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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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für mich erledigen zu können.«
    Sie starrten sich an. Dann sagte Vin: »Wer hat sie hier herunter geschickt?«
    »In Gottes Namen! Mann, die stecken ihre Nase jetzt überall hinein. Es war wahrscheinlich eine Idee des Inspektors.«
    »Nur eine Idee? Hast du etwa vergessen, daß Dickenson damals kam, um mich zu holen? Hast du etwa vergessen, daß in diesem Tal keine Kuh kalbt und keine Frau schwanger wird, ohne daß bereits Stunden später in jedem Cottage und jedem Bauernhaus darüber getratscht wird? Tom Collins hat mich neulich gesehen, als ich mit ihr in den Hügeln spazieren ging. Sie wußten alle, daß ihr Mann nur selten hier war. Sie wissen, wie man zwei und zwei zusammenzählt. ›Er hat für eine Frau einen Burschen getötet‹ höre ich sie sagen, ›was sollte ihn davon abhalten, es noch einmal zu tun?‹«
    »Vin … komm mal her, Junge.« Obwohl er nur halb so groß war wie sein Sohn, packte Sean Vincents Arm, führte ihn in die Werkstatt und schloß die Tür. Er lehnte sich dagegen und sagte: »Sag es mir, und ich werde dir jedes Wort glauben. Was genau hast du getan, nachdem ich dich aus der Tür geschoben habe?«
    Vincents Kiefer mahlten, die Knochen traten deutlich hervor. Er sah seinen Vater an und schwieg für einen Augenblick, bevor er überdeutlich sagte: »Ich ging ans Ende der Terrasse. Ich war benommen. Ich lief den Hügel hinunter. Dann fragte ich mich, wieso ich dir eigentlich gehorchte, und kehrte um. Aber ich ging nicht auf die Terrasse, um nicht gesehen zu werden. Ich blieb unten an der Mauer. Die Schmerzen in meiner Schulter machten mich fertig, mir war schwindelig, also setzte ich mich auf einen Felsen und legte den Kopf in die Arme. Da hörte ich plötzlich die Tür und sah ihn weggehen. Ich wollte hinter ihm her, aber es ging einfach nicht, und ich wußte, daß ich Glück hatte, in dieser Verfassung zu sein. Ich sagte mir immer wieder: Laß ihn gehen! Laß ihn gehen! Doch schließlich kam ich auf die Beine. Ich ging in dieselbe Richtung, in die er gegangen war, und von der Rückseite des Hauses aus entdeckte ich ihn weiter unten. Dann gingen die Autoscheinwerfer an, und ich wußte, daß er längst weg sein würde, wenn ich bei ihm ankäme. Aber ich wollte ihm gar nicht nach, ich wollte nicht mit ihm zusammentreffen. Dann verschwanden die Lichter, und ich dachte, er hätte den Wagen zurückgesetzt, obwohl ich mich nicht daran erinnern konnte, daß die Lichter sich bewegt hatten. Ich war benommen. Schließlich glaubte ich dich rufen gehört zu haben. Also ging ich ins Haus zurück, und als Constance mich sah, fing sie an zu weinen … zu schreien. Das ist alles. Und? Glaubst du mir auch nur ein Wort davon?«
    »Ja, das tue ich, Vin. Nur, wohin, in Gottes Namen, ist er gegangen? Er muß die Scheinwerfer angemacht haben und dann wieder aus, weil das Auto nicht angesprungen ist. Was glaubst du, wie lange die Lichter an waren?«
    »Ich habe keine Ahnung, ich erinnere mich nur verschwommen.«
    »Hast du gehört, wie er den Wagen angelassen hat?«
    »Ich glaube ja, aber ich bin nicht sicher. Der Wind heulte sehr heftig.«
    »Kann er noch im Auto gesessen haben, als du zum Haus zurück bist?«
    »Schon möglich.«
    »Glaubst du, daß er es bis zur Straße geschafft haben könnte?«
    »Das ist ungefähr eine Meile. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das in diesem Schneesturm geschafft haben sollte.«
    »Hast du irgendeine andere Idee?«
    »Auch keine andere als du.«
    »Allmächtiger Gott! Das ist wirklich ein Rätsel, wenn es je eins gegeben hat. Weißt du, ich glaube, daß er irgendwo im Schnee versunken ist, in irgendeinem zugeschneiten Graben, nicht unbedingt hier in der Nähe. So ein Dickschädel denkt, daß nichts unmöglich ist – und anstatt auf die Straße zuzuhalten, ist er Richtung Wark oder Simonburn gelaufen, so ähnlich jedenfalls.« Sean schüttelte langsam den Kopf. »Es tut mir Leid, Junge, es tut mir so Leid. Ich glaube dir, Gott ist mein Zeuge, ich glaube dir.«
    »Nein, das tust du nicht«, erwiderte Vincent finster. »Du würdest es gern, aber du kannst es nicht. Du wirst es erst glauben, wenn er gefunden wird. Unversehrt.«
    »Ach, Junge, Junge!« Sean wandte sich ab, öffnete die Tür und ging hinaus. Vincent setzte sich auf seine Bank und barg den Kopf in seinen Händen.

11
    Am folgenden Dienstagmorgen machte Inspektor Dickenson seinen dritten Besuch bei Constance und kam sofort zur Sache: »Es gibt nirgendwo eine Spur von Ihrem Mann, Mrs. Stapleton. Die Männer

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