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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatten ganz recht – beim Essen sollten man nicht über Religion oder Politik sprechen.«
    Â»Aber wir sind doch gar nicht beim Essen.«
    Â»Stimmt, ja. Schade. Aber vielleicht lässt sich das ändern.« Er beugte sich vor und bot ihr die Hand. »Mein Name ist Lewis Gascoigne.«
    Â»Ruby Chance«, sagte sie.
    Â»Schön, Miss Chance? Würden Sie mit mir essen? Bitte geben Sie mir keinen Korb.« Sein Blick war entwaffnend. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie kaum widerstehen können.

    Â»Ich hab gehofft, du würdest einem alten Freund, der finanziell in der Misere steckt, unter die Arme greifen«, hatte Alfie gesagt, als er das erste Mal gekommen war. Isabel hatte Pfundnoten und mehrere Shilling aus ihrer Börse gekramt.
    Später hatte sie überlegt, ob das ein Fehler gewesen war. Ob er nicht gegangen wäre und sie in Ruhe gelassen hätte, wenn sie vorgegeben hätte, sich seiner nicht zu erinnern.
    Sechs Wochen vergingen, bevor er sich wieder meldete. Sie hatte schon zu hoffen begonnen, er würde sich nicht mehr blicken lassen. Der Traum, dieser alte Traum von Broadstairs und einem Mann, der den Wellen entstieg, verflüchtigte sich allmählich. Aber an einem Sonntagnachmittag, als sie oben aus dem Fenster schaute, sah sie ihn am Tor stehen.
    Sie rannte den Gartenweg hinunter. »Warum sind Sie hergekommen? Was wollen Sie?«
    Â»Ich wollte dich sehen. Und ein bisschen mit dir schwatzen.«
    Â»Mein Mann ist zu Hause. Sie dürfen nicht hierherkommen.«
    Â»Da unten an der Straße steht eine Bank unter den Bäumen«, sagte er. »Ich warte dort.«
    Â»Aber mein Mann –«
    Er lächelte. »Dir wird schon was einfallen.« Dann ging er davon.
    Hatte in seinen Worten eine Drohung gesteckt, oder bildete sie sich das nur ein? Richard saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Sie rief ihm zu, sie wolle ein Stück spazieren gehen, und er brummte irgendetwas, sah aber nicht auf.
    Sie setzte einen Hut auf und nahm den neuen Hund, Tuppence, an die Leine. Alfie Broughton saß auf einer Bank unter einer Reihe ausladender Kastanien. Er stand auf und lüftete den Hut, als sie kam.
    Â»Guten Tag, Isabel.«
    Â»Ich möchte nicht, dass Sie mich so nennen.«
    Â»Aber wir sind doch alte Freunde.«
    Â»Nein, sind wir nicht.« Sie musterte ihn mit kaltem Blick, die blutunterlaufenen Augen, den kleinen verdrossenen Mund. Nichts war übrig von dem einst so flotten Äußeren. Wie hatte sie diesen Menschen lieben können? Wo hatte sie ihre Augen gehabt?
    Â»Was wollen Sie?«, fragte sie.
    Â»Ich finde, wir sollten mal miteinander reden.«
    Â»Es gibt nichts zu reden.« Aber eine Frage bedrängte sie. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    Â»Erinnerst du dich an Jim Cottle? Meinen alten Freund Jim?«
    Â»Nein.«
    Â»Aber, Isabel. Wir sind einmal in seinem Boot rausgefahren.«
    Sie versuchte stirnrunzelnd, sich zu erinnern. »Ach ja, er war Fischer«, sagte sie.
    Â»Na, siehst du, jetzt kommt’s dir wieder. Ich hab Jim besucht, als ich nach England zurückkam. Er wohnt immer noch in Ramsgate. Aber er ist inzwischen verheiratet. Seine Frau Liddy war mit dir befreundet.«
    Der junge Hund zerrte ungeduldig an der Leine; sie wies ihn scharf zurecht. »Liddy…«, sagte sie. »Sie meinen das Mädchen der Clarewoods? Liddy hat Jim Cottle geheiratet?«
    Â»Genau. Sie hat mir Bilder von ihren Kindern und Enkelkindern gezeigt. Und Bilder von dir.«
    Â»Von mir?«
    Â»Sie sammelt sie. Sie hat sich ein Album mit Zeitungsausschnitten angelegt. Sie liest immer den ganzen Klatsch über die Filmstars und die reichen Leute. Und vor Jahren hat sie mal dein Foto in der Zeitung entdeckt. Sie hat’s ausgeschnitten und eingeklebt. Da bist du mit deinem Mann bei irgendeiner Gala drauf. Sie war ganz gerührt, weil sie es so romantisch fand. Wie im Märchen.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Du hast’s gut erwischt, was, Isabel? Tolles Haus – war bestimmt nicht ganz billig. Und der Wagen vorn ist doch ein Rolls, wenn ich mich nicht täusche.«
    Â»Mein Haus, mein Leben – das hat mit Ihnen nichts zu tun. Das haben Sie mir unmissverständlich klargemacht, als Sie mich damals im Stich gelassen haben.«
    Â»Ja. Ganz schön gemein von mir, einfach so abzuhauen, nicht?«
    Das Lächeln, bei dem sich an den Augenwinkeln

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