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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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Kopf nicht.
    Sie wollte Griffin dazu benutzen, sich von ihrer Sorge um Robbie abzulenken. Es konnte nicht falsch sein, das zu tun. Er hatte sie verletzt. Er war es ihr schuldig.
    Griffin küsste ihre Schultern. Er fand die Stelle, die er als Erster entdeckt hatte, als sie siebzehn war. Wenn er hineinbiss, rasten Hitzeschauer über ihre Wirbelsäule.
    Alles war in weiches, warmes Dunkel gehüllt. Nicht die kalte Schwärze des Schachts da draußen, wo Robbie auf sie wartete, nein. Dies war eine lüsterne, warme Finsternis. Wenn man dieses Dunkel sehen könnte, dachte Jac, wäre es satt rotbraun und röche nach Rosen, Zimt und Moschus.
    Niemand außer Griffin hatte ihren Körper je dazu bewegt, diesen speziellen Geruch von sich zu geben. Als gäbe es einen Teil ihres Selbst, der sich nur unter seiner Berührung öffnete und erblühte, unter seinen Händen, seinen Fingern und Zähnen, seiner Zunge, seinem Schwanz.
    Nackt landeten sie in Jacs altem Zimmer und ließen sich auf das Bett fallen. Unter sich spürte sie die weiche taubenblaue Tagesdecke, auf sich seine rauen Hände.
    Sie hatten immer Gründe gehabt, leise zu sein. Auf demCollege und an der Uni lebten sie auf engstem Raum mit ihren Mitbewohnern zusammen. Wenn er sie nach Grasse zu ihrer Großmutter begleitete, mussten sie sich nachts vorsehen, niemanden aufzuwecken. Tagsüber unternahm Griffin mit Robbie und ihr Ausflüge zu archäologischen Fundstellen aus den Zeiten der Römer und Katharer. Wenn sie hungrig wurden, setzten sie sich in den Schatten, aßen Lavendelhonig auf Baguette mit Ziegenkäse und tranken fruchtigen Rosé. Wenn Robbie sich dann allein auf die Suche nach weiteren Entdeckungen begab, legten Jac und Griffin sich ins Gras und liebten einander, stets ein wenig hastig, damit sie fertig waren, ehe Robbie wiederkam.
    Jetzt mussten sie auf niemanden Rücksicht nehmen. Hier im Haus waren nur die Geister der L’Étoiles aus den vergangenen drei Jahrhunderten. Sie würden sicher keinen Anstoß daran nehmen, was zwischen Jac und Griffin war. Sie hatten Schlimmeres gesehen und getan.
    Plötzlich stieg ein Bild in ihr auf: eine Frau und ein Mann, die sich hier, in diesem Haus, in diesem Zimmer liebten, fast wie ein Doppelbild von Griffin und ihr. Sie rochen anders. Sauer, stechend. Nach altem Schweiß, nach Puder und Kerzenwachs. Gerüche, die Jacs Vater nie hergestellt hatte. Kombinationen, mit denen selbst Robbie und sie nicht experimentiert hatten. Vergessene Gerüche aus einer längst vergangenen Zeit.
    Die Frau – war es die aus Jacs Visionen? – weinte. Sie klammerte sich an den Mann und vergrub den Kopf an seiner Schulter. Ihre Tränen nässten seine Haut. Selbst als der Mann in sie eindrang, sie von innen so erfüllte, wie sie es längst nicht mehr für möglich gehalten hatte – wie auch Jac vergessen hatte, dass nur Griffin sie erfüllen konnte –, bat er sie noch flüsternd um Verzeihung. Sagte, es täte ihm so leid. Er habe sie nie verletzen wollen.
    Oder sagte Griffin diese Worte? Jac konnte die Gerüche, die Bilder, die Worte nicht mehr auseinanderhalten.
    Aus der Ferne nahm sie Geschrei und das Krachen zersplitternden Holzes wahr, dann schwere Schritte und einen neuen Geruch – den Geruch der Angst. Ein Schuss peitschte. Panik durchzuckte sie stärker als die Lust. Die Angst, dies könnte das letzte Mal sein, dass sie einander nahe waren. Würden sie einander verlieren, kaum, dass sie sich gefunden hatten?
    »Nicht jetzt, wo ich endlich weiß, dass du lebst«, schluchzte Marie-Geneviève. Oder war es Jac? Weinte sie? Waren es ihre Tränen, ihre Worte? Sie spürte Griffins Bewegungen. Es waren doch Griffins? Nicht die von Giles?
    Wieder trugen ihre Sinne sie davon. Wieder umgaben sie Gerüche. Rosen, Zimt, Moschus. Sie schmeckte ihre eigenen salzigen Tränen und die Süße seiner Lippen. Nichts trennte sie mehr. Nichts gab mehr zu erkennen, wo ihr Körper endete und seiner begann. Sein Duft war eine Droge. All dies und mehr hatten sie einander bedeutet. Mit ihren Körpern hatten sie eine ganze Welt erschaffen und waren doch nicht dort geblieben. Er nicht. Er hatte diese Welt verlassen. Hatte den Zauber hinter sich gelassen, jene alchemistische Magie, die mächtiger war als jeder Duft, den je ein Parfümeur erschaffen hatte. Dies war das Parfüm der Geheimnisse, und wer es roch, der konnte ewig leben.
    Jac hob sich ihm entgegen. Sie spiegelte seine Bewegungen, so dass ihre Knochen hart aufeinandertrafen. Sein Kopf war an ihrem Hals

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