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Das Haus des Daedalus

Titel: Das Haus des Daedalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Platte nur verkaufen. An der Wahrheit hat ihr nicht viel gelegen.«
    »Sie ist tot, Jupiter. Und sie ist wegen der Platte umgebracht worden. Ich kann jetzt nicht einfach aufgeben!« Coralina sah ihn erwartungsvoll an. »Ich gehe auch ohne dich, wenn es sein muß.«
    Er schüttelte den Kopf. »Und Athen?«
    »Steht seit ein paar tausend Jahren. Es wird uns nicht weglaufen.«
    Sie lächelte, obwohl ihre Augen immer noch rot und tränenunterlaufen waren. Es gab nichts, das er ihr in diesem Moment ausgeschlagen hätte.
    »Einverstanden.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Hals und küßte ihn. Ihre Lippen schmeckten salzig.
    Sie verließen das Terminal durch eine der Glastüren und gingen zurück zum Parkplatz.
    Sie waren keine fünfzig Meter mehr vom Lieferwagen entfernt, als Jupiter Coralina zurückhielt.
    »Warte!«
    »Was ist?«
    Rasch zog er sie hinter einen alten Ford in Deckung. »Runter!«
    Sie sah erst ihn an, dann versuchte sie, durch die Seitenscheiben des Ford einen Blick auf den Lieferwagen zu erhaschen. Aber es standen zu viele Fahrzeuge dazwischen.
    »Wir werden erwartet«, sagte er.
    Coralinas Miene verdüsterte sich. Für kurze Zeit war ihre Trauer wie weggewischt. Sie richtete sich ein wenig auf, um vorsichtig über das Autodach hinwegschauen zu können. Auch Jupiter wagte einen weiteren Blick.
    Zwei Männer standen mit dem Rücken zu ihnen neben dem Lieferwagen. Auf dem Zufahrtsweg zur Parkreihe, in der der Lieferwagen stand, glänzte das Dach eines silbernen BMW.
    »Ich glaube, das sind zwei von denen, die das Haus in Trastevere angezündet haben«, sagte Jupiter.
    Coralina fluchte leise. »Und was jetzt?«
    Er wies mit einem Nicken zum Lieferwagen. »Sieh mal.«
    Selbst auf diese Distanz konnten sie durch die Scheiben des Wagens ein bleiches Gesicht erkennen. Das kalkige Gesicht unter dem weißblonden Haar war unverkennbar. Jetzt trat Landini um das Fahrzeug herum und gesellte sich zu den beiden anderen Männern.
    Jupiter warf Coralina einen Seitenblick zu. Haßerfüllt starrte sie zu Landini hinüber.
    »Wir können nichts tun.« Beschwichtigend ergriff er ihre Hand.
    Sie nickte verbissen und schwieg.
    Angespannt beobachteten sie die drei Männer am Lieferwagen. Landini traf eine Entscheidung. Alle drei gingen zurück zum BMW und stiegen ein.
    »Sie lassen keine Wache zurück«, flüsterte Jupiter, ehe ihm klar wurde, daß die Männer ihn ohnehin nicht hören konnten. »Wahrscheinlich nehmen sie an, daß wir schon unterwegs sind.«
    »Sie werden im Terminal nach uns suchen«, vermutete Coralina.
    »Genau. Das gibt uns genug Zeit, um abzuhauen.«
    »Ich hab mit Kreditkarte bezahlt«, sagte sie niedergeschlagen.
    »Glaubst du, sie können …«
    »Vielleicht über die Vatikanbank«, meinte er schulterzuckend.
    »Mach dir keine Gedanken. Du hast genau das Richtige getan.«
    »Das war leichtsinnig.«
    »Wäre es dir lieber, ich säße jetzt mit nacktem Hintern hier?«
    Zum ersten Mal seit langem grinste sie ihn wieder richtig an.
    Der BMW setzte sich in Bewegung.
    »Paß auf«, zischte Coralina, »die kommen genau auf uns zu!«
    Gebückt umrundeten sie den Ford. Gerade noch rechtzeitig tauchten sie hinter der Motorhaube unter, als der silberne Wagen an ihnen vorüber fuhr.
    »Haben die uns gesehen?«
    »Ich glaube nicht. Komm, schnell.« Er lief los, Coralina folgte ihm. Sie huschten zwischen den geparkten Wagen hindurch, mußten hin und wieder einen Haken schlagen, wenn zwei Stoßstangen zu dicht beieinanderstanden, und schauten sich immer wieder nach Landinis BMW um. Inmitten der zahllosen Autodächer war er nicht mehr zu sehen.
    Sie erreichten den Lieferwagen und sahen, daß auf der Beifahrerseite die Scheibe eingeschlagen war. Coralina schloß auf, sprang hinters Steuer und entriegelte die Seitentür. Der Beifahrersitz war voller Scherben.
    Sie suchte erneut nach dem BMW und entdeckte sein silbernes Dach zwischen denen der übrigen Autos, bedrohlich wie eine Haifischflosse in einem Meer aus Blech. Er befand sich in einer parallelen Fahrschneise und kam wieder näher.
    »Warum suchen die uns nicht im Flughafen?« fragte sie gehetzt.
    Jupiter wischte mit einem Zipfel der Wolldecke die Glasscherben aus dem Wagen. »Vielleicht haben sie uns doch gesehen.« Er stieg ein und zog die Tür zu. »Mich interessiert viel mehr, was die hier drinnen gesucht haben.«
    »Vielleicht Notizen über Abflugzeiten oder irgendeinen Hinweis auf unser Ziel.«
    Coralina startete den Motor,

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