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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Gefangenen die Flucht. Anton hatte sich in das Haus eines Freundes geflüchtet. Wochen vergingen, Wochen, in denen er sich in Kellern und Speichern versteckt hielt, von einem sicheren Ort zum anderen gebracht wurde, stets im Schutz der Dunkelheit. Schließlich hatte man ihn über die Alpen in die Schweiz geschmuggelt. Von dort aus war er zuerst nach Paris gereist und war dann, nachdem Peter Curthoys sich bereit erklärt hatte, für ihn zu bürgen, nach London gekommen.
    Sie hatten sich beide verändert, dachte sie. Er war stets von einer Traurigkeit umgeben, und bei ihr selbst hatten die Jahre der Trennung ein ständiges Bedauern hinterlassen. Sara wickelte sich in eine Wolldecke ein, stieg aus dem Bett und ging zum Fenster. Das Gesicht an die Scheibe gedrückt, versuchte sie, den Garten unten zu erkennen, die glatten schwarzen Äste der Bäume, die Linien von Zaun und Mauer und jenseits davon die Häuser, Türme und Brücken der Stadt. Und sie hatte den Eindruck, dass der Himmel ein wenig heller geworden war, die Nacht nicht mehr so dunkel.

12
    D AS NÄCHSTE M AL KAM A LFIE B ROUGHTON abends an einem Wochentag. Isabel war im Musikzimmer und spielte Klavier, als das Dienstmädchen an die Tür klopfte und Besuch meldete.
    Richard, der in einem Lehnsessel saß, sah gereizt von seiner Zeitung auf. »Wer ist es denn?«
    Â»Seinen Namen hat er nicht genannt. Er sagt, er möchte Madame sprechen.«
    Irgendetwas warnte Isabel. Sie stand vom Klavierhocker auf. »Es ist sicher nichts Wichtiges. Ich gehe schon, Liebling.«
    Durch eines der Fenster neben der Eingangstür erkannte sie Alfie Broughtons massige Gestalt. Die unscharfen Konturen wirkten grotesk im Spiel von Licht und Schatten unter der Eingangsleuchte.
    Sie ging zu ihm hinaus und zischte wütend: »Sie hätten nicht hierherkommen dürfen! Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen nicht hierherkommen!«
    Â»Hallo, Isabel.« Das komplizenhafte Zwinkern war abstoßend.
    Eilig führte sie ihn über die Auffahrt in die Garage, wo sie vor fremden Blicken geschützt waren.
    Â»Warum sind Sie hergekommen?«
    Â»Nur auf einen kleinen Schwatz. Ich habe nicht mehr allzu viele Freunde in der Alten Welt.«
    Â»Ich gehöre nicht zu Ihren Freunden. Ich dachte, das hätte ich absolut deutlich gemacht.« Schlimmer noch als ihre Wut und ihre Furcht war das Gefühl, in der Falle zu sitzen. »Wenn Sie gekommen sind, um noch mehr Geld von mir zu fordern, dann verschwenden Sie Ihre Zeit. Von mir bekommen Sie nichts mehr.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, die schmeichlerische Stimme bekam plötzlich einen verdrossenen Ton. »Du solltest lieber zweimal überlegen, bevor du so was sagst, Isabel.«
    Â»Ich lasse mich nicht erpressen.« Jetzt hatte sie das Wort ausgesprochen. In der vertrauten, nach Motoröl riechenden Garage klang es völlig übertrieben und melodramatisch.
    Er schob die Hände in die Manteltaschen und musterte sie finster. »Du hast dich wohl daran gewöhnt, die erste Geige zu spielen, was? Das war früher aber ganz anders. Damals warst du ein braves, fügsames kleines Ding, das mir jede Bitte erfüllt hat. Obwohl, wenn ich’s mir überlege, temperamentvoll warst du schon immer. Ich weiß noch, wie höllisch eifersüchtig du immer wurdest, wenn ich eine andere Frau auch nur angesehen habe.«
    Sie empfand nichts als Abscheu, wenn sie daran dachte, wie er sie berührt, wie er sie geküsst hatte. »Ich muss gehen«, sagte sie eisig. »Kommen Sie ja nicht wieder hierher.«
    Â»Sonst – was? Was willst du tun? Etwa die Polizei rufen, Mrs. Finborough ?« In seinem Ton lag Spott.
    Â»Wenn es sein muss.«
    Â»Das nehme ich dir nicht ab.« Er trat näher an sie heran. Sein Blick war hart. »Sei vorsichtig, Isabel. Eine Frau in deiner Position kann es sich nicht leisten, dass so was über sie bekannt wird. Was meinst du wohl, was deine feinen Freunde sagen würden, wenn sie die Wahrheit über dich erfahren würden? Was dein Ehemann tun würde, wenn er hörte, dass du von einem anderen Mann ein Kind hast? Und ich finde sicher einen von der Zeitung, der sich für so eine nette, pikante Geschichte interessiert.«
    Â»Sie würden nie – Sie können nicht –«
    Â»Doch, wenn du mich dazu zwingst, tu ich’s.« Wieder schlug sein Ton um, diesmal ins Versöhnliche.

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