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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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Wahrscheinlich hält keiner es mehr für wirklich zur Gemeinde gehörend, weil so lange niemand dort dauerhaft gewohnt hat.«
    »Ach, richtig. Wann sind die Gordhavos ausgezogen?«
    »Die Gordhavos?«
    »Ja.«
    »Die Gordhavos haben nie da gewohnt, meine Liebe. Das Haus hat den Blakemores gehört.«
    »Tut mir leid«, sagt Bridget. »Sie müssen bedenken, dass ich gerade erst hierher gezogen bin.«
    »Tut mir leid«, sagt auch Tina. »Ich vergesse immer, dass nicht jeder alles über Cornwall weiß. Blakemore. Das war hier in der Gegend einmal eine berühmte Familie. Der Name bedeutet trostloses Moor. Ganz wie bei Emily Brontë.«
    »Und, wer sind sie?«
    »Die Leute, die früher …« Sie lacht über sich, fährt fort: »Mrs Gordhavo war eine geborene Blakemore. Theresa Blakemore. Toms Mutter. Er hat das Anwesen von ihr geerbt. Na ja, im Prinzip gehört es noch immer ihr, da sie ja noch am Leben ist, aber sie hat seit Jahrzehnten keinen Fuß in dieses Haus gesetzt.«
    »Ach, richtig. Ich dachte, die Gordhavos seien …«
    »Ja, das sind sie«, sagt Tina. »Hier in der Gegend heiratet Land noch immer Land, glauben Sie mir.«
    »Und deshalb wohnen sie also nicht in dem Haus? Sie haben andere Häuser?«
    »Gewissermaßen. Ja, meine ich. Aber zudem glaube ich, dass sie das Haus nicht besonders mögen. Es hat ihnen in der einen oder anderen Hinsicht nicht viel Glück gebracht. Sie hat es bloß geerbt, weil ihr Bruder sich umgebracht hat. Sonst würde er jetzt darin wohnen.«
    »Er hat sich umgebracht?«
    Beide schauen zu ihrer Tochter hinüber. Wieder senken sie ihre Stimme. Keine möchte diejenige sein, die die beiden auf irgendwelche Gedanken bringt. Doch genauso wenig möchte sich Tina die Gelegenheit entgehen lassen, ein wenig Dorf-klatsch zu verbreiten.
    »Ja«, erzählt sie verschwörerisch. »Schon vor einer Ewigkeit. Die alte Mrs B. muss vor beinahe zwanzig Jahren gestorben sein, und er hat es vor ihrem Tod getan. Es gab hier die üblichen Spekulationen, dass die Mutter an gebrochenem Herzen gestorben sei, aber das glaube ich nicht. Nach allem, was man so hört, hatten eher eine lose Treppenstange, ein abgetretener Teppich und eine ordentliche Menge Whisky damit zu tun. Er hat sich erhängt. Unten in diesem alten Bootshaus. Mit seiner eigenen Krawatte, die er an einem Haken befestigt hat. Offenbar ein schrecklicher Anblick. Sie haben ein paar Tage gebraucht, bis sie ihn gefunden haben. Ich glaube, seit der Zeit vor dem Krieg war keiner mehr in diesem Bootshaus gewesen, deshalb haben sie da natürlich nicht als Erstes gesucht. So viel ich weiß, war er schon ganz schwarz, als sie ihn gefunden haben. Kein schöner Anblick, vermute ich mal.«
    »Wie schön«, sagt Bridget. Schaut wieder zu den Mädchen hinüber. Sie kehren ihnen den Rücken zu und kramen gerade einen Becher mit alten Perlen und Pailletten durch. Yasmin scheint endlich eine Seelenverwandte an der Prinzessinnenfront gefunden zu haben. Glitzernde Dinge werden sie noch stundenlang ablenken.
    »Was war der Grund?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube, das hat kaum jemanden gekümmert. Er war nicht gerade beliebt, daran erinnere ich mich. Ein ziemlicher Rüpel. Meine Mum hat uns immer vor ihm gewarnt. Ich dachte mir, das läge daran, dass er recht leicht reizbar war. Aber Sie wissen ja, wie Erwachsene so sind. Wollen einen nicht mit Schauergeschichten erschrecken. Jetzt, wo ich selbst ein Kind habe, frage ich mich manchmal, ob es ihr damals in Wirklichkeit darum ging, Sie wissen schon.«
    »Wie meinen Sie …?«
    »Tja, man soll über Tote ja nicht schlecht reden, aber Sie wissen schon. Man stellt sich halt unweigerlich Fragen.«
    »Na ja«, sagt Bridget.
    »Ich glaube nicht, dass sie, als sie dort gelebt haben, eine wirklich glückliche Familie waren. Selbst bevor er sich umgebracht hat. Mrs Gordhavos Vater ist in Tobruk verschollen, und sie haben sich immer vom Dorf abgekapselt, allerdings haben sie Leute dafür bezahlt, dass sie zu ihnen kommen und bei ihnen arbeiten, falls es ihnen gelungen ist, welche anzustellen. Die alte Lady war einer dieser altmodischen Snobs.«
    »Aber Snobs können durchaus glücklich sein.«
    »Das schon, ja«, sagt Tina. »Bis man alt wird und niemand kommt, der sich um einen kümmert, es sei denn, man bezahlt ihn dafür.«
    Sie lächelt, während sie das sagt, mit dieser Schadenfreude, die Leute häufig angesichts des Unglücks der Reichen an den Tag legen.
    Die Hintertür geht auf, und Jago kommt hereingestürmt, bleibt wie

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