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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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ist nicht mein Problem. Es steht mir nicht an, zu beurteilen, wie tief die Gefühle meiner Klienten gehen sollten. Mensch, wenn wir die Eignung der Leute, Eltern zu werden, nach Oberflächlichkeiten beurteilen würden, müssten die Kinder der meisten Medienstars im Heim untergebracht werden. Da geht es wahrscheinlich mehr um den Stolz als um alles andere. Er möchte nicht, dass diese Frau das Sagen hat. Na schön. Der Kerl möchte seine Tochter sehen. Und das ist ja kein Verbrechen, oder?
    »Okay, Mr Fletcher«, sagt er. »Ich schlage Ihnen vor, dass Sie noch einen Versuch starten, ob Sie jemanden finden können, der vielleicht eine Ahnung hat, wo sie hin ist.«
    »Diese verdammte Carol weiß es«, sagt Kieran. »Ich weiß,
    dass sie es weiß.«
    »Carol?«
    »Die Nachbarin. Einen Stock höher. Eine dieser Verbitterten. Kann Männer nicht ausstehen. Sie hat sich immer eingemischt, selbst als wir noch zusammen waren. Sie muss es wissen. Aber sie will es mir nicht sagen.«
    Hm, denkt Steve. Du hast selbst ein paar Probleme mit dem anderen Geschlecht, vermute ich. Was ja eigentlich nicht überraschend ist. Sobald es um Scheidung geht, hat jeder einiges dazuzulernen.
    »Hat sie Eltern? Verwandte? Bei denen sie sein könnte?«
    Fletcher schüttelt den Kopf. »Tot. Einzelkind. Da ist niemand, zu dem sie Kontakt hat.«
    »Und diese Nachbarin?«
    »Die hasst mich. Ich glaube, die meinte mal, bei mir landen zu können. Zurückgewiesene Frau und das alles.«
    Mag ich diesen Mann? Nein. Aber es ist nicht mein Job, meine Klienten zu mögen. Mein Job ist, das zu tun, wofür sie mich bezahlen.
    »Na ja, denken Sie, dass Sie es noch einmal versuchen könnten?«
    »Glauben Sie nicht, dass ich es schon versucht habe?« Seine Augen blitzen verärgert auf, wie bei einem Teenager, den man aufgefordert hat, sein Zimmer aufzuräumen. »Ich hab es Ihnen bereits gesagt! Es besteht keine Chance, dass die mir einen Gefallen tut.«
    »Okay. Okay. Na ja, dann sage ich Ihnen, was wir tun werden. Sie kommen in ein paar Tagen wieder und bringen so viele Informationen mit wie nur möglich. Die Nummer ihres Personalausweises. Krankenversicherungsnummer. Details über ihren Führerschein, falls Sie die haben. Irgendwelche anderen Namen. Informationen über ihre Bankverbindungen. Die müssten Sie doch zumindest über die Datenbanken erhalten. Und ein Foto wäre natürlich nützlich.«
    Kieran Fletcher blickt erstaunt drein. Das ist keiner, der lange auf sentimental macht. Dann sagt er: »Ja. Ja, ich habe eins. Weil Yasmin auch drauf ist. Aber es ist schon ein paar Jahre alt.«
    »Besser als nichts«, antwortet Steve. »Na ja, ich muss Sie bitten, jedes Detail aufzuschreiben, das Ihnen einfällt. Wie sie aussehen. Was sie machen. Welche Ausbildung sie hat. Wie sie möglicherweise ihren Lebensunterhalt verdient. Ihre Hobbys. Lauter solche Sachen. Alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Sie wird irgendwie Geld verdienen müssen, und falls nicht, dann wird sie sich beim Arbeitsamt melden.«
    »Sie war Floristin«, sagt Kieran skeptisch.
    »Das ist ja schon einmal etwas.« Er macht sich wieder eine Notiz. Floristen arbeiten mit Großhändlern zusammen, mit Lieferanten, werden in den Gelben Seiten geführt. »Nun, es ist nicht hoffnungslos, auf keinen Fall. Ständig versuchen Leute unterzutauchen, aber am Ende gibt es gewöhnlich belastende Unterlagen, die zu ihnen führen. Hat sie ein Handy?«
    »Ja, ein Handy kann sie sich natürlich leisten.«
    »Gut. Und haben Sie versucht, sie anzurufen?«
    Wieder dieses Aufblitzen. »Natürlich. Sie hat aufgelegt. War ja klar.«
    »Und die Rechnungen gehen an …?«
    »Prepaid.«
    »Ach.«
    Eine Weile sagt keiner ein Wort. Fletcher zieht wieder eine Zigarette heraus, zündet sie an und mustert sein Gegenüber. »Ich möchte wissen, wo sie sind«, sagt er. »Das darf man ihr doch nicht durchgehen lassen. Finden Sie sie einfach für mich, okay?«

30
    »Igitt.«
    Bridget unterdrückt den Drang, die Augen zu verdrehen. Die Igitt-Phase wird vorübergehen. Sie wird vorübergehen wie Thomas, die kleine Eisenbahn und Pingu sowie die Phase, als sie ihre Windel immer herunterzog, um nachzuschauen, was drin war. Das geht vorbei.
    »Kaninchenscheiße«, sagt Yasmin.
    »Kaninchen-Aa«, erwidert Bridget. »Das ist Kaninchen-Aa.« Zu spät bemerkt sie, dass sie sich in eine Sackgasse manövriert hat.
    »Dann eben Kaninchen-Aa.«
    »Früher hast du Erbsen gemocht.«
    »Lily sagt, dass das Kaninchenscheiße ist. Sie sagt, die Kaninchen

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