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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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nicht, wissen Sie?«
    »Ja, Hannah, ich weiß.«
    »Ich verstehe viele Dinge und kann sie nicht in Worte fassen. Ich fühle Sachen. Ich hatte an Silvester ein Gefühl, es war ein ganz merkwürdiges. Ich habe damals nicht viel darüber nachgedacht, aber jetzt weiß ich, daß ich es hätte tun sollen, weil es ein Hinweis war, ein Hinweis auf all das, was jetzt geschehen ist, obwohl, Gott weiß es, ich nichts hätte tun können, um es zu verhindern, oder etwa doch?«
    »Nein, Hannah.«
    Hannah nahm einen großen Schluck Tee, und nachdem sie die Tasse wieder abgestellt hatte, fuhr sie fort: »Ich liebe Vin, Mrs. Stapleton. Ich liebe ihn mehr als den Rest der Bande. Vielleicht, weil er mein erstes war, vielleicht, weil er sensibler und nachdenklicher ist als die anderen. Er mußte die Hauptlast an der Situation, die ich geschaffen hatte, tragen, gleich von Anfang an, und er hat es wie ein Mann getan. Und er hat in seinem ganzen Leben nicht ein hartes Wort zu mir gesagt.«
    »Ich glaube nicht, daß irgend jemand hart zu Ihnen sein könnte, Hannah.«
    »Ach, und warum nicht?« Hannah drohte Constance mit dem Finger. »Ich kenne mich. Oh, ich kenne mich in- und auswendig. Sehen Sie mich an.« Sie breitete ihre Hände aus. »Ein Klamottenbündel. Florence kann meine Kittel zuschneiden, wie sie will, sie sehen an mir immer aus wie Kartoffelsäcke.« Sie grinste. »Sehen Sie, ich bin unbeschwert und von Natur aus faul, und wenn Florence mich nicht bei der Stange halten würde, ach, ich weiß nicht, aber wahrscheinlich würde ich den ganzen Tag auf meinem Hintern sitzen und Haare aus meinen Ohren wachsen lassen.«
    »Oh! Hannah! Hannah!«
    Wenn sie doch nur lachen könnte! Aber würde Constance jemals wieder mit den O’Connors lachen?
    In der Küche waren jetzt Schritte zu hören, und als Peter den Raum betrat, rief Hannah: »Sie kommen gerade rechtzeitig, Junge. Sie sind bestimmt halb erfroren. So sehen Sie jedenfalls aus. Kommen Sie, kommen Sie und wärmen Sie sich auf. Hier gibt’s ein loderndes Feuer und eine Tasse Tee. Das ist es, was Sie jetzt brauchen, eine Tasse Tee.«
    »Ja, ich könnte eine vertragen, Hannah«, erwiderte Peter und ging zum Kamin. Er sah seine Mutter nicht an. Erst als er neben dem Feuer saß, warf er ihr einen Blick zu. Dann wandte er sich schnell wieder ab und sagte: »Es taut sehr schnell. Wenn es so weitergeht, sind die Moore morgen frei, sagen sie.«
     
    Lange bevor es hell wurde, stand Constance am Fenster, und als es dämmerte, konnte sie den dunklen Boden sehen, über den weiße Schneehauben verstreut waren. Die Berge und Hügel am Horizont waren immer noch weiß. Als das Licht stärker wurde, suchten ihre Augen die Fläche vor dem Haus ab. Doch dann sagte sie sich, daß er dort wohl kaum liegen würde, und spähte stattdessen hinter dem Haus in Richtung Straße. Sie war sicher, daß sie ihn irgendwo finden würden, vielleicht in einem Graben, oder, wenn er über die Hügel gewandert war, in einem Loch, das verschneit gewesen war.
    Sie zitterte, während sie im Zimmer umherging, öffnete die Tür ganz leise, um Peter nicht zu wecken, aber als sie an der Treppe ankam, sah sie den Schein des Feuers unter der Tür und wußte, daß er schon auf war.
    Er saß in einem großen Sessel neben dem Kamin und stand auf, als sie eintrat.
    »Wie lange bist du schon wach?«
    »Ungefähr eine Stunde.«
    Sie ging zum Feuer und streckte ihre Hände aus, um sie zu wärmen. Peter umarmte sie und drückte sie zärtlich an sich. Schließlich sagte er: »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern, und dann … dann wirst du es wissen. Wir alle werden es wissen.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich weiß alles«, sagte er, »und ich weiß auch, daß ihr alle denkt, daß Vin ihn fertiggemacht hat.«
    »Du wußtest von …?«
    »Ja, Kathy hat’s mir erzählt. Und ich hoffe für Vin, daß er gar nichts getan hat, obwohl, andererseits …« Er wandte den Blick ab.
    »Nicht, Peter, nicht.«
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Oh, ich bin nicht blind. Du hast immer geglaubt, daß ich nichts mitbekomme. Ich mag Vin, was auch immer er getan haben mag. Ich … ich sage das nicht nur wegen Kathy. Schon von Anfang an habe ich gedacht, daß du einen Mann wie Vin brauchst, nicht so eine Kreatur wie …« Als sie sich von ihm entfernte, beendete er den Satz scharf: »Hör auf, mich zu behandeln, als hätte ich noch kurze Hosen an, Mutter.«
    »Oh, Peter.« Sie wandte sich ihm müde zu. »Verstehst du denn nicht, daß dies etwas ist,

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