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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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faltiges, verkniffenes Gesicht mit einem Schopf stahlgrauer Haare spähte zu ihnen heraus.
    »Kommen Sie mir lieber nicht zu nahe, ich bin ansteckend. Was kann ich für Sie tun?«, krächzte er.
    »Mr. Ward? Ich bin Leah Hickson – wir haben vorhin telefoniert. Wegen der Bluecoat School«, stellte sie sich vor. »Das ist mein Kollege Mark Canning.«
    »Canning?« , echote der Handwerker scharf, dann riss er sich rasch zusammen.
    »Der Name sagt Ihnen etwas?« Leah zog die Augenbrauen hoch. Die Tür wackelte leicht, und Chris Ward dachte offenbar daran, sie zu schließen. Leah streckte die Hand aus. »Bitte, Mr. Ward, wir haben nicht die Absicht, Ihnen oder sonst jemandem Scherereien zu machen. Wir werden Sie nicht als unsere Quelle nennen oder sonst wie erwähnen. Wenn wir uns nur ansehen dürften, was Sie unter dem Fußboden gefunden haben …«
    »Nichts habe ich unter dem verdammten Fußboden gefunden!«
    »Doch, haben Sie. Bitte. Wir wollen es uns nur ansehen. Wir werden es Ihnen nicht wegnehmen, das schwöre ich …« Der Mann starrte sie einen Moment lang an und biss sich dabei auf die Unterlippe. »Es ist sehr, sehr wichtig«, fügte Leah hinzu. Ward nickte, öffnete die Tür ein wenig weiter und trat zu ihnen heraus.
    »Ist alles in der Garage«, brummte er.
    »Alles?«, fragte Mark.
    »Meine Sammlung«, antwortete der Bauhandwerker nervös.
    Das metallene Garagentor öffnete sich mit einem durchdringenden Kreischen, und im halbdunklen Inneren konnte Leah tiefe Regale an einer Seitenwand erkennen. Auf den Regalen lagen alle möglichen Gegenstände, und als Chris Ward das Licht einschaltete, sah sie eine äußerst merkwürdige Ansammlung von Dingen vor sich, von matschigen Stiefeln und Glasflaschen über rostige Patronenhülsen bis hin zu einem Helm aus dem Zweiten Weltkrieg und einer Porzellanpuppe mit zerschmetterter Wange. Ein paar Gegenstände lagen in kleinen, geschlossenen Aquarien – improvisierten Vitrinen. Alle trugen eine Beschriftung, mit einer Schreibmaschine ordentlich auf weiße Kärtchen getippt. Die Luft roch nach verschüttetem Öl und Erde.
    »Was sind das alles für Sachen?«, fragte Mark und ging langsam an den Regalen entlang.
    »Das ist meine Sammlung. Ich bin Hobby-Archäologe, könnte man wohl sagen. Bin auch viel mit dem Metalldetektor unterwegs – so habe ich die hier alle gefunden. Mittelalterliche und römische Münzen«, erklärte Chris Ward stolz und deutete auf eines der Aquarien, in dem sieben oder acht kleine Münzen liebevoll auf einem weißen Tuch arrangiert waren. »Und da ich auf Sanierungsarbeiten spezialisiert bin, begegnen mir natürlich alle möglichen Artefakte in den Gebäuden, an denen ich arbeite«, fügte er ein wenig steif hinzu.
    »Und sagen Sie den Eigentümern Bescheid, wenn Sie etwas finden?«, fragte Leah streng. Chris Ward presste die Lippen zusammen und wandte den Blick ab.
    »Früher schon, ganz am Anfang. Aber dann durfte ich …«
    »Sie durften die Sachen nie behalten? Ist Ihnen klar, dass man das als Diebstahl bezeichnen könnte, Mr. Ward?«
    Mark warf ihr einen warnenden Blick zu. »Aber vielen Dank, dass Sie uns das alles zeigen«, sagte er betont freundlich.
    Leah spähte in ein Aquarium mit einer Sammlung winziger Kinderschuhe. Die meisten waren sehr einfach, kaum mehr als ein gebogenes Stück Leder mit einer Schnur zum Zubinden. »Ich möchte wetten, dass die aus Strohdächern stammen. Stimmt’s?«, fragte sie. Der Bauhandwerker nickte widerstrebend. »Es soll großes Unglück bringen, sie zu entfernen, wissen Sie das denn nicht?«
    Der Mann zappelte einen Moment lang verlegen herum. »Hier sind die Sachen, nach denen Sie gefragt haben«, sagte er schließlich. »Das lag unter den Dielen auf der Ostseite. Die waren so lose, dass jeder sie hätte anheben könnten – dazu hätte man nicht mal Werkzeug gebraucht. Aber anscheinend hat das niemand getan. Die ganzen Jahre über.«
    »Außer, derjenige hätte seinen Fund nicht einfach mitgenommen«, erwiderte Leah.
    »Hören Sie mal, junge Frau – es gibt Tausende von Handwerkern, die das Zeug einfach mit dem restlichen Müll zusammengekehrt und auf die Deponie gefahren hätten, ohne einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, klar? Ich erhalte diese alten Sachen! Ich bewahre sie sicher auf!«
    »Leah, lass es einfach gut sein und sieh dir an, was er gefunden hat, ja?«, schlug Mark vor.
    Es war eine große Ledertasche mit einem langen Schulterriemen. Die Tasche maß etwa fünfundvierzig mal

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