Das Haus in den Dünen
zeigte sich in einem verzehrenden Feuer …
Der Polizist überflog das Dokument. »Der Feuerteufel«, murmelte er. »Ich ruf die Kripo.«
Gemeinsam drängten die Polizisten allzu neugierige Schaulustige zurück auf das Wiesengelände, aber ihnen war klar, dass Spuren, falls es überhaupt welche gegeben hatte, bereits durch die zahlreichen Feuerwehrmänner zerstört worden waren. Trotzdem versuchten sie gemeinsam, den Brandort abzuschirmen.
Die letzte Wand stürzte zwanzig Minuten nach dem Eintreffen der Polizeistreife ein. Zurück blieb ein qualmender und rauchender Schutthaufen. Als Monika Sander und Dietmar Petermann am Tatort eintrafen, waren die letzten Glutnester gelöscht.
»Wer hat das Feuer entdeckt?«, fragte Monika den jungen uniformierten Kollegen.
Der Polizist deutete auf einen älteren Mann um die sechzig, der hinter dem Absperrband im Scheinwerferlicht des Streifenwagens stand und sich mit einer etwa gleichaltrigen Frau unterhielt.
Monika ging hinüber und präsentierte ihren Dienstausweis. »Sie haben die Feuerwehr angerufen?«
»Ich wohne dort drüben.« Er zeigte in Richtung des Dorfes. »Ich wollte gerade die Fensterläden schließen, da sah ich den Feuerschein. Ich wusste gleich, dass die Hütte brannte.«
»Wann war das?«
»Kurz nach elf«, erwiderte der Mann.
»Haben Sie irgendetwas beobachtet, einen Wagen oder Personen?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nur das Feuer«, erwiderte er.
Monika schrieb die Personalien des Zeugen auf und reichte ihm eine Visitenkarte. »Falls Ihnen noch etwas einfällt.«
Dietmar Petermann unterhielt sich mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr, als Monika wieder zu ihm stieß. Er zeigte ihr das Dokument, das einer der Feuerwehrleute am Zugangstor zum Gelände hängend entdeckt hatte.
»Der Kerl hat sich hier gut ausgekannt«, erklärte Dietmar. »Er hat den Zaun neben dem Tor aufgeschnitten. Das Tor selbst wurde erst von der Feuerwehr aufgebrochen, damit sie hineinfahren konnten, den Zettel hatte er dort drangehängt. Sollen wir Kleinschmidt holen?«
Monika Sander blickte sich um. Überall im Gras befanden sich die Spuren der Fahrzeuge oder der schweren Stiefel der Feuerwehrmänner. »Ich glaube kaum, dass es Sinn hat. Du hast doch den Fotoapparat dabei. Mach ein paar Bilder und schreibe die Personalien des Einsatzleiters auf. Ich höre mich bei den Leuten da drüben noch ein wenig um. Vielleicht hat ja doch jemand etwas gesehen.«
*
Trevisan hatte den Rest des Wochenendes mit Angela und Paula verbracht, das Telefon stumm geschaltet und sich nicht mehr stören lassen.
Die Fahndung nach Jenny Kropp, die mit einem alten Opel unterwegs war, lief auf Hochtouren. Auch wenn sein Gefühl ihm signalisierte, dass er auf der falschen Fährte war, sprachen die objektiven Umstände eindeutig gegen Kropps Exfrau. Sie war nicht nur in Wilhelmshaven gewesen, sondern sogar in seiner Firma erschienen. Verschmähte Liebe oder das Karussell der Gefühle warfen manchmal sogar die stärksten Typen aus der Bahn, warum sollte sich Jenny Kropp nicht ein Gewehr schnappen und den Mann erschießen? Doch wo war das Gewehr, wo war die Pistole? In Pasewalk zumindest nicht. Die Kollegen waren bei der Durchsuchung gründlich vorgegangen.
Er hörte Geräusche draußen auf dem Gang. War es Monika? Als Trevisan vor zwanzig Minuten die Dienststelle betreten hatte, war er zuerst in die Einsatzzentrale gegangen. Dort liefen alle Fäden zusammen. Der Polizeiführer vom Dienst hatte zwar keine Neuigkeiten im Falle Kropp, aber die Nachricht, dass der Feuerteufel in der vergangenen Nacht wieder zugeschlagen hatte.
Monika Sander tat ihm leid. Woche um Woche war vergangen, und außer unzähligen erfolglosen Überprüfungen, langen und fruchtlosen Vernehmungen und hunderten von sinnlos gefahrenen Kilometern hatte sich nichts ergeben. Wie hilflos sie sich fühlen musste, spürte Trevisan am eigenen Leib. Auch er hatte kein vorzeigbares Ergebnis.
Mittlerweile, nach all den Jahren im 1. Fachkommissariat, hatte er eingesehen, dass sich nicht jeder Fall klären ließ. Man musste alles unternehmen, seine ganze Energie in die Ermittlungen stecken, jede Möglichkeit ausnutzen, dann hatte man sich wenigstens selbst nichts vorzuwerfen. Und letztlich kam es alleine darauf an, sich selbst keine Vorwürfe zu machen. Auch wenn man mit Haut und Haaren Polizist war.
Das klang banal, aber es gab genügend Kollegen, die an ihrer Arbeit zerbrochen waren. Alkoholmissbrauch, posttraumatische Störungen und
Weitere Kostenlose Bücher