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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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stellte er FFN ein. Es lief gerade Down under von Men at Work. Er wippte mit dem Kopf im Rhythmus des Liedes. Down under, Australien, da wollte er immer schon mal hin. Aber die Reise war teuer und Martina würde sich wohl kaum auf einen Tramperurlaub einlassen, so wie er früher Portugal, Indien und Kanada bereist hatte. Und jetzt, mit dem Kind, war es sowieso nicht mehr möglich. Trotzdem, irgendwann würde er nach Australien reisen.
    Er fuhr vom Firmengelände und bog in Richtung Voslapp ab. Vorbei am Ölhafen und den riesigen Tanks führte ihn sein einsamer Weg am Voslapper Seedeich entlang. Die gut ausgebaute Straße war um diese Zeit meist leer. Seine erste Abnahmestelle lag in Wilhelmshaven. Mit seinen Fingern schnippte er den Rhythmus des nächsten Liedes. Simply the Best, von Tina Turner. Wieder ein Klassiker. Er fuhr langsam, schließlich war der Tank bis oben hin angefüllt.
    Als er sich dem Badestrand unweit des Campingplatzes näherte, stutzte er. Ein Wagen stand beinahe quer auf der Fahrbahn. Das Warnblinklicht war eingeschaltet. Er verringerte seine Geschwindigkeit und suchte im Scheinwerferlicht seines Lastwagens die Umgebung ab. Stand irgendwo noch ein weiterer PKW? Hatte es einen Unfall gegeben?
    Möglicherweise ein paar Teens, die den wenig befahrenen Weg entlang des Dammes als Rennstrecke missbrauchten. Er bremste ab und stoppte seinen Laster. Der Wagen wirkte im Scheinwerferlicht unbeschädigt. Was war dort nur los?
    Bevor er seinen LKW verließ, schaltete er ebenfalls das Warnblinklicht an. Die Taschenlampe in seinem Handschuhfach vergaß er. Er näherte sich dem dunklen Wagen. Ein VW mit auswärtigem Kennzeichen. Er stutzte, in dem Wagen saß jemand. Schemenhaft konnte er die Gestalt erkennen. Die Seitenscheibe war heruntergelassen, obwohl es immer noch leicht nieselte.
    »Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte Willo laut.
    Er erhielt keine Antwort und ging zögernd näher. Er war nur noch wenige Schritte vom Wagen entfernt. Der gleißende Strahl einer Taschenlampe erfasste ihn. Plötzlich zuckte ein greller Blitz auf ihn zu. Ein Donnerknall dröhnte durch die Nacht und er spürte einen Schlag gegen die Brust, der ihn von den Beinen riss. Hart landete er auf dem Boden. Durch seinen Körper raste ein brennender Schmerz. Er hörte, wie die Wagentür geöffnet wurde. Es schien, als liefe alles um ihn in Zeitlupe ab.
    »Was … was ist … was?«, stammelte er. Er schmeckte das Blut auf seiner Zunge. Dann beugte sich eine dunkle Gestalt über ihn. »Wa … warum … warum …?«
    Die Antwort war ein weiterer lauter Knall, doch diesmal spürte er keinen Schmerz. Das Bild trübte sich ein, wurde rot, dann violett und schließlich schwarz, schwarz für immer.
    *
    »Doch, das ist schlimm, das ist sogar sehr schlimm und daran bist nur du schuld«, fauchte Paula.
    Trevisan winkte ab und schenkte sich ein Jever ein. »Eine Drei in Mathe und noch dazu bei den Winkelfunktionen. Ich wäre damals froh gewesen, hätte es bei mir zu einer Drei gereicht. Deine Lehrer sind mit deinen Leistungen sehr zufrieden. Du gehörst zu den besten Schülerinnen deiner Klasse.«
    Mit funkelnden Augen blitzte sie ihn an.
    »Ich habe dir doch Geld auf den Tisch gelegt, warum hast du dir den Taschenrechner nicht rechtzeitig besorgt?«, fragte Trevisan gelassen und bewunderte die Schaumkrone auf seinem Glas.
    »Du hast es mir versprochen, du hast gesagt, dass du mir einen Taschenrechner besorgst«, lamentierte Paula. »Du hast es vergessen.«
    »Warum ist dieser verdammte Taschenrechner daran schuld, dass du eine Drei geschrieben hast?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich hatte nur zwei Tage Zeit, um die Funktionen zu lernen! Nur zwei Tage.«
    Trevisan nahm einen kräftigen Schluck. »Also gut, dann bin ich eben schuld. Ist nun nicht mehr zu ändern. Aber ich bitte dich, Kind, eine Drei ist doch kein Grund, dermaßen auszurasten.«
    »Willst du wissen, was Anja hat?«
    »Was interessiert mich Anja …« Trevisan legte sich gemütlich im Sessel zurück.
    »Die Streberin hat eine glatte Eins«, setzte Paula nach. »Die Drei versaut meinen ganzen Schnitt.«
    Trevisan richtete sich auf. Er erinnerte sich an die Worte des Klassenlehrers vor ein paar Tagen. Offenbar focht eine kleine Gruppe Schülerinnen, zu der auch Paula gehörte, einen Wettkampf um die besten Noten aus. Das war zwar nicht unbedingt schlecht, aber für manche der Schülerinnen kam eine Zwei schon einer mittleren Katastrophe gleich. »Paula, du bist eine ausgezeichnete

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