihn das macht«, erklärt Cat. George ruft einem dicken Mann etwas zu, der sich das Hemd ausgezogen hat und schwitzend und schwankend in seiner fleckigen Weste auf einem Stuhl steht. Die Münze wird hinübergereicht, die Wette mit einem blauen Zettelchen quittiert. »Jetzt sieh ihm genau zu«, sagt Cat, den Blick auf den verletzten, blutenden Vogel geheftet.
    Eine Zeit lang schlägt sich der kleinere Hahn gar nicht gut. Er wird von wiederholten Attacken seines Gegners zurückgedrängt und kreischt vor Empörung, wenn Sporne ihm die Haut aufreißen und die Schnabelspitze Löcher in sein kleines Gesicht hackt. Doch weder weicht der irre Ausdruck aus seinen Augen, noch flieht er oder gibt auf. »Er ist ein Kämpfer. Er erlaubt sich nicht, zu verlieren, und wenn er dafür umkommt«, murmelt Cat. Ihre Worte gehen im Lärm unter. Mit einer letzten Kraftanstrengung springt der kleinere Vogel plötzlich hoch in die Luft und zielt mit den Klauen auf den Kopf seines Gegners. Ein Sporn durchbohrt dessen rechtes Auge, der andere fetzt dem unglückseligen Hahn ein großes Stück Haut und Fleisch aus dem Schädel. Das Blut läuft ihm in das unverletzte Auge und macht ihn blind. Der lädierte Hahn duckt sich, schüttelt hilflos und geschlagen den Kopf. Er wird rasch von seinem kleineren Gegner totgehackt. Der Sieger bleibt mit hängenden Flügeln und vor Erschöpfung hervorstehender Zunge stehen.
    Cat ist wie gebannt. Sie hätte nicht gedacht, dass Gewalt sie noch schockieren könnte. George versteht ihre plötzliche Stille falsch und blickt besorgt drein.
    »Für den war es besser so, den toten Hahn, meine ich. Mit nur einem Auge wäre er zu nichts mehr nütze gewesen. Wenn er überlebt hätte, hätte Turner ihm nachher den Hals umgedreht«, erklärt er. »Vielleicht hätte er auch gar nicht überleben wollen mit dem Wissen, dass er einem kleineren Vogel unterlegen war«, fügt er hinzu.
    Cat schüttelt den Kopf. »Alle Geschöpfe wollen leben«, sagt sie. Stirnrunzelnd sammelt George bei dem dicken Mann seinen Gewinn ein und gibt Cat die Hälfte davon.
    »Das kann ich nicht annehmen – es war dein Penny.«
    »Aber du hast den Hahn ausgesucht. Ich hätte ganz sicher auf den stärkeren Vogel gesetzt und verloren.«
    »Behalte das Geld. Was soll ich damit anfangen? Ich kann mich nicht freikaufen. Behalte es und leg es für dein Boot zurück – zieh es von meinen Schulden ab«, beharrt sie und drückt die Münzen wieder in Georges breite Hand. Er sieht sie verwundert an. »Und hier«, sagt sie, »hier ist noch mehr.« Cat zieht ihren Geldbeutel aus der Tasche und hält ihn George strahlend hin.
    »Was ist das?«
    »Ich habe Geld für dich – aber ich weiß nicht, wie viel du dem Wachtmeister bezahlt hast. Etwas kann ich dir jetzt gleich geben, und später bekomme ich noch mehr. Und frag lieber nicht, woher ich es habe.«
    »Was denn für Geld? Wie viel, und wo hast du es her?«, fragt George dennoch und führt sie aus dem Gedränge an den Rand des Raums, wo es etwas weniger laut ist.
    »Geld für dein Boot. Ich habe fünf Pfund hier, und ich bekomme noch einmal so viel, wahrscheinlich binnen eines Monats.« Sie wiegt den Geldbeutel in der offenen Hand. George schließt die Finger darum und schiebt ihre Hand hastig zwischen die Falten ihres Rocks.
    »Wie viel? Und dann bringst du alles mit hierher, damit es dir aus der Tasche gestohlen wird?«
    »Wie ich sehe, hat es niemand gestohlen. Es ist alles da, und alles für dich.«
    »Das ist viel mehr, als ich für dich hinterlegt habe. Ich

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