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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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schon häufiger gespürt, daß Jim sie eigentlich schlagen wollte, aber er hatte gewußt, daß dies das Ende bedeutet hätte. Er war nicht so dumm, die Quelle, die für seinen Lebensunterhalt und seine Gespielinnen sorgte, zu zerstören. Aber als er zur Kenntnis nehmen mußte, daß sie einen endgültigen Schlußstrich gezogen hatte, beschloß er offenbar, sie wenigstens wissen zu lassen, wie sehr er sich all die Jahre zurückgehalten hatte. Aber jetzt war es vorbei. Alles war zu Ende.
    Der letzte Gedanke verursachte ihr Unbehagen. Sie erinnerte sich an etwas. Es hing mit dem schrecklichen Weinen zusammen. Was hatten sie wohl von ihr gedacht, die O’Connors? Und Vin? Bei seinem Anblick hatte sie angefangen zu schreien. Als er hereingekommen war, hatte sie ihn vom Sofa aus angestarrt, und da war ihr auch wieder eingefallen, daß sie versucht hatte, seinen Vater daran zu hindern, Jim hinauszuwerfen. Vincents Weggehen und Seans Forderung, Jim möge das Haus verlassen, waren in ihrer Erinnerung miteinander verknüpft. Als sie auf dem Boden gelegen hatte, konnte sie nur verschwommen wahrnehmen, was geschah. Aber Jim war hinausgegangen, und dort war auch Vin, das wußte sie noch genau. Als Vin sie dann später über die Sofalehne hinweg ansah, war in ihrem Kopf etwas zerborsten, und sie hatte aufgeschrien. In diesem Augenblick hatte sie gewußt, daß sie nicht nur um die verschwendeten Jahre weinte, nicht nur um ihre verlorene Jugend und die Sehnsüchte ihres Körpers, sondern wegen Vincents Dummheit, seiner unangemessenen Loyalität.
    »Peter!«
    »Ja, Mutter?«
    »Geh hinunter und sieh nach, ob sein Auto noch da ist.«
    »Was?« Peter hob fragend die Augenbrauen.
    »Bitte!«
    »Aber … aber das kann doch gar nicht sein.«
    »Peter! Geh … geh und sieh nach.«
    Er stand langsam auf und ging in die Küche, um seinen Mantel zu holen. Hannah saß am Tisch und rührte in einer Schüssel. Er ging zu ihr und fragte leise: »War … war schon jemand unten? Sie … sie bittet mich nachzusehen, ob sein Auto noch da ist.«
    Hannah hielt inne und sah ihn verwirrt an. »Warum tut sie das?«
    Als Peter nicht antwortete, fuhr sie mit ihrer Arbeit fort und sagte entschieden: »Den Weg können Sie sich sparen. Es ist noch da. Die Schlüssel stecken. Sie sind schon lange dort draußen und suchen nach ihm.«
    Peter warf einen Blick auf Moira, und Hannah fuhr fort: »Oh, kümmern Sie sich nicht darum, was sie hört. Sie weiß sowieso alles. Sie hat letzte Nacht alles mit angesehen. Das wird ihr eine Lehre sein. Sie hat nämlich gelernt, daß Erziehung und Bildung einen Mann nicht daran hindern können, sich in ein wildes Tier zu verwandeln.«
    Peter dachte nach. Dann fragte er: »Was soll ich ihr sagen?«
    »Noch gar nichts. Gehen Sie und sehen Sie sich das Auto selbst an, dann können Sie ihr schonend beibringen, daß nach ihm gesucht wird.«
    »Kann … kann er nicht zur Hauptstraße gegangen sein?«
    »Wenn er Vincent wäre, vielleicht, oder Sean oder auch ich …« Sie warf ihm einen Blick zu, und der Schalk blitzte für eine Sekunde in ihren Augen. »Nur bei Tageslicht und nur, wenn ich bei Sinnen bin.« Dann wurde sie wieder ernst. »Aber in der Dunkelheit … Er kennt sich ja auch überhaupt nicht aus, kann die Straße nicht von einer Böschung unterscheiden oder sehen, wo ein Gully ist … es wäre ein Wunder, wenn er bis zur Hauptstraße gekommen wäre.«
    Als Peter die Hintertür öffnete, sagte Hannah noch: »Wenn er in eine Schneewehe gefallen ist, werden sie nicht auf ihn stoßen, bis es taut, es sei denn, die Hunde finden ihn.«
    »Die Hunde?« Er drehte sich um.
    »Ja. Die Charltons oder die Fenwicks auf der anderen Seite des Moors sind gut in solchen Sachen. Sie haben Tage später noch Leute gefunden, wenn die es geschafft hatten, sich Schutz zu suchen.«
    Während Peter langsam zum Hof hinunterging, dachte er: Ich hoffe, daß sie die Hunde nicht allzu bald loslassen. Am nächsten Tag kam gegen Mittag ein Polizeibeamter zum Haus. Constance saß immer noch auf dem Sofa, aber sie war jetzt angezogen. Ihr Gesicht glich einer verzerrten blau-gelben Maske, aus der die Augen den Inspektor erwartungsvoll ansahen.
    »Jetzt sind es bald achtundvierzig Stunden. Wir haben das Gelände im Umkreis durchgekämmt. So weit kann er gar nicht gekommen sein. Bis das Tauwetter einsetzt, können wir nicht viel mehr tun.«
    Der Inspektor blickte Constance an. Ihr Gesicht konnte ihm keinen Eindruck davon vermitteln, wie sie normalerweise aussah.

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