Das Haus in den Dünen
Windjacke über. Ein Teil der Feuerwehr war bereits wieder abgerückt. Nur noch der Rüstwagen war vor Ort geblieben. Mittlerweile erhellten zwei große Scheinwerfer die Szenerie.
»Moin«, begrüßte Dietmar die beiden uniformierten Kollegen. »Hoffentlich sind wir nicht umsonst hier herausgefahren.«
»Das glaube ich nicht.« Der Oberkommissar zeigte auf das Schriftstück auf der Motorhaube.
»Wo lag das?«, fragte Till.
Der uniformierte Kollege benutzte seine Taschenlampe als Zeigestab und leuchtete einen Stein an, der etwa zwanzig Meter entfernt am Rand des Feldweges lag. »Da, beschwert mit weiteren Steinen.«
»Wo sind die Steine?«
»Hab ich eingesammelt und verpackt«, antwortete der Polizist. »Außerdem haben wir dort frische Fußspuren entdeckt. Sind wohl Gummistiefel gewesen. Der Boden ist ganz schön feucht.«
»War schon jemand von der Feuerwehr dort hinten?«, fragte Dietmar.
»Nee. War ja schon alles heruntergebrannt. Ich dachte, die Spuren gehen vor.«
Till klopfte dem Kollegen anerkennend auf die Schulter. »Ich glaube, diesmal lohnt es sich, dass wir Kleinschmidt mit seiner Crew herholen.«
»Den hat die Zentrale bereits verständigt«, antwortete der Oberkommissar. »Müsste eigentlich bald hier sein.« Erneut leuchtete er in Richtung des Weges. »Mein Kollege und ich waren hinten an der Hütte. Wir sind links des Weges in der Wiese gegangen. Die Spuren führen von der Hütte zu dem Stein herüber. Aber irgendwie sind sie komisch.«
»Komisch?«
»Ja, komisch«, bestätigte der Oberkommissar. »Sie sind nicht symmetrisch.«
»Symmetrisch?«, wiederholte Till erneut.
»Na ja, irgendwie laufen sie aus der Spur. Aber ich denke, das wird Sache der Spurensicherung sein.«
Till nickte. »Auf alle Fälle hast du uns sehr geholfen. Bislang waren meistens alle Spuren durch die Feuerwehrmänner verwischt. Dank deiner Umsicht haben wir diesmal vielleicht ein bisschen mehr Glück.«
Der Oberkommissar grinste. »Das wäre schön, dann wird es auch bei uns wieder etwas ruhiger.«
16
Noch am gleichen Abend waren Trevisan, Tina und Alex von Pasewalk zurück nach Wilhelmshaven gefahren. Jenny Kropp war zur Fahndung ausgeschrieben worden. Sollte sie auftauchen oder irgendwo in eine Polizeikontrolle geraten, würde man Trevisan umgehend verständigen. Er wusste, dass sein Verdacht gegen Jenny Kropp auf schwachen Füßen stand, dennoch erhoffte er sich ein wenig mehr Klarheit von dem Gespräch mit dieser Frau.
Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. In seiner langen Dienstzeit hatte er zwar lernen müssen, dass beinahe nichts unmöglich war, aber der Gebrauch eines Gewehrs und die anschließende Hinrichtung des Opfers waren für eine Frau eher unüblich. Giftmorde, das Ausnutzen von Gelegenheiten, eine Kurzschlusshandlung in einer Auseinandersetzung waren eher typisch für das weibliche Geschlecht. Konnte vielleicht doch die Tat eines Auftragmörders dahinterstecken? Konnte es sein, dass Kropp noch immer in dunkle Geschäfte verstrickt war und ein Komplize oder Geschäftspartner ihn aus dem Weg geräumt hatte?
Hatte sich Trevisan mit seinen Kollegen zu schnell von den verräterischen Drohbriefen auf eine falsche Spur bringen lassen? Waren sie zu nachlässig in den Umfeldermittlungen gewesen? Es half nichts, gleich morgen würden sie den Fall neu aufrollen.
Als Trevisan am nächsten Morgen um neun Uhr zur Dienststelle fuhr, war er noch ausgesprochen müde. Sie waren erst gegen zwei Uhr mitten in der Nacht in Wilhelmshaven angekommen. Trotzdem hatte er für zehn Uhr eine Besprechung angesetzt. Nun galt es, sich noch einmal die Akte vorzunehmen und alle Vernehmungsprotokolle durchzugehen, um nach neuen Ansatzpunkten zu suchen.
Noch bevor Trevisan sein Büro erreichte, lief er Kriminaloberrat Beck in die Arme.
»Na, Trevisan, ich hörte bereits, die Sache im Osten war ein Fehlschlag.«
Trevisan verzog das Gesicht.
»Vielleicht hätte man die Aktion besser vorbereiten müssen. Sie wissen ja, Schnellschüsse gehen allzu oft in die Hose.«
Trevisan zuckte die Schultern. »Alles deutete auf die Brüder aus Pasewalk hin.«
»Der Verdacht ist vollkommen ausgeräumt?«
»Ich glaube nicht, dass die Brüder die Tat begangen haben. Wir suchen nach der Exfrau des Ermordeten. Sie ist seit ein paar Tagen verschwunden und niemand aus der Familie weiß, wo sie ist.«
»Sie glauben, die Frau könnte für den Mord in Frage kommen?«
Trevisan atmete tief ein. »Ich glaube gar nichts. Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher