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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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gemacht. Das haben wir erst einmal gefeiert.«
    Wir , dachte Isabel, wir . Er gehört nicht mehr zu mir, er gehört jetzt zu ihr.
    Philip hielt den Blick gesenkt und spielte mit den Fransen des Tischtuchs. »Aber es war nicht der einzige Grund«, fügte er hinzu. »Elaine erwartet ein Kind. So im September, glaubt sie.«
    Isabel hatte Mühe, mit dem Schock fertig zu werden. Wenn sie, wider alle Vernunft, manchmal gehofft hatte, diese Ehe werde nicht halten, so war diese Hoffnung jetzt zunichte.
    Aber sie nahm sich zusammen. »Meinen Glückwunsch, Philip. Du freust dich sicher sehr. Ich hoffe, es geht ihr – Elaine – gut.«
    Â»Möchtest du sie nicht einmal kennenlernen?«
    Sie sah den hoffenden Blick und griff über den Tisch, um seine Hand zu berühren. »Nein, Philip. Das musst du verstehen. Ich kann nicht.«
    Sie ging wenig später. Auf der Straße winkte sie einem Taxi, um sich zu ihrer Schneiderin nach Bayswater bringen zu lassen. Drinnen klappte sie ihre Puderdose auf und puderte sich die Nase. Sie hatte sich nie geschminkt, aber in letzter Zeit benutzte sie regelmäßig Puder und etwas Lippenstift. Sie sah sonst so grau aus. Es waren vermutlich die Wechseljahre. Und der ganze Aufruhr der letzten zwei Jahre.
    Elaine erwartete ein Kind. Sie hatte sich gut verhalten, fand Isabel, sie hatte die richtigen Worte gefunden, obwohl sie die Vorstellung kaum ertragen konnte. So wenig wie die Gedanken an Sara. Wie konnte Sara einfach ihr Kind verlassen? Wie konnte sie das übers Herz bringen? Isabel konnte verstehen, warum sie Gil verlassen hatte – er war nie der Richtige für sie gewesen, das sah sie jetzt klar, obwohl weiß Gott unzählige Frauen mit Ehemännern zurechtkommen mussten, die weit schlimmer waren als Gil –, aber auf und davon zu gehen und ihren kleinen Sohn zurückzulassen! Dabei war er so ein lieber kleiner Kerl. Ihr erstes Enkelkind. Sie konnte nicht verstehen, dass eine solche Entscheidung Sara nicht das Herz zerrissen hatte. Sie hatte immer geglaubt, sie und Sara wären einander nahe; jetzt aber hatte sie oft den Eindruck, dass es nie so gewesen sein konnte.
    Doch alle Traurigkeit und Verlustgefühle wurden in letzter Zeit von einem erbitterten Zorn zurückgedrängt. Obwohl mit Fug und Recht gesagt werden konnte, dass sie von allen am tiefsten verletzt worden war, wurde von ihr erwartet, dass sie versuchte, die Sprünge zu kitten. Sie musste mit Sara und mit Philip reden, sie musste sich bemühen, ihr Handeln zu verstehen, dabei verstand sie nichts, außer dass sie ihrer aller Leben ruiniert hatten. Von ihr wurden Taktgefühl und Geduld verlangt, dabei hatte sie vor allem gute Lust, die beiden einmal kräftig zu schütteln. Sie hatte Philips Schilderung seiner Hochzeit über sich ergehen lassen müssen – einer ziemlich schäbigen Angelegenheit in einer tristen kleinen Kirche in Hendon, an der nur Ruby als Vertreterin der Familie Finborough teilgenommen hatte –, während die Risse blieben, die sich durch Philips Heirat in der Familie geöffnet hatten, und auf erschreckende Weise die Abgründe zeigten, die die ganze Zeit schon bestanden hatten. Und Richard spielte derweilen den Beleidigten und tat so, als wären Philip und Sara für ihn gestorben. Sie getraute sich nicht einmal, ihm zu erzählen, dass sie sich mit Philip getroffen hatte, weil sie wusste, dass er dann nur einen Wutanfall bekommen würde. Und dabei trug gerade er doch die Schuld an so vielem, was geschehen war…
    Das Taxi hielt an, sie hatten Bayswater erreicht. Als Isabel bei ihrer Schneiderin läutete, merkte sie, dass sich in ihren Groll jetzt noch ein anderes Gefühl mischte. Richards bis vor Kurzem scheinbar unerschütterliches Selbstvertrauen hatte einen Schlag erlitten. Manchmal tat er ihr leid.

    Rubys Freunde hatten so ernsthaft wie sonst über heikle politische Probleme darüber diskutiert, wie Sara Geld verdienen könne. Da Kochen und Reiten die einzigen Fähigkeiten waren, die sie vorzuweisen hatte, wurde beschlossen, dass jemand mit Big Frank reden solle, der ein Café in der Romilly Street betrieb. Sara arbeitete jetzt jeden Mittag und drei Abende die Woche in dem Café. Viele Gäste waren Kommunisten. Sie saßen stundenlang bei einer Tasse Kaffee und lösten Probleme von weltbewegender Bedeutung, während an den Fenstern das Kondenswasser herablief, das sich, dachte

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