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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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hölzerne Bank fühlte sich durch ihre Jeans kalt und feucht an, aber der Himmel war prächtig kobaltblau. Es war stiller jetzt, da der Berufsverkehr abgeflaut war, und der Park gegenüber der Bibliothek, auf der anderen Seite des Kanals, erschien ihr grüner als noch zwei Tage zuvor. Endlich hörte sie ein Knacken, als am anderen Ende jemand den Hörer abnahm.
    »Chris Ward Bausanierung«, krächzte eine raue Männerstimme.
    »Äh, hallo«, sagte Leah ein wenig erschrocken. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Kevin Knoll hat mich an Sie verwiesen – der Hausmeister der Bluecoat School in Thatcham. Soweit ich weiß, haben Sie dort letztes Jahr Renovierungsarbeiten durchgeführt?«
    »Ja, das stimmt«, sagte der Mann und wurde dann von heftigem Husten unterbrochen. Leah verzog das Gesicht und hielt das Handy ein Stück von ihrem Ohr entfernt, bis der Hustenanfall vorüber war. Sie konnte Ward keuchend nach Luft schnappen hören. »Ich fürchte, ich kann mir diese Woche nichts ansehen, um Ihnen einen Kostenvoranschlag zu machen. Ich bin krank«, sagte er.
    »Das höre ich – Sie klingen furchtbar.« Der Mann lachte heiser. »Aber ich brauche gar kein Angebot von Ihnen. Ich schreibe einen Artikel über die Bluecoat School, und ich hätte Ihnen gern ein paar kurze Fragen zu den Renovierungsarbeiten gestellt.«
    »Was für Fragen?« Bildete sie sich das ein, oder hatte sich ein abwehrender Unterton in seine Stimme geschlichen?
    »Na ja, über den Zustand des Gebäudes, bevor Sie mit der Arbeit angefangen haben, und wie viel von der ursprünglichen Bausubstanz Sie ersetzen mussten …«
    »Da müssen Sie wohl eher mit dem Hausmeister und dem Bauausschuss sprechen. Die haben alle Berichte, Vermessungen und so weiter«, unterbrach Chris Ward sie.
    »Und ich wollte Sie fragen, ob Sie während der Arbeit dort irgendetwas gefunden haben? Hinter dem Putz beispielsweise … oder unter den Bodendielen?«, fuhr Leah fort.
    Am anderen Ende herrschte verblüfftes Schweigen. Die Stille war spürbar aufgeladen und eindeutig unbehaglich.
    »Ob wir etwas gefunden haben? Nein, nein. Abgesehen von ein paar toten Ratten und einer Menge Staub. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann …«, sagte er in einem Tonfall, als wollte er das Gespräch beenden. Sie stellte sich vor, wie er den Hörer schon in Richtung Gabel bewegte.
    »Augenblick noch bitte – sind Sie ganz sicher? Wirklich gar nichts? Häufig haben die ursprünglichen Erbauer in solchen alten Gebäuden kleine Andenken zurückgelassen oder Münzen fallen lassen, die dann durch Ritzen zwischen den Dielen gerollt sind … Und Sie haben wirklich gar nichts gefunden?«
    »Überhaupt nichts. Ich muss jetzt Schluss machen – mein Hals. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte. Auf Wiederhören.« Er legte auf, und Leah lächelte in ihr stummes Handy. Sie ging wieder nach drinnen zu Mark, der immer noch fasziniert in das Mikrofiche-Lesegerät starrte.
    »Wo warst du?«, fragte er leise.
    »Ich hatte da so eine Idee – ich habe mir von Kevin Knoll die Nummer der Baufirma geben lassen und da angerufen.«
    »Welche Baufirma? Ach – von der Bluecoat School? Hast du jemanden erreicht?«
    »Ja. Der Mann behauptet, er hätte nichts gefunden.«
    »Und warum siehst du dann so erfreut aus?«, fragte er, als er zu ihr aufblickte.
    »Weil er lügt«, erklärte Leah.
    Chris Wards Firmenadresse entpuppte sich, wie Leah erwartet hatte, als Wohnhaus. Das moderne Backsteingebäude zwischen Newbury und Thatcham war groß und solide, und im Vorgarten lag eine Ansammlung grellbunter Plastikspielzeuge herum. Der Rasen war trotz der Jahreszeit makellos gepflegt.
    »An einem Werktag ist er aber wahrscheinlich nicht zu Hause, oder?«, bemerkte Mark, als Leah an der Straße parkte und sie ausstiegen.
    »Er ist zu Hause. Er ist krank – hat sich hundeelend angehört.«
    »Oh, gut. Dann ist er also schön geschwächt«, entgegnete Mark trocken. Leah warf ihm einen Blick zu, und er machte eine beruhigende Geste. »Aber bleib schön ruhig. Du kommst heute rüber wie ein Kriegsschiff.«
    »Ich bin ruhig! Ich meine, ich werde nett zu ihm sein.« Leah verlangsamte ihren zielstrebigen Schritt und atmete tief durch. »Und das muss ich mir von dem Mann sagen lassen, der mich zum Teufel geschickt hat, als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin«, fügte sie hinzu. Mark lächelte gutmütig und zuckte mit den Schultern.
    Als Chris Ward zur Tür kam, öffnete er sie nur einen Spaltbreit. Ein

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