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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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hinunterspülte. Schließlich rülpste
er, streckte sich und blickte strahlend in der Schenke umher. Dann
winkte er Talbot heran.
    »Master Miles -
eine Gefälligkeit!«
    »Was Ihr
wünscht, Sir John.«
    »In deinem Haus
verkehrt - besser gesagt, verkehrte - der verstorbene Konstabler
des Tower, Sir Ralph Whitton?« Talbots Miene wurde wachsam.
»Hin und wieder«, brummelte er. »Er traf sich
hier jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit zwei Hospitalitern und
anderen.«
    »Ach, komm
schon, Miles. Ich bin nicht dein Feind. Du kannst mir vertrauen.
Worüber haben sie geredet?«
    Talbot trommelte mit
seinen runden Fingern auf dem Tisch. »Die saßen wie
Ihr, Sir John, ein gutes Stück abseits von den anderen. Sowie
ich oder einer der Hausburschen in ihre Nähe kam, sagten sie
kein Wort.«
    »Und ihr
Benehmen? Waren sie bedrückt oder
fröhlich?«
    »Manchmal
lachten sie, aber meistens taten sie sehr geheimnisvoll. Oft
gerieten die beiden Hospitaliter in Streit mit Sir Ralph, und dann
wurde er ziemlich feindselig und blaffte sie an.«
    »Sonst noch
was?«
    Talbot schüttelte
den Kopf und wandte sich ab. Cranston sah Athelstan an, schnitt
eine Grimasse und zuckte die Achseln. Plötzlich stand der Wirt
wieder am Tisch.
    »Eines
noch«, sagte er. »Etwas war merkwürdig: Vor
ungefähr drei Jahren, zu Weihnachten, kam ein Fremder
herein.«
    »Wie sah er
aus?«
    »Daran kann ich
mich nicht erinnern, aber er hatte etwas Besonderes an sich. Er
verbarg sich unter Mütze und Kapuze, redete aber wie ein
Soldat. Er wollte wissen, ob Sir Ralph hier trank. Ich sagte, ich
wüßte von nichts. Er verschwand, und ich habe ihn nie
wiedergesehen.« Talbot lächelte bedauernd. »Sir
John - auf meinen Eid, aber das ist alles, was ich
weiß.«
    Der Coroner saß
mit geschürzten Lippen da und starrte auf die leeren Teller
und Schüsseln, als wünschte er sich, das Essen, das er
verzehrt hatte, möge auf magische Weise wiedererscheinen.
Athelstan musterte ihn aufmerksam und ein bißchen besorgt,
denn eigentlich hätte Sir John inzwischen längst nach
mehr Rotwein oder spanischem Weißen brüllen müssen.
»Mylord Coroner?«
    »Ja, Bruder
Athelstan?«
    »Wir müssen
ein paar Schlußfolgerungen zum Tode Sir Ralphs
verfassen.«
    Cranston pustete
geräuschvoll. »Was können wir
sagen?«
    »Erstens werdet
Ihr mir sicher zustimmen, daß Sir Ralph nicht ermordet wurde,
weil er Konstabler im Tower war, ich meine, von irgendwelchen
Bauern, die Verrat und Aufstand planen.«
    »Da stimme ich
dir zu, Bruder, aber der Mörder könnte trotzdem von
draußen gekommen und ein Berufsmörder gewesen sein. Es
gibt genug ehemalige Soldaten in der Stadt, die ihrer eigenen
Mutter die Kehle durchschneiden würden, wenn der Preis
stimmt.«   
    Athelstan strich mit
dem Finger über den Rand des Weinbechers.
    »Das würde
ich gern glauben, Sir John, aber trotzdem: Es sieht nicht danach
aus.« Er hob die Schultern. »Diskussionshalber
können wir mal annehmen, daß der Mörder den
zugefrorenen Graben überquert, die Nordbastion erklettert, die
Fensterläden geöffnet und Sir Ralph lautlos die Kehle
durchgeschnitten hat.«
    »Das ist
möglich und so geschehen, mein guter
Priester.«
    »Natürlich«, fuhr
Athelstan fort, »kann der Mörder auch jemand im Tower
gewesen sein, der wußte, wo Sir Ralph schlief, und die
Gelegenheit nutzte, die der zugefrorene Wassergraben ihm bot, um zu
den Trittkerben in der Mauer der Nordbastion zu gelangen. Entweder
hat der Mörder die Tat selbst ausgeführt oder jemanden
dafür bezahlt, daß der es tat.«
    Cranston nahm einen
großen Schluck Wein. »Fügen wir die beiden
Möglichkeiten mal zusammen. Sagen wir diskussionshalber,
daß Anstifter und Mörder ein und dieselbe Person sind.
Buchstäblich jeder von denen, die wir befragt haben -
einschließlich Mistress Philippa, die vielleicht ein
bißchen rundlich, aber sehr leichtfüßig, jung und
beweglich ist -, könnte auf diesen Turm geklettert
sein.«
    »Aber sie haben
praktisch alle eine Geschichte, die den Zeitraum
abdeckt.«        
    Cranston nickte.
»Die haben sie. Und nachzuweisen, daß einer von ihnen
lügt, wäre eine Aufgabe für den Teufel.
Außerdem - ist dir aufgefallen, daß jeder außer
dem Kaplan einen Zeugen hat, der seine Geschichte bestätigen
kann? Das bedeutet«, folgerte Cranston, »daß wir
es womöglich mit zwei Mördern zu tun haben statt mit
einem. Die beiden Hospitaliter. Sir Fulke und Rastani. Philippa und
ihr junger Liebhaber. Colebrooke und einer

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