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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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weiteren Schritt auf ihrem langen Weg zum Ziel gemacht. Sie hatte alle Gedanken über Sinnlosigkeit und Hilflosigkeit einfach zur Seite geschoben und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe.
    Er kam spät. Beinahe eine Stunde hatte sie einfach nur dagesessen und gewartet. Kurz vor sieben bog der Wagen in die Zufahrt zum Ölhafen ein. Sie nahm ihr Fernglas vor die Augen. Dann sah sie ihn. Sein Gesicht. Gealtert, faltig, ernst. Damals war er anders gewesen, ein fröhlicher Mensch. Nichts hatte er ernst genommen, aus allem hatte er sich einen Spaß gemacht. Jetzt war er ein ernster alter Mann.
    Sie wartete, bis sie den Wagen aus den Augen verlor. Dann erhob sie sich, klopfte sich den feuchten Sand von der Hose und ging den kleinen Fußweg zurück.
    Bald war es so weit.
    *
    Thorsten Basedow saß mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einem Küchenstuhl und hielt seinen Kopf gesenkt. Zwei uniformierte Polizisten flankierten ihn. Trevisan nickte den beiden kurz zu und ließ sich auf der Eckbank nieder.
    Basedow blickte auf. »Welche linke Bazille hat uns angeschwärzt?«, fragte er tonlos.
    Trevisan schaute den Mann im blauen Arbeitsoverall und den wirren, grauen und ungepflegten Haaren erstaunt an. »Sie wissen, warum wir hier sind?«
    Basedow zuckte mit den Schultern.
    »Mein Name ist Trevisan, ich bin von der Kripo Wilhelmshaven«, stellte Trevisan klar.
    Basedow blickte auf. »Dieses Schwein – ich wusste doch, dass Kropp uns irgendwann verkauft!«
    Trevisan kratzte sich am Nacken. Spielte Basedow Theater? Das konnte er auch … Trevisan beschloss den Ahnungslosen zu geben. »Sie meinen Hans Kropp, Ihren Schwager?«
    »Exschwager, bitte«, erwiderte Basedow. »Er hat euch doch hergeschickt.«
    »Sie haben ihn bedroht«, antwortete Trevisan.
    »Er schuldet meiner Schwester Geld und weigert sich zu bezahlen«, entgegnete Basedow.
    »Es ging doch gar nicht um die paar Kröten Unterhalt«, sagte Trevisan. »Es ging um viel mehr.«
    Basedow senkte den Kopf. »So, um was ging es denn?«
    »Um den Erlös aus den Schmuggelgeschäften«, startete Trevisan seinen Versuchsballon.
    Basedow lachte kehlig auf. »Hat er euch das gesagt?«
    Trevisan überging die Frage. »Wo waren Sie in der Nacht auf den 31. August?«
    »Haben Sie Kropp verhaftet?«, wich Basedow aus. »Will er sich auf unsere Kosten freikaufen?«
    »Ich fragte, wo Sie in der Nacht auf den 31. August waren«, wiederholte Trevisan eindringlich.
    »Ich war hier«, murmelte Basedow. »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    Es klopfte an der Tür. Trevisan fuhr herum. »Ja?«, rief er laut.
    Ein Kollege in Uniform erschien. »Herr Zierl möchte mit Ihnen sprechen.«
    Trevisan hasste Unterbrechungen bei Vernehmungen, dennoch erhob er sich. »Einen Moment«, sagte er zu dem Mann im blauen Overall.
    Basedow drehte ihm den Rücken zu und zeigte die Handschellen. »Ich lauf schon nicht weg.«
    Trevisan verließ den Raum und schloss die Tür.
    Hauptkommissar Zierl erwartete ihn im unordentlichen Wohnzimmer. »Wir haben etwas gefunden, das Sie sicher interessieren wird.«
    Trevisan schaute sich um. Die Schubladen der Schränke und Kommoden standen offen. Allerlei Papiere und Dokumente lagen auf dem Tisch verstreut.
    Zierl präsentierte einen kleinen Zettel. »Das ist eine Tankquittung«, erklärte er. »Sie wurde am 29. August ausgestellt.«
    »Und weiter?«
    »Q1-Tankstelle, Banter Weg 121, Wilhelmshaven«, las Hauptkommissar Zierl vor.

 
     
14
    Monika Sander hatte Kopfschmerzen. Sie fühlte sich wie gerädert. Über Nacht hatte das Wetter umgeschlagen. Eine dichte Wolkenhülle lag über der Stadt. Nicht gerade ein Wetter, um ihre übellaunige Stimmung aufzuhellen.
    Sie hatte am gestrigen Abend einfach die Kontrolle verloren. Sie hatte sich schon oft geschworen, den Ärger im Büro von ihrer Familie fernzuhalten. Richard hatte recht, wenn er ihre schlechte Laune auf den verkorksten Arbeitstag schob, aber was konnte sie tun? Irgendwann lief das Fass einfach über.
    Entschuldige, ich habe einfach überreagiert. Ich liebe euch alle. Verzeih mir, hatte sie auf einen Notizzettel geschrieben und ihn auf den Küchentisch gelegt, bevor sie zur Dienststelle gefahren war. Richard und die Kinder hatten noch geschlafen.
    Als sie die Dienststelle betrat und ihr Büro aufsuchte, herrschte Stille. Sie war heute sehr früh dran, obwohl sie eigentlich nichts Besonderes vorhatte.
    »Wie fange ich ein gesichtsloses Phantom?«, fragte sie sich, als sie sich hinter ihren Schreibtisch

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