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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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charmante kleine Fältchen bildeten, war routiniert. Als junges Ding war sie bei diesem Lächeln dahingeschmolzen. Jetzt fand sie es schmierig und abstoßend.
    Â»Ich war noch nicht reif für Ehe und Familie«, sagte er. »Ich bin nach Amerika gegangen.«
    Â»Sie hätten dort bleiben sollen.«
    Â»Jetzt sei doch nicht so. Anfangs war alles in Butter, aber seit dem Börsenkrach 29 geht nichts mehr. Ich hab alles Mögliche versucht, aber zuletzt ist mir das Pflaster da drüben ein bisschen zu heiß geworden, und da hab ich mir gedacht, ich schau mal, wie es im guten alten Europa so steht.«
    Â»Sie haben sich vor Jahren entschieden«, sagte sie eisig. »Sie haben mir klipp und klar gesagt, dass Sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. So, und jetzt haben wir miteinander geredet, wie Sie sich das gewünscht haben, und ich muss gehen.«
    Sie stand auf. Alfie zog eine Packung Lucky Strike aus seiner Tasche und riss ein Streichholz an. »Ehrlich gesagt«, bemerkte er, »hab ich gehofft, du könntest mir aushelfen.«
    Â»Aushelfen?« Ihr wurde mulmig.
    Â»Ich bin gerade ein bisschen knapp bei Kasse, und du bist jetzt eine reiche Frau – ich dachte, du könntest mir was leihen.«
    Â»Nein«, sagte sie abweisend. Wenn sie diesmal bestimmt war, würde er aufgeben und verschwinden. »Nein, das kann ich nicht.«
    Den Hund mit sich ziehend, wandte sie sich zum Gehen.
    Â»Was ist aus dem Kind geworden, Isabel?«, rief er ihr nach, und ihr stockte der Atem.
    Â»Kind?«, wiederholte sie.
    Â»Ja.« Auch Alfie war aufgestanden. »Unser Kind.«
    Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. »Es hat kein Kind gegeben. Ich hatte mich getäuscht.«
    Â»Da war Liddy aber anderer Meinung. Sie hätte immer gern gewusst, warum du Hals über Kopf gegangen bist. So eine gute Stellung.«
    Isabel hatte einen ganz trockenen Mund. »Es hat kein Kind gegeben«, wiederholte sie.
    Â»Das glaube ich dir nicht.« Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Was hast du mit dem Kind gemacht, Isabel? Hast du’s abgetrieben?«
    Sie hörte das Dröhnen des Verkehrs und das Geräusch des Windes in den Bäumen und starrte den Mann an, den sie einmal geliebt hatte.
    Â»Sie ist gestorben«, sagte sie. »Meine Kleine ist gestorben.«
    Â»Aha.« Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Sagst du mir auch die Wahrheit?« Er zog an seiner Zigarette und stieß eine Rauchwolke aus. »Weiß der treu sorgende Gatte von uns?«, fragte er. »Und von der Kleinen?«
    Â»Gehen Sie!«, schrie sie. »Gehen Sie und lassen Sie mich in Ruhe.«
    Â»Nicht so laut«, mahnte er gedämpft. »Die Leute starren uns schon an.«
    Sie drückte die Hand auf den Mund. Sie zitterte.
    Â»Du brauchst dich doch nicht gleich so aufzuregen, Süße«, sagte er. »Ich hau gleich wieder ab. Ich brauche nur ein paar Moneten, um wieder auf die Füße zu kommen. Fünfzig Pfund müssten reichen.«
    Â»Fünfzig Pfund?« Sie sah ihn ungläubig an. »So viel Geld habe ich nicht.«
    Â»Blödsinn«, widersprach er.
    Â»Ich habe nur mein Haushaltsgeld.«
    Â»Dann nimm das.«
    Â»Und wovon soll ich die Lieferanten bezahlen?« Ihre Stimme klang schrill.
    Â»Ach, da wird dir schon was einfallen.« Er sah auf seine Uhr. »Ich warte hier, an derselben Stelle, am – lass mich nachdenken – am Dienstag. Du hast also zwei Tage Zeit. Das müsste reichen. Am Dienstagabend um sechs. Sieh zu, dass du pünktlich bist.«
    Er wandte sich ab und ging. Isabel sah ihm nach, bis sein Schatten von den dunkleren Schatten der Bäume verschluckt wurde.

    Big Frank, der das Café in der Romilly Street betrieb, bat Sara eines Nachmittags, ein Paket in die Liverpool Street zu bringen. Sie hatte den Auftrag erledigt und wartete am U-Bahnhof auf die Circle Line, als sie ihn bemerkte.
    Anton. Er stand auf dem Bahnsteig gegenüber und las ein Buch.
    Leuchtendes blondes Haar, das einen Moment von vorübergehenden Menschen verdeckt wurde. Ungläubigkeit, die ihr den Atem nahm. Die Menge teilte sich, und er zeigte sich ihr wieder.
    Dann lief auf der anderen Seite ein Zug ein. Sara rannte los, um Koffer, Mappen, Einkaufstaschen herum, die Treppe hinauf und drüben wieder hinunter. Sie rief seinen Namen, aber ihre Stimme ging im Maschinenlärm unter, als sich die Wagentüren schlossen und

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