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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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mehr den Teebecher halten konnte.
    Am nächsten Morgen traten sie in eine veränderte Stadt. Im Osten brannte es immer noch, Rußschwaden hingen am Himmel und schwärzten die auf den Leinen vergessene Wäsche. Alle hatten einen rußigen Geschmack im Mund, und beißender Geruch stach ihnen in die Nase; ein widerliches Gemisch aus brennender Farbe, Teer, Zucker und Gummi, das von Osten heranzog. Im nahe gelegenen Earls Court war ein Haus in einem Bombenkrater verschwunden, und es war nichts geblieben als ein Haufen Ziegel, Holzbohlen und Fliesen, aus dem hier und da Möbel und Andenken von Bewohnern herausragten.
    Die Angreifer kamen auch in der folgenden Nacht wieder, in der Nacht darauf und in der übernächsten Nacht. In gnadenlosem Triumph kreisten sie über den Trümmern und den beschädigten Häusern, die wie aufgeplatzte Orangen ihr weiches, verletzliches Inneres präsentierten – die billigen Tapeten, die schon seit Jahren hätten erneuert werden müssen, die zerschlissenen Lehnsessel, aus denen das Rosshaar quoll –, bevor sie ihre Bombenladungen abwarfen.
    Ruby traf sich mit Lewis auf ein Glas im Berkeley.
    Â»Ich muss etwas für meine Mutter finden«, sagte sie. »Dass Leben hier macht sie krank. Und alle Pensionen sind voll.«
    Er runzelte die Stirn. »Theresa hat einige traumatisierte katholische Damen aufgenommen. Ich könnte sie fragen, ob sie noch Platz für eine weitere hätte.«
    Ein Bild ihrer Mutter, die heiter und gelassen zwischen Seen und Narzissenwiesen wandelte, trat Ruby vor Augen, doch sie schüttelte den Kopf. »Der Lake District ist zu weit weg, dort könnte ich sie nicht besuchen. Und auch wenn meine Mutter meist tolerant ist, Katholiken kann sie leider gar nicht ausstehen. Außerdem, Lewis, die Mutter deiner Geliebten als Pensionsgast bei deiner Ehefrau – das würde wohl kaum gut gehen, oder?«
    Er antwortete mit seinem schiefen Lächeln. »Wenn du es so ausdrückst…«
    Â»Aber danke, dass du daran gedacht hast.« Sie legte ihre Hand auf die seine.
    Â»Ich hoffe, dass ich später eine Stunde frei habe. Kannst du zu mir kommen?«
    Sein Blick lockte; sie spürte, wie ihr Verlangen erwachte.
    Â»Ach, Schatz, ich kann leider nicht. Ich muss zurück zu meiner Mutter«, erwiderte sie, trank ihr Glas aus, gab ihm einen langen Kuss und ging.
    Edward kannte ein kleines Hotel in Andover. Es war zwar teurer, als Ruby geplant hatte, aber irgendwie musste es gehen. Alle preiswerteren Pensionen waren voll. Aus ganz London flohen die Menschen vor dem Blitz . In den Augen ihrer Mutter sah Ruby einen Ausdruck, der ihr Angst machte, der Ruby wieder zu der Zwölfjährigen werden ließ, die in den Monaten nach dem Verschwinden ihres Vaters versucht hatte, mit allem allein fertig zu werden, während ihre Mutter immer mehr verfiel und sich in ein einziges Nervenbündel auflöste.
    Am nächsten Tag machten sie sich gemeinsam auf den Weg nach Andover. Sie nahmen ein Taxi zum Bahnhof Waterloo, der jedoch wegen Bombenschäden geschlossen war, sodass sie weiter bis Clapham Junction fahren mussten. Unterwegs war ein Teil des Stadtviertels wegen einer Bombe mit Zeitzünder abgesperrt, und die Sirenen heulten; doch sie ließen sich nicht beirren und stiegen in den Zug, der sie direkt in einen Luftangriff hineinfuhr. Fliegerabwehrgeschütze knatterten, und die Fahrgäste kauerten sich zwischen Zigarettenkippen, Kaugummis und Bonbonpapier auf den Boden. Rippen und Schulterblätter ihrer Mutter fühlten sich in Rubys Armen wie die zerbrechlichen Knochen eines Vögelchens an. Das Ratatatata der Geschütze, das unablässige Dröhnen der Bomber, ihre Mutter, die mit bebenden Lippen ein Gebet sprach: »Wir bitten Dich, erhör uns, lieber Herr, dass es Dir wohlgefallen möge, allen, so in Gefahr, Not und Trübsal sind, mit Trost und Hilfe zu erscheinen…« Schließlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
    In Surbiton stiegen sie um, und ein polnischer Pilot bot Etta seinen Platz auf einer Holzbank an. Etta setzte sich. Ihr Gesicht war grau, ihre Lippen blau verfärbt, und sie zitterte. »Wir sind bald da, Mama«, sagte Ruby. So ein kläglicher Trost. Ihre Mutter sank in sich zusammen und wirkte immer verlorener.
    Komm schon, Ruby, du kannst doch gut mit Worten umgehen. Sprich von etwas anderem, lenk sie ab.
    Â»Ich frage mich, wie Tante Maude

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