Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
Ruck auf und trat gegen seinen Stuhl. Er kippte gegen die Wand. »Es ist in euren Augen, in eurem Verhalten, in jedem Wort, das ihr sagt, seit Davie schreiend in diese Küche kam. Ich durfte nicht hingehen, weil man mir nicht trauen kann. Dann wurde ich mit einem Holzklumpen beinahe bewußtlos geschlagen.« Er sah seinen Vater an. Sean stotterte: »Das war die einzige Möglichkeit.«
    »Die einzige Möglichkeit wozu? Mich umzubringen? Wenn dieser Schlag mich an der Schläfe erwischt hätte, wäre ich erledigt gewesen. Aber das wäre dir egal gewesen – denn schließlich hättest du mich davor bewahrt, denselben Fehler zweimal zu machen, das ist es doch, oder? Jetzt schwitzt ihr alle Blut, weil ihr wißt, daß ihr es nicht verhindern konntet, weil ich draußen auf ihn gewartet habe. Genau das denkt ihr doch, oder? Also.« Seine Stimme dröhnte in der Küche. »Steht zu euren Überzeugungen: Ich habe es einmal getan, also tue ich es wieder.«
    »Ach, nein, Vin.« Hannah schüttelte traurig den Kopf. Vincent ahmte sie nach: »Ach, ja, Hannah. Aber ja. Und jetzt denkt ihr, daß alles so furchtbar traurig ist, denn sie ist ihren Mann los, und die Bahn wäre für mich frei … wenn ich es nur nicht wieder getan hätte … O weh! Der Ausdruck in euren Augen während der letzten beiden Tage – ihr fragt euch, was mit euch geschehen soll, wenn ich diesmal weg bin, nicht wahr?« Er sah seinen Vater an. »Wenigstens habt ihr genug Holz, um Feuer zu machen. Die Werkstatt ist voll davon. Und noch etwas habt ihr jetzt: Strom, wundervollen Strom. So schlecht wird es euch schon nicht gehen während dieser Schicht – die lebenslänglich dauern könnte.«
    »Das ist unfair, Junge, einfach unfair.« Sean ließ den Kopf hängen.
    »Tatsächlich? Seht in eure Herzen!« Vin stand auf und zog die Schultern hoch. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Und wenn sie tausend Mal geschieden wäre, und ich hätte ihm nichts getan – es wäre doch dasselbe, denn, wie du schon einmal bemerkt hast, Hannah, sie und ich, wir sind so verschieden wie Feuer und Wasser. Und da hast du Recht, vollkommen recht.«
    Das Schweigen, das er zurückließ, wurde von Hannah gebrochen. Sie schrie: »Ach, Gott im Himmel! Was soll man denn bloß glauben?« Dann brach sie in Tränen aus, riß ihren Mantel auf und barg das Gesicht in ihrer Schürze.
    Sean rührte langsam in seinem Kakao und sah Florence an. Sie konnte seinen Blick nicht erwidern, sondern senkte den Kopf und schloß die Augen. »Wenn sie doch bloß nie hierher gekommen wäre«, murmelte sie.
     
    Als Vincent oben auf dem Hügel ankam, hatte sein Ärger nachgelassen. Er betrat das Haus durch die Hintertür.
    Barney, der gerade Holz in den Ofen schob, begrüßte ihn strahlend: »Oh, hallo, Vin!« Er war der einzige in der Familie, der nicht wußte, daß Vin einen Mann umgebracht hatte. Michael und Davie hatten Joseph an seinem zwölften Geburtstag eingeweiht, und sie würden dasselbe mit Barney tun, wenn er zwölf wurde. So war der große Mann für ihn bis jetzt einfach nur Vin. Er war nicht jemand, über den man unter der Bettdecke flüsterte: »Ich wette, er könnte jemanden umbringen, wenn er wollte. Er könnte sogar zwei auf einmal töten, indem er ihre Köpfe aneinanderschlägt.«
    »Im Ofen ist eine Lammkeule«, sagte Barney, »und Hannah macht Yorkshire Pudding. Ich bleibe noch, damit ich auch etwas davon bekomme.« Vincent sagte nur: »Schon gut, bleib wo du bist«, ging in das andere Zimmer und schloß die Tür hinter sich. Barney war verwirrt. Natürlich würde er bleiben, wo er war, das hatte Hannah ihm schließlich aufgetragen. Immerhin sollte er auf das Fleisch aufpassen!
    Constance begann zu zittern, als Vincent hereinkam. Er blieb vor dem Sofa stehen und schaute sie an. Sie versuchte, seinem Blick auszuweichen.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihres Gesichts. Das verheilt wieder, es braucht nur seine Zeit.«
    »Ich mache mir keine Sorgen um mein Gesicht.« Jetzt sah sie ihn an.
    »Aber irgend etwas beunruhigt Sie?«
    Ihre Lider flatterten, und sie gestand: »Ja. Ja, ich mache mir Sorgen.«
    »Was passiert, wenn sie ihn finden?«
    »Das könnte man sagen.« Sie blickte jetzt auf ihre Hände.
    »Weil er erwürgt oder totgeschlagen worden sein könnte?«
    Constance riß den Kopf so heftig nach oben, daß der Schmerz durch ihre Wirbelsäule raste. Sie zuckte zusammen.
    »Sie haben bereits alles vor Ihrem geistigen Auge gesehen,

Weitere Kostenlose Bücher