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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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nickte. »Macht sechsfünfzig.«
    Sie gab ihm sieben und erhob sich. Unbefangen schlenderte sie weiter durch die Fußgängerzone von Aurich, betrachtete die Auslagen in den Geschäften oder musterte die Menschen, die ihr auf ihrem Weg begegneten. Sie war eine Touristin, die ihren wohlverdienten Urlaub im hohen Norden genoss. Doch in ihrem Rucksack waren keine Bücher für den Strand, kein Badeanzug für ein Bad in den salzigen Wellen, kein Fotoapparat für die schönen Erinnerungen, in ihrem Rucksack befand sich der Tod.
    *
    Vor Stunden schon hatte sich Trevisan in sein Büro zurückgezogen und brütete über den Akten. Monika hatte ihm berichtet, dass die Überwachungsaktion ab zehn Uhr planmäßig anlaufen würde. Er hatte nur genickt.
    Als er gestern nach Hause gekommen war, hatte Angela bereits geschlafen. Sie war mit dem Taxi vom Bahnhof nach Sande gefahren. Er hatte sie nicht wecken wollen, als er heute früh gegen acht Uhr das Haus verließ. Er selbst hatte nur wenig geschlafen, und am Ende beschlich ihn das Gefühl, dass er nicht gründlich genug gearbeitet hatte, dass er etwas Wesentliches übersehen hatte. Also befasste er sich noch einmal mit der Akte. Mittlerweile umfasste sie drei große Ordner – Spurensicherungsberichte, Fotomappen, Obduktionsergebnisse, Vernehmungen, Ermittlungsersuchen und Gesprächsnotizen. Überall konnte sich das Detail verstecken, nach dem er krampfhaft suchte, ohne überhaupt zu wissen, was es genau war.
    Er breitete die Bilder von den Tatorten vor sich aus. Till hatte mal vorgeschlagen, die gesamten Akten im Computer zu erfassen, Berichte einzuscannen und mit der EDV zu verarbeiten. Trevisan hatte ihn damals belächelt, aber nachdem er die ersten beiden Stunden vor den Berichten verbracht hatte, erschien ihm der Vorschlag gar nicht mehr so abwegig. Im Computer gab es bessere Recherchemöglichkeiten als in so einem Papierberg.
    Als das Telefon klingelte, blickte er nur kurz auf das Display. Becks Nummer wurde angezeigt. Er ließ es einfach klingeln. Nach dem achten Mal verstummte der Apparat. Trevisan brauchte Ruhe und Konzentration. Bald schon verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen. Er kochte einen starken Kaffee und öffnete das Fenster. Die frische, warme Luft weckte neue Lebensgeister.
    Das Kapuzenshirt, das bei der Spurensuche auf Langeoog aufgefunden worden war, entsprach der Kleidergröße M. Außerdem hatte Bergens Lebensretter von einer gazellenhaften Beweglichkeit des Täters gesprochen. Einen ähnlichen Eindruck auch einmal eine Zeugin beim Mord an Uwe Lohmann gehabt. Trevisan las noch einmal die Zeile in Monikas Vernehmungsprotokoll.
    … Person ging hinter ihm her, holte ihn ein und sprach ihn an. Sie war überhaupt nicht hektisch und schlenderte eher zufällig, beinahe leichtfüßig hinter ihm her. Fast so, als hätte sie nur den gleichen Weg wie der Tote …
    Damals war er darüber hinweggegangen, aber heute sah er die Bemerkung der Frau unter einem ganz anderen Aspekt.
    Er blätterte weiter. Huneke hatte von einem blauen VW Golf mit einem Kennzeichen gesprochen, dessen Ortskennbuchstaben mit einem W begannen. An den zweiten Buchstaben konnte er sich nicht mehr erinnern.
    Trevisan schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und nippte daran. Er fluchte, weil er sich die Lippe verbrannte, und stellte die Tasse zurück auf den Tisch.
    Er nahm die Fotos in die Hand, die Kleinschmidt im Schuppen von Grevesand gemacht hatte. Die Bilder, die Grevesand in dunklen Farben an die Wand gesprüht hatte, hatten etwas Bedrohliches an sich. Schneider hatte nur zum Teil recht behalten, nicht alle Bilder konnte er Grevensands Taten zuordnen, einige blieben übrig. Und brennende Menschen in Form der Strichmännchen gab es zuhauf. So viele Brandopfer konnte selbst Grevensand nicht auf sein Gewissen geladen haben. Trevisans Blick blieb auf einem Bild haften. Es zeigte eine brennende Hütte und ein in Flammen gehülltes Strichmännchen. Ein weiteres Strichmännchen stand im Hintergrund und streckte hilflos flehend die Hände in den Himmel. Doch die Männchen waren gar keine Männchen. Die dreieckige Form ihrer Körper stellte Kleider dar.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Hastig suchte er im dritten Ordner nach dem Ermittlungsergebnis, das Till aus der Aktenhaltung im Auricher Polizeirevier mitgebracht hatte. Er überflog die Zeilen, schaute noch einmal auf das Bild, sprang auf und hastete zur Tür. Er stürmte den Flur entlang und klopfte an Monikas Tür, aber ihr Büro war

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