Das Haus im Moor
fragte stattdessen: »Hast du schon Tee getrunken?«
»Nein, aber das macht nichts.«
Sie setzte sich in den großen Sessel, zog ihre Gummihandschuhe aus und legte sie auf den Boden. Dann sah sie ihn an und fragte: »Also, wie ist es dir ergangen?«
»Ach, gar nicht so übel, alles in allem. Sie waren sehr anständig. Ich habe Conway persönlich getroffen. Er war besonders anständig. Er glaubt, daß das Buch ein zweites ›From The Seed All Sorrow‹ wird … und er riecht einen Haufen Geld …« Er strich sich mit der Hand über das Kinn und fügte hinzu: »Wenn ich daran denke, was sie aus meinem ersten Buch herausgeholt haben, werde ich ganz nervös.«
Constance hatte eine Antwort darauf, aber sie behielt sie lieber für sich, denn wieviel auch immer das Buch eingebracht hatte, die Verluste, die Jims zweites, drittes, viertes und fünftes eingefahren hatten, hatten den Gewinn aufgefressen.
»Wenn es auch verfilmt wird, werden sie es wahrscheinlich zuerst im Radio lesen lassen, so wie das Erste.«
»Hat er denn gesagt, daß sich jemand vom Film dafür interessiert?«
»Nein, aber man weiß nie. Es ist genauso gut wie mein Erstes, und wenn es verfilmt wird, bin ich endgültig berühmt. Bei Gott! Diesmal bin ich dran. Was? Fünfundzwanzig Prozent für sie und zehn Prozent für den Agenten? Nicht mit mir!«
Bevor Constance darüber nachdenken konnte, hatte sie es schon ausgesprochen und Öl ins Feuer gegossen: »Also, du solltest schon einsehen, daß das erste Buch, wenn wir es nicht veröffentlicht hätten, niemals verfilmt worden wäre.«
»Ha! Da spricht die Verlegerstochter. Ganz der Vater!«
Constance wußte, daß sie wieder einmal das Falsche gesagt hatte. Sie sprach selten mit ihm über seine Arbeit, aber wenn sie es tat, endete es fast immer in einem Streit. Aber sie konnte auch nicht immer schweigend dasitzen und seine bigotten, einseitigen Meinungen zu allem anhören, was ihm nicht gefiel.
Jetzt stand sie auf und sagte: »Ich mache Tee.«
Er folgte ihr in die Küche und fragte: »Gibt’s hier ein Bett für mich, oder möchtest du, daß ich in die Wohnung fahre?«
»Ein ganzes Zimmer ist für dich fertig, wenn du bleiben möchtest.«
»Gott! Ich komme mir vor wie ein Gast, und ein nicht sehr willkommener dazu!«
»Das tut mir Leid.« Als Sich Constance ihm zuwandte, zeigten ihm sowohl ihre Stimme als auch ihre Haltung, daß es ihr wirklich Leid tat, und er fragte sanfter: »Möchtest du, daß ich bleibe, oder nicht?«
Sie antwortete nicht ›Wie du willst‹, sondern: »Natürlich möchte ich, daß du bleibst.«
Während sie den Tee zubereitete, versuchte Constance, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. »Wann bist du zurückgekommen?«
»Oh …« Jim ging um den Tisch herum und sah sich die vier hochlehnigen Stühle genauer an. Schließlich antwortete er zögernd: »Also … heute Morgen.«
»Bist du nachts gefahren?«
»Ja, du weißt, daß ich immer gern im Schlafwagen fahre.«
»Und warst du den ganzen Tag über in der Wohnung?«
»Ja, ja.« Es klang zerstreut. »Heute Nachmittag bin ich ein bißchen durch die Gegend gelaufen.«
»Hast du schon etwas Neues angefangen?«
»Nein, im Grunde nicht. Ich habe eins von den alten Manuskripten überarbeitet, aber ich frage mich jetzt, ob ich nicht eine Fortsetzung zu ›The Temper Of The Steel‹ schreiben soll. So wird das neue Buch heißen … Wo wir gerade dabei sind, über wahre und erfundene Geschichten zu reden: Weißt du etwas über den Haufen da unten?«
Jim stand jetzt auf der anderen Seite des Herdes, und sie sah ihn fragend an. »Meinst du die O’Connors?«
»Ja, wen denn sonst?«
»Nur, daß sie alle sehr freundlich sind.«
»Da ist irgendwas faul.«
»Ach, wirklich?«
Er entgegnete: »Du brauchst gar nicht so hochnäsig zu tun. Ich zähle nur zwei und zwei zusammen.«
»Was meinst du damit: zwei und zwei zusammenzählen? Und wieso ist da was faul? Wovon sprichst du überhaupt?«
»Wie ich schon sagte: Da unten ist irgendwas faul.«
»Wie kommst du darauf?«
»Also, ich habe angehalten, um etwas zu trinken, kurz vor Gunnerton. Drei oder vier Burschen waren in der Kneipe, und sie sprachen über jemanden, der sich beide Beine gebrochen hat und fast auch den Hals, als er von einem der Felsen stürzte. Sie sagten, daß er mit normalen Stiefeln geklettert sei, die Gefahr also geradezu herausgefordert habe. Aber das nur nebenbei. Ich kam mit einem älteren Mann ins Gespräch. Offensichtlich war er von hier, und zufällig
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