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Das Haus des roten Schlächters

Das Haus des roten Schlächters

Titel: Das Haus des roten Schlächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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werden. Büttel
vertrieben mit stahlbeschlagenen Stöcken das freilaufende
Geflügel oder machten dem Gekläff wilder, gelber Hunde ein Ende, und
Gemeindediener versuchten, ein merkwürdiges, wie eine Elster
in schwarzweiße Lumpen gekleidetes Geschöpf zu
vertreiben, einen Burschen, der lautstark behauptete, in seinem
ramponierten Lederkoffer ein paar der wunderbarsten Reliquien der
Christenheit zu haben. »Einen Zahn von Karl dem
Großen!« schrie er. »Zwei Beine des Esels, der
Maria trug! Den Schädel eines Dieners des Herodes und ein paar
von den Steinen, die Christus in Brot
verwandelte.«
    Athelstan blieb stehen
und hielt die Büttel zurück, die den armen Kerl
bedrängten.
    »Du sagst, du
hast einen von den Steinen, die Christus in Brote verwandelt
hat?«
    »Jawohl,
Bruder.« Die Augen des Reliquienhändlers leuchteten in
Vorfreude auf den Gewinn.
    »Aber Christus
hat keine Steine in Brot verwandelt. Der Teufel wollte, daß
er das tut, aber Christus hat abgelehnt.«
    Cranston grinste und
kam näher, um zu sehen, wie der Scharlatan reagieren
würde. Der Reliquienhändler leckte sich die trockenen
Lippen.
    »Natürlich
hat er es getan, Bruder«, antwortete jener halb
flüsternd. »Ich weiß es aus zuverlässiger
Quelle: Nachdem Satan gegangen war, hat Christus das gemacht. Und
sie dann wieder zurückverwandelt in Steine, um zu beweisen,
daß er sich nicht in Versuchung führen läßt.
Das Stück kostet dich nur einen Penny.«
    Athelstan holte eine
Münze hervor.
    »Hier.« Er
drückte dem Burschen das Geld in seine schmierige Pfote.
»Das ist nicht für den Stein. Behalte es nur. Als
Belohnung für deinen Einfallsreichtum.«
    Der Mann glotzte ihn
mit offenem Mund an; über die Schlagfertigkeit des
Reliquienhändlers leise lachend, ritten Athelstan und Cranston
weiter. Sie kamen an St. Pauls Littlegate vorbei, wo ein
Laienbruder Leprakranke mit verschimmeltem Brot und verfaultem
Schweinefleisch fütterte, wie es von den Stadtvätem
bestimmt worden war, die glaubten, eine solche Diät werde den
Kranken helfen. Cranston schaute angewidert.
    »Meinst du, das
hilft wirklich?« fragte er Athelstan.
    »Was, Sir
John?« 
    »Solches Essen -
hilft es den
Leprakranken?«       
    Athelstan schaute
hinüber zu den grau verhüllten Gestalten mit ihren
Stäben und Almosenschüsseln. »Ich weiß es
nicht«, sagte er leise. »Vielleicht.«
    Die Aussätzigen
ließen ihn an die beiden denken, die auf dem Friedhof von St.
Erconwald hausten. Eine Erinnerung regte sich, aber er konnte
nichts damit anfangen und schob sie beiseite.
    Die beiden bogen von
der Friday Street ab in eine kleine Gasse, und Cranston fragte
Vorübergehende lautstark nach dem Weg zu Parchmeiners Laden.
Sie fanden ihn an der Ecke zur Bread Street in einem schmalen,
einstöckigen Haus mit dem Laden im Erdgeschoß und einer
Wohnung darüber. Davor war ein Stand aufgebaut, der wegen des
unfreundlichen Wetters leer war; also öffneten sie die
Ladentür und gingen hinein. Athelstan schloß sofort die
Augen und genoß den süßen Duft von
frischgebürstetem Pergament und Velin. Der Geruch erinnerte
ihn lebhaft an die wohlbestückte Bibliothek und die stille
Schreibstube seiner Novizenzeit in Blackfriars. Der Laden war ein
kleiner, weißgekalkter Raum; auf den Regalen an den
Wänden stapelten sich Pergamentbögen, Tintenhörner,
Bimssteine, Federkiele und alles andere, was in einer Bibliothek
oder Schreibstube gebraucht wurde.
    Geoffrey saß an
einem kleinen Schreibpult. Er erhob sich lächelnd, um sie zu
begrüßen.
    »Sir
John!« rief er. »Und Bruder Athelstan! Seid mir
willkommen.« Er verschwand nach hinten in die Dunkelheit und
kehrte mit zwei Schemeln zurück. »Bitte setzt Euch.
Mögt Ihr Wein?«
    Überraschenderweise
schüttelte Cranston den Kopf.
    »Ich trinke nur,
wenn Sir John es auch tut«, sagte Athelstan
spöttisch.
    Der
Pergamenthändler grinste und setzte sich wieder hinter sein
Pult.
    »Nun, was kann
ich für Euch tun? Ich glaube kaum, daß Ihr Pergament
oder Velin kaufen wollt - obwohl ich, Bruder, das beste in der
Stadt führe. Ich bin Mitglied der Zunft, und alles, was ich
verkaufe, trägt das Zunftzeichen.« Geoffreys
gutmütiges Gesicht legte sich in kleine Lachfältchen. Er
schüttelte den Kopf. »Aber Ihr seid sicher nicht zum
Kaufen hier.« Sein Gesicht wurde wieder ernst. »Es geht
um die Sache im Tower, nicht wahr?«
    »Nur eine
Frage«, sagte Cranston und rutschte unbehaglich auf dem
kleinen Schemel herum. »Sagt Euch der Name

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