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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sie einander umschlungen hielten.
    Als sie sich schließlich voneinander lösten, sagte er leise: »Nie in meinem Leben war ich so glücklich wie an dem Tag, an dem du Ja gesagt hast.« Seine Küsse wurden sanfter und zärtlicher; er umschloss ihr Gesicht mit seinen Händen. »Meinetwegen musstest du alles aufgeben, was dir vertraut war. Meinetwegen musstest du dein Zuhause aufgeben, das Land, das du liebst. Kannst du mir das verzeihen? Ich weiß, dass es egoistisch von mir war, das von dir zu verlangen.«
    Â»Es gibt nichts zu verzeihen, Richard«, murmelte sie.
    Â»Hab keine Angst, Isabel, mein Liebstes. Ich verspreche dir, dass ich dich zur glücklichsten Frau der Welt mache. Bitte lass mich das für dich tun.«
    Sie hatte Tränen in den Augen. Er zog sie wieder an sich und drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter. »Ich würde zerbrechen, wenn du mich jetzt verlassen würdest.« Seine Stimme schwankte. »Ich glaube nicht, dass ich das überleben würde. Du darfst mir das nicht antun. Ich würde es nicht ertragen.«

2
    S PÄTER GLAUBTE SIE, dass sie ihn in dieser Nacht zu lieben begann, als sie zum ersten Mal eine Ahnung von der Sensibilität und Verletzlichkeit bekam, die sich unter seinem Ungestüm und seiner Leidenschaft verbargen.
    Hatte sie deshalb den Mut verloren und ihm nicht von Alfie Broughton erzählt? Weil sie begonnen hatte, ihn zu lieben?
    Sie hoffte es. Der Grund wäre nobler als all die anderen.

    Vierundzwanzig Stunden später waren sie verheiratet.
    Richard Finborough war groß, breitschultrig und kräftig gebaut. Die schwerlidrigen Augen in dem Gesicht mit den stark ausgeprägten Zügen und dem sinnlichen Mund waren von einem dunklen Grünbraun, das volle, kurz geschnittene Haar war kupferrot.
    Rotes Haar hatte Isabel nie gemocht. Zu oft gingen Jähzorn, Stolz und Arroganz damit einher. Anfangs verwirrte es sie, dass sie sich von ihm angezogen fühlte. Sie hatte ihn für einen verwöhnten, genusssüchtigen jungen Mann gehalten, der stets bekam, was er wollte. Deshalb hatte sie sein Werben gar nicht ernst genommen; sie konnte nicht glauben, dass ein Mann wie er sie wirklich lieben könnte. Sie hatte ihn nicht beachtet, sie hatte ihn verletzt und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Erst als er sich selbst davon nicht abschrecken ließ, kam ihr der Gedanke, dass er vielleicht doch ernste Absichten hegte. Aber dass er sie heiraten wollte, hatte sie nicht geglaubt.
    An dem Tag, an dem er sie während des Sturms am Rhenish Tower zum ersten Mal gesehen hatte, hatten Angst und Schmerz sie gequält. So oft schon hatte sie in den zwanzig Jahren ihres Lebens neu anfangen müssen, dass sie sich diesem neuerlichen Wandel, den der Tod von Charles Hawkins bedeutete, kaum stellen konnte. Wohin sollte sie gehen? Was sollte sie tun? Müdigkeit, Beklemmung und eine lähmende Furcht überfielen sie, und während sie an diesem stürmischen Morgen, von Regen und Gischt durchnässt, dort draußen am Ende der Mole stand, kam ihr der Gedanke, dass sie nur wenige Schritte vorwärtszugehen brauchte, um Entscheidungen, Neuanfänge und Verluste für immer hinter sich zu lassen. Doch aus irgendeinem Grund – so sehr aus Gewohnheit wie aus christlicher Ablehnung des Selbstmords vermutlich – hatte sie sich von der tosenden See abgewandt und war zurück ins Dorf gegangen. Dass Richard Finborough sie an diesem Morgen gesehen hatte, beunruhigte sie. Der Gedanke, einem Fremden ihre Schwäche gezeigt zu haben, wenn auch noch so flüchtig, war ihr ein Gräuel. Sie fühlte sich, als hätte sie einen Teil ihrer selbst preisgegeben.
    In dieser ersten Nacht ihrer Flitterwochen, in ihrem Schlafzimmer im Hotel Crillon in Paris, entkleidete Richard sie langsam, lüftete Hülle um Hülle. Eine Perlenkette glitt kühl und geschmeidig durch seine Finger. Ein Abendkleid aus roséfarbenem Seidenchiffon flatterte wie eine Wolke von Blütenblättern zu Boden. Mit starken, routinierten Fingern löste er Unterröcke aus Taft und Chantilly-Spitze, Schleifen und Bänder. Als er ihr rosa Korsett aufgeschnürt hatte, küsste er ihre Brüste. Die Seidenstrümpfe und die langen weißen Handschuhe ließ er ihr bis zuletzt. Seine Lippen streichelten ihren Nacken; seine Berührungen weckten heftiges Verlangen, das Erfüllung wollte und erhielt.
    Danach

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