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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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und er sprang von einer Klippe in einen der
lieblichen Flüsse in South Yorkshire. Er war der tapfere junge
Ritter, der die Mauern von Alexandria erstürmte und den
anderen zurief, sie sollten ihm folgen. Und dann -
Dunkelheit.   
    Mowbrays Körper
schlug krachend auf dem Boden auf, und als sein Kopf auf die
scharfen, vereisten Steine traf, zerspritzte sein Gehirn. Er zuckte
noch einmal und lag dann still; nur eine sterbende Hand schob sich
tastend unter den Mantel zu der Tasche mit dem gelben Pergament,
auf das ein Schiff gezeichnet war, mit dunklen Kreuzen in jeder
Ecke.

6. Kapitel
    Athelstan stand vor
seiner Kirche und schaute voll ungläubiger Freude in den
blitzblauen Himmel. Die frühe Morgensonne tanzte schimmernd
auf den schneebedeckten Dächern seiner Pfarrei. Der
Ordensbruder atmete tief durch und seufzte. Er hatte gut
geschlafen, war früh aufgewacht, hatte das Offizium
gesprochen, die Messe gefeiert, gefrühstückt und dann das
Haus und Philomels Stall ausgefegt. Auf dem Friedhof war er auch
schon gewesen. Die Aussätzigen waren fort und alle Gräber
unberührt. Athelstan war zufrieden, um so mehr, weil das kalte
Winterwetter sich so plötzlich aufgeheitert hatte, als wolle
Christus höchstpersönlich an seinem hohen Festtag
schönes Wetter haben. Athelstan schaute sich um und
lächelte Cecily zu, die die Kirchentreppe fegte. Sie
lächelte und schaute dann mit unergründlichem Blick zu
Huddle hinüber, der verträumt mit Holzkohle eines seiner
kraftvollen Gemälde für die Kirche
skizzierte.        
    »Laß dich
nicht ablenken, Cecily«, brummte Athelstan, streckte sich und
wandte das Gesicht zur Sonne. »Gelobt seist Du, O
Herr«, betete er, »für den Bruder Tag. Gelobt
seist Du, O Herr«, fuhr er im Sonnengesang des heiligen Franz
von Assisi fort, »für unsere Schwester, die Mutter
Erde.« Er schnupperte und rümpfte die Nase. »Auch
wenn sie in Southwark eher nach saurem Gemüse und Müll
stinkt«, fügte er im stillen hinzu. Andere schöne
Morgen fielen ihm ein, auf dem Bauernhof seines Vaters in Sussex,
und gleich schien die Sonne weniger hell zu strahlen. »Seid
ihr glücklich, Pater?«
    Athelstan
lächelte Benedicta an. »Ja. Du bist heute nicht bis zum
Ende der Messe geblieben!«
    »Ich konnte
nicht, Pater - hattet Ihr das vergessen?«
    Athelstan fiel das
Datum ein, und er verzog das Gesicht. Nein, Simon, den Zimmermann,
hatte er nicht vergessen - eines seiner ungeratenen Pfarrkinder,
einen rotgesichtigen, vierschrötigen Mann voller Jähzorn
und mit einem langen walisischen Dolch. Vor zwei Wochen hatte Simon
nach einem Saufgelage in der Old Fish Street ein Mädchen
vergewaltigt und danach brutal verprügelt. Man hatte ihm im
Rathaus den Prozeß gemacht, und morgen würde er
hängen. Simon besaß weder Familie noch Freunde, und vor
drei Tagen hatte der Gemeinderat Athelstan und Benedicta gebeten,
den Unglücklichen noch einmal zu besuchen. Der Ordensbruder
hatte Cranston sogar um Umwandlung des Urteils gebeten, aber der
Coroner hatte bedauernd den Kopf geschüttelt.
    »Bruder«,
hatte er gesagt, »selbst wenn ich wollte, ich könnte
wenig tun: Das Mädchen ist erst zwölf Jahre alt und wird
nie mehr laufen können. Der Kerl muß
sterben.«
    Athelstan schaute zum
Himmel. »Gott im Himmel, erbarme Dich seiner«, sagte er
leise. »Und hilf auch seinem armen Opfer!«
    »Was sagt Ihr,
Pater?«
    »Nichts,
Benedicta, gar nichts.« Athelstan wollte gerade in die Kirche
zurückgehen, als ein junger Bote schlitternd um die Ecke kam
und seinen Namen rief. Athelstan stöhnte auf. »Was
gibt’s, Mann?« Als wüßte er es nicht schon
längst.
    »Sir John
Cranston erwartet Euch, Pater, in der Taverne Zum Goldenen Lamm
beim Rathaus. Er sagt, es sei dringend, Pater. Ihr müßt
sofort kommen.«
    Athelstan fischte
einen Penny aus seiner Geldbörse und warf ihn dem Jungen zu.
»Lauf zu Sir John und sag ihm, er soll bleiben, wo er ist,
und nicht zuviel trinken. Ich bin bald da.«
    Athelstan nahm die
Schlüssel zur Kirche, die er an einer Schnur um den Leib trug,
und drückte sie Benedicta in die weiche, warme
Hand.
    »Kümmere
dich um die Kirche«, bat er.
    Ihre Augen weiteten
sich in gespieltem Erstaunen. »Als Frau verantwortlich
für die Kirche, Pater? Als nächstes werdet Ihr sagen,
Gott liebe die Frauen mehr als die Männer, weil er Eva erst im
Paradies erschaffen hat und nicht vorher wie
Adam.«
    »Es heißt
aber auch, die Schlange habe das Gesicht eines Weibes
gehabt.«
    »Aye, und das
verlogene

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