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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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dass auf seinem Teller Schinken, Eier und Pilze wie üblich sorgsam voneinander getrennt lagen, ohne dass sie sich berührten. Als kleiner Junge war er stets in Tränen ausgebrochen, wenn auch nur ein Spritzer Bratensoße an seine Kartoffeln gekommen war. Bei Gil musste alles um ihn herum bis aufs i-Tüpfelchen stimmen. Vermutlich war seine Pingeligkeit auch der Grund dafür, dachte Caroline, warum er trotz seines Interesses an der Natur für das Gärtnern nichts übrighatte – es war eine Beschäftigung, die ihm nicht sauber und ordentlich genug war. Ja, Caroline vermutete, dass sogar Gils Naturstudien mehr seinem Bedürfnis nach Ordnung und Kategorisierung entsprangen als einer wissenschaftlichen Leidenschaft.
    Und doch schien er den Verfall des Hauses, in dem er lebte, die meiste Zeit nicht zu bemerken. Sein mangelndes Interesse an den Schwierigkeiten, die Vernon Court drohten, enttäuschte Caroline. Er schien die Dringlichkeit ihrer misslichen Lage nicht einmal zu erkennen, geschweige denn die Notwendigkeit einer möglichst baldigen Lösung der Probleme.
    In Carolines Liebe zu ihrem jüngeren Sohn mischte sich Gereiztheit, und ihr Ton war mühsam beherrscht, als sie sagte: »Wenn du daran denkst, Miss Finborough zu heiraten, solltest du nicht zu lange zögern.«
    Gil sah überrascht auf. Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit. »Ich soll Sara – heiraten?«
    Â»Warum nicht?« Caroline kratzte die letzte Marmelade aus dem Glas. »Es ist höchst unwahrscheinlich, dass du noch ein passenderes Mädchen finden wirst.«
    Er runzelte die Stirn und ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. »Die Finboroughs sind eine alte Familie«, sagte er nachdenklich. »Von gutem anglo-irischen Stamm.«
    Â»Es ist natürlich bedauerlich, dass Richard Finborough in den Handel gegangen ist. Nun, aber auch das hat seine Vorteile. Vernon Court braucht Geld. So können wir nicht mehr lange weitermachen. Das Dach stürzt ein, wenn es nicht bald repariert wird.« Sie sah zu, wie er seinen Toast in zwei exakt gleich große Dreiecke schnitt. »Du magst Sara doch, Gil, oder nicht?«
    Â»Ja. Sie ist ein nettes Mädchen.«
    Das war das größte Kompliment, dachte Caroline, das er einer Frau je gemacht hatte. Sie war erleichtert.
    Â»Magst du sie auch, Mutter?«
    Â»Sie scheint mir ein reizendes, fügsames Geschöpf zu sein, wenn auch ein wenig zu…« Caroline hielt inne, weil ihr das rechte Wort fehlte, um Sara Finborough zu beschreiben. Gefühlsbetont? Reizbar? Temperamentvoll? Nur einen Hauch zu… frivol ? Doch Gil konnte seine Braut nur aus einem engen Kreis wählen, da durfte man nicht allzu kleinlich sein.
    Â»Alice Finborough hat stets getan, was sie wollte«, sagte sie, »und die Mutter – Isabel – stammt nicht gerade aus bester Familie, fürchte ich. Aber darüber kann man hinwegsehen. Sara ist jung und gesund, und sie würde eine gute Ehefrau für dich abgeben, Gil, da bin ich sicher. Ich würde dir diese Heirat nicht vorschlagen, wenn ich das Mädchen für unpassend hielte. Sara wird Geld in die Ehe mitbringen, das ist das Wesentliche, und sie wird Vernon Court einen Erben schenken.« Sie hielt einen Moment inne und dachte daran, welche Freude es sein würde, wieder ein kleines Kind im Haus zu haben. Es mochte wenig Weibliches an Carolines Kleidung oder Verhalten sein, doch ihr strenges, herrisches Naturell wurde weich in der Gesellschaft von Kindern.
    Â»Du musst heiraten und einen Sohn zeugen, Gil«, sagte sie entschlossen. »Die Familie Vernon darf nicht aussterben.«
    Ein Regenschauer prasselte gegen das Fenster. Caroline sah Wasser durch den beschädigten Rahmen eindringen.
    Entschlossen sprach sie weiter. »Anscheinend gab es da in London irgendeine unglückliche Liebesgeschichte. Deshalb ist Sara Finborough nach Irland gekommen. Warte nicht zu lange, Gil. Du musst sie so bald wie möglich bitten, deine Frau zu werden, noch ehe sie diesen Burschen vergisst und wieder nach England zurückkehrt.«

    Â»Wie sieht sie denn aus?«, fragte Ruby, die mit Philip in einem Pub in der Fulham Road saß.
    Â»Blond, platinblond.« Philip stellte ein Glas Bier vor Ruby hin.
    Â»Gefärbt?«
    Â»Nein, ich glaube nicht.«
    Er schwieg, damit beschäftigt, eine Zigarette aus seinem Etui zu nehmen.
    Â»Philip« , rief Ruby ungeduldig. »Was hat sie

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