Das Haus in den Dünen
graublauen Wasser entkommen und hing einen Daumenbreit in der Luft.
31
Nach vier Stunden Schlaf, einer kalten Dusche und reichlich starkem Kaffee traf sich Trevisan mit Monika in der Dienststelle, um noch einmal hinaus nach Langewerth zu fahren und das Haus des ermordeten Uwe Lohmann gründlich zu durchsuchen. Dietmar Petermann und Anne Jensen hatten sich ebenfalls eingefunden. Sie nahmen einen VW-Bus von der Fahrbereitschaft. Dietmar lenkte den Wagen vorsichtig durch die verstopften Straßen der Stadt. Als er an einer Einmündung hielt, um einen Lastwagen passieren zu lassen, der aus weiter Entfernung auf der Vorfahrtstraße angefahren kam, knurrte Trevisan: »Wie lange willst du hier eigentlich noch stehen bleiben? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Dietmar warf ihm einen bösen Blick zu. »Wenn du meinst, du fährst besser, überlasse ich dir gerne meinen Platz.«
»Schon gut … Ich meine ja nur …« Trevisan bereute seine Äußerung, schließlich war er froh gewesen, dass Dietmar den Schlüssel an sich genommen hatte. Autofahren gehörte nicht zu Trevisans Stärken, und einen VW-Bus zu lenken, hatte ihm schon in seiner Zeit als Schutzpolizist nicht gelegen.
In Langewerth führte ihr Weg am Klosterkrug vorbei, der zum Schauplatz des nächtlichen Dramas geworden war. Knapp dreihundert Meter entfernt stand das kleine, verklinkerte Wohnhaus, in dem Uwe Lohmann gelebt hatte. Die Büsche und das Gras im Vorgarten wucherten wild, die Fassade war schmutzig und die Fugen zwischen den einzelnen Steinen geschwärzt. Am Fensterladen neben der Tür fehlten ein paar Lamellen. Insgesamt wirkte das Haus unbewohnt und dem Verfall geweiht.
Trevisan zog den Schlüsselbund aus seiner Jackentasche, den sie bei der Leiche gefunden hatten. Er entfernte das Polizeisiegel, das Till in der Nacht nach oberflächlicher Nachschau im Haus an der Haustür angebracht hatte, und probierte die Schlüssel durch. Der dritte passte und die Tür sprang knarrend auf.
»Ein bisschen Öl hätte wohl auch nicht geschadet«, murrte Dietmar.
»Sieht aus, als ob Lohmann nicht sonderlich reinlich war«, bestätigte Monika Trevisans ersten Eindruck. »Das stinkt ja wie auf einer Müllkippe.«
Die Tür zur Küche war geöffnet und ein beißender Gestank wehte durch den Flur. Auf dem Küchenschrank und in der Spüle stapelte sich schmutziges Geschirr. Auf einem Teller auf dem Küchentisch verschimmelte ein Stück Bratenfleisch. In einer Ecke stand eine ganze Kompanie leerer Flaschen, angetreten zum Rapport. Bierflaschen, Schnapsflaschen, sogar die eine oder andere Weinflasche darunter.
Dietmar deutete auf das gläserne Sammelsurium. »Er hat wohl seinen Geruchssinn betäubt. Da macht einem der Gestank nichts weiter aus.«
Trevisan ging den Flur entlang und öffnete die Türen zu den einzelnen Räumen. Neben der Toilette mit Bad gegenüber dem Eingang gab es noch weitere fünf Zimmer. Im Vorratsraum, in dem sich auch die Gastherme befand, standen weitere Bierkästen. Einige Konserven standen in den Regalen, und ansonsten lagen Schuhe und andere Kleidungsstücke ungeordnet herum.
»Was hoffen wir, hier zu finden?«, fragte Anne verlegen.
Trevisan schaute sich um. »Ich denke, jeder nimmt sich einen Raum vor. Einen Keller gibt es nicht, aber einen Lagerraum unter dem Dach. Interessant ist alles, was Aufschluss über sein Leben geben kann.«
Dietmar blickte sich suchend um. »Wo ist die Treppe?«
Trevisan wies den Flur entlang. »Eine Zugtreppe. Wir gehen hoch, sobald wir hier unten fertig sind.«
»Und was genau suchen wir?«, wiederholte Dietmar.
»Ich sagte doch«, antwortete Trevisan genervt, »wir suchen nach Verbindungen zu unseren anderen Opfern. Briefe, Schriftstücke, Fotos. Wir müssen gründlich vorgehen, der kleinste Hinweis kann hilfreich sein.«
»Also gut«, antwortete Monika Sander. »Ich übernehme das Schlafzimmer.«
»Ich nehme das Zimmer am Ende des Flures und Dietmar, du kümmerst dich um das Wohnzimmer«, fügte Trevisan hinzu.
Anne schaute sich um.
»Dann bleibt für dich das Badezimmer und der Vorratsraum, die Küche machen wir später«, entschied Trevisan. »Vorher lüften wir erst einmal.«
Das Team verteilte sich. Trevisan öffnete das Küchenfenster, dann betrat er das Zimmer am Ende des Flures. Auf den ersten Blick war klar, dass es sich um das Zimmer handeln musste, in dem Uwe Lohmann gelebt und geschlafen hatte. Unterhalb der Schlafcouch und auf dem runden Tisch standen weitere geleerte
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