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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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und beobachtete für einen Augenblick, wie die Flammen um sie herum züngelten. Dann nahm er seinen Hut, der immer noch auf dem mit Scherben übersäten Boden lag, setzte ihn auf, knöpfte seinen Mantel zu und ging an Sean vorbei, ohne den Blick von ihm abzuwenden. An der Tür zögerte er, als ob der Schnee ein Hindernis wäre, doch dann senkte er den Kopf und ging hinaus.
    Constance stöhnte wieder und versuchte erneut, auf die Füße zu kommen. Sean legte schnell den Arm um sie und sagte: »Schon gut, schon gut. Kommen Sie.« Er brachte sie zum Sofa, half ihr, sich zu legen, und sprach zu ihr wie zu einem Kind: »Ruhen Sie sich aus. Die Frauen werden sofort da sein.« Er beugte sich über sie und strich ihr das Haar aus der blutunterlaufenen Stirn und murmelte dabei: »Gott helfe uns! Morgen wird sie grün und blau sein, überall. Dieses Schwein von einem Mann! Verrückt ist der, vollkommen verrückt geworden. Und wie es hier aussieht … Was ist denn? Was ist denn, meine Liebe?« Er beugte sich hinunter, um die Worte verstehen zu können, die sie mühsam zwischen den geschwollenen Lippen hervorzubringen versuchte. »Was aufhören?« Dann sagte er mit entschlossener Miene: »Keine Sorge, meine Liebe, es ist alles vorbei.«
    Als Constance abermals stammelte: »Aufhören … aufhören«, wiederholte er: »Ja, ich sorge dafür. Natürlich, ich sorge dafür. Wir lassen Sie nicht allein, ganz bestimmt nicht.« Als sie versuchte, sich aufzurichten, drückte er sie sanft in die Polster zurück und beruhigte sie: »Schon gut, regen Sie sich nicht auf.« Dann sah er zu der offenen Tür, durch die der Schnee in den Raum wehte, und als ob er etwas gehört hätte, ging er schnell hinüber und spähte auf die Terrasse hinaus. Aber es war niemand zu sehen oder zu hören. Was hielt sie nur auf? Sie brauchte unbedingt eine Frau, jemanden, der ihr das Gesicht waschen und sie ins Bett bringen konnte. Plötzlich schlug er sich vor Schreck die Hand vor den Mund. Hatte er Vin etwa so sehr verletzt, daß er auf dem Weg nach unten zusammengebrochen war? Seine einzige Möglichkeit war, auf den Hügel zu laufen und nach ihnen zu rufen. Sicherlich warteten sie auf irgendein Zeichen. Er rannte über die Terrasse, und als er den Hügel erreicht hatte, formte er mit den Händen einen Trichter um den Mund und schrie in die weiße Nacht: »Hallo da unten! Hallo da unten! Vin! Vin! Florence!«
    Eine dünne Stimme antwortete ihm aus geringer Entfernung: »Dad! Dad!« Sean erkannte Michael und rief: »Wo ist Vin? Ist er unten?«
    »Nein, Dad, er ist nicht zurückgekommen.«
    »Gott im Himmel!« Sean suchte nach etwas, woran er sich festhalten konnte, dann rief er Michael zu: »Komm nicht hierher! Geh zurück und sag deiner Mutter und Hannah, daß sie hier gebraucht werden. Schnell!«
    »Ja, Dad, ja!«
    Besorgt drehte Sean sich um. Allmächtiger Gott! Was ist nur mit Vin geschehen? Hätte ich nur nicht so fest zugeschlagen … Macht schnell, beeilt euch doch!
    Da hörte er ein Wimmern und stürzte zur Haustür. Er drückte sie auf und traute seinen Augen nicht. Vincent saß auf dem Sofa und hielt die Frau wie ein Kind in seinen Armen. Sie weinte bitterlich.
    »Schon gut, schon gut.« Vincent beruhigte sie, wie Sean es auch getan hatte. »Weinen Sie nicht. Weinen Sie doch nicht so. Ruhig, beruhigen Sie sich.«
    Aber Constance konnte nicht aufhören zu weinen. Sie weinte all die Tränen, die sie jahrelang unterdrückt hatte. Das Weinen zerstörte die Mauer, die um sie herum entstanden war und riß ihre Beherrschung mit sich fort. Sie weinte mit weit geöffnetem Mund, Speichel floß heraus, all ihre Knochen schmerzten, und sie fuchtelte mit den Armen in der Luft herum.
    »Hol Mutter«, sagte Vincent mit belegter Stimme.
    »Sie sind auf dem Weg. Sie sind schon auf dem Weg«, antwortete Sean.
    Als Florence den Raum betrat, hielt sie erschrocken inne und starrte auf das Schlachtfeld. Dann bemerkte sie, wie Mrs. Stapleton versuchte, sich aus der Umarmung ihres Sohnes zu befreien, und sie befahl: »Leg sie auf das Sofa, Vin.«
    Vincent sah Florence einen Augenblick lang an, wollte dann aber tun, worum sie ihn gebeten hatte. Doch jetzt klammerte sich Constance an ihn. Je lauter ihr Jammern wurde, desto kräftiger krallten sich ihre Hände in seinen Nacken.
    »In Gottes Namen! In Gottes Namen!« Das war Hannah.
    Sie stapfte entschlossen durch die Porzellanscherben zum Sofa und sah ihren Sohn und die zweite Frau, an die er sein Herz verloren hatte, an. »Die

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