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Das Haus des Daedalus

Titel: Das Haus des Daedalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Beziehungen gehen auseinander, so was passiert. Andere werden auch damit fertig.«
    »Aber nicht so! Nicht auf dieser Weise!« Er war wütend, aber es war ein kühler, beinahe gelassener Zorn, der ihm zudem ein Gefühl der Überlegenheit gab, das trügerisch, sogar gefährlich sein mochte. In Wahrheit war er viel zu geschwächt für jede Art von Konflikt. »Du hast mir noch nicht verraten, was du hier im Vatikan zu suchen hast«, sagte er ein wenig ruhiger.
    »Es wird dir nicht gefallen«, sagte sie.
    »Ach ja?« Er wollte auf sie zugehen, aber er hatte noch immer weiche Knie. Ärgerlich über sich selbst, blieb er am Fenster stehen.
    »Machst du gemeinsame Sache mit Trojan und den anderen?«
    Sie legte die Stirn in Falten, wie sie es früher oft getan hatte, wenn er etwas ausgesprochen Dummes gesagt hatte … oder etwas, das sie dafür hielt. »Ist das wirklich deine Meinung?«
    »Nach allem, was du getan hast? Glaub mir, Miwa, meine Meinung willst du bestimmt nicht hören!«
    Sie lächelte sanft. »Du bist wütend. Und du hast allen Grund dazu. Ich … entschuldige mich.«
    »Du entschuldigst dich?« Er konnte nicht fassen, was er da hörte.
    »Und du glaubst, dann ist alles wieder so wie früher?«
    »Nein«, erwiderte sie bestimmt. »Ich habe es ernst gemeint, als ich mich von dir getrennt habe. Alles, was ich möchte, ist, daß du mir verzeihst.«
    »Liebe Güte, Miwa …« Etwas war falsch. Verzweifelt versuchte er, das Chaos in seinem Kopf zu entwirren. Er war kurz davor, auf etwas zu stoßen. Aber er kam nicht dahinter, was es war.
    Statt dessen fragte er erneut: »Warum bist du wirklich hier?«
    »Du willst tatsächlich die Wahrheit hören?«
    »Gottverdammt, Miwa!«
    Sie atmete tief durch. »Wie du willst. Deine Freundin, die Shuvani, hat mich angerufen.«
    Einen Moment lang starrte er sie ungläubig an, dann lachte er.
    »Komm schon, du mußt dir etwas Besseres einfallen lassen als …«
    »Das ist die Wahrheit«, unterbrach sie ihn. »Sie hat mich angerufen. Sie wußte die ganze Zeit, wo ich zu erreichen war. Aber sie mochte mich nicht, das weißt du. Deshalb wollte sie nicht, daß du Kontakt zu mir aufnimmst.«
    »Und weil sie dich nicht mochte, hat sie dich angerufen?«
    »Nein … weil sie Hilfe brauchte. Weil sie der Ansicht war, daß du ihr nicht mehr helfen würdest.«
    »Nicht mehr helfen? Ich …«
    »Hör mir zu, Jupiter! Die Shuvani brauchte Geld. Ihr war klar, daß die Scherbe einiges wert war. Du warst hier, um sie zu beraten. Aber was hast du getan? Du hast dich in diese dumme Geschichte über Piranesi, die Carceri und diesen Geheimbund verrannt. Die Shuvani hat erkannt, daß du die Scherbe nicht verkaufen würdest, nicht, bevor du die Sache aufgeklärt hast. Sie hat die Scherbe ausgetauscht und mich angerufen, damit ich ihr helfe, sie an den Mann zu bringen. Sie hat mich vielleicht nicht gemocht, aber sie wußte genau, daß ich genug Leute kenne, um ein kleines Vermögen für sie rauszuholen. Deshalb bin ich nach Rom gekommen. Wegen vierzig Prozent Provision.«
    Ihm war, als zöge jemand den Boden unter seinen Füßen weg. »Bei mir waren es immerhin fünfzig«, sagte er schwach, einfach nur, um irgend etwas zu sagen.
    Sie nickte gelassen. »Fünfzig Prozent von nichts … gegen vierzig Prozent von … sehr viel. Klingt für mich, als hätte ich den besseren Deal.«
    Draußen flog ein Hubschrauber vorüber, und im ersten Moment glaubte Jupiter, er würde auf dem Platz vor dem Fenster landen. Dann aber erkannte er, daß es ein Helikopter der Polizei war, der über die Gärten hinwegflog und einen Augenblick später aus seinem Sichtfeld verschwand.
    »Ich war in Mailand, als sie mich anrief«, fuhr Miwa fort. »Es hat nur ein paar Stunden gedauert, hierherzukommen. Und nur ein paar weitere, mich in den Vatikan einzuschmuggeln.«
    Jupiter versuchte ihr mühsam zu folgen, aber er war noch immer viel zu langsam. Immer wieder wurden seine klaren Phasen von Schwindelschüben durchbrochen. »Du hast gesagt, du wolltest die Scherbe verkaufen. Wieso bist du damit in den Vatikan gegangen?«
    Miwa lächelte spitzbübisch. »Ehrlich gesagt, habe ich es mir leichtgemacht. Ich habe mir überlegt, wer wohl am meisten für die Scherbe bieten würde.«
    »Die Adepten?«
    »Wer sonst?«
    »Aber sie haben Babio ermordet! Wie konntest du annehmen, daß sie dir einfach ein Bündel Geldscheine in die Hand drücken und dich gehen lassen?«
    »Die Shuvani hat mir ein wenig über diese Adepten erzählt. Ihr beiden,

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