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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Italienerin… ich habe sie in Marseille kennengelernt…«, sagte er unbestimmt. »Aber egal, Sie sagten ja, Sie sind verheiratet. Nur wo ist eigentlich Ihr Ehemann?« Er sah sich in der Küche um, als hätte Richard sich irgendwo versteckt und könnte jeden Moment hervorspringen.
    Â»In London«, sagte sie kurz und fragte einen Augenblick später: »Was ist nun mit den Stachelbeeren?«
    Â»Nein, danke«, erwiderte er. »Mir schmecken die auch nicht.« Und dann schlenderte er pfeifend zur Treppe und rief nach Angus.

    Der Fluss und die See.
    Die See, die die Invasionstruppen überqueren mussten, um Großbritannien zu erreichen. Der Fluss, der in mondhellen Nächten die Bombenflugzeuge in die Stadt führte.
    In den Monaten allgemeiner Anspannung und Nervosität vor Kriegsausbruch war Richard bestürzt und verwirrt gewesen. Wie war es dazu gekommen, dass er allein lebte und ihn alle Mitglieder seiner Familie verlassen oder enttäuscht hatten, obwohl er sie doch immer nur vor Gefahren hatte beschützen wollen?
    Natürlich versuchte er, sich von seiner Einsamkeit abzulenken. Mit einem grünäugigen Geschöpf mit Grübchen in den Wangen, das er eines Abends in einer Bar in Mayfair kennenlernte. Mit einer alten Freundin, die inzwischen von ihrem Ehemann getrennt lebte und mit der er in seinen Zwanzigern einmal ein kurzes Liebesabenteuer gehabt hatte.
    Doch die Schöne mit den Grübchen machte ihm deutlich, dass sie Schmuckstücke und seidene Negligés erwartete; und als sie anfing, Diamantohrringe und eine Zobelstola von ihm zu fordern, beendete er die Affäre. Ihre Augen waren ohnehin nicht von einem solch schönen Grün gewesen wie die von Isabel, sondern viel greller und härter im Ton. Und die alte Freundin war ihm, wie sich zeigte, auf die Dauer in ebendieser Rolle der Freundin weit lieber. Da konnte man zusammensitzen und Brandy trinken und sich gegenseitig erzählen, was einem an den geliebten Menschen, die man verloren hatte, am meisten fehlte, bis sie zu schluchzen begann und er ihr Trost zusprach und dabei verstohlene Blicke auf die Uhr warf, weil er in diesen Tagen schon im Morgengrauen aufstehen und ins Büro fahren musste.
    Er fragte sich, warum er, als er noch mit Isabel zusammengelebt hatte, immer den Eindruck gehabt hatte, London sei so voll von schönen Frauen, während ihm jetzt, da sie fort war, keine von ihnen recht war.
    Nach der Niederlage Frankreichs wurden in diesem Krieg noch einmal alle Kräfte mobilisiert. Richards langjährige Erfahrung in der Maschinenindustrie hatte ihm enge Kontakte zum Ministerium für Luftfahrt verschafft. Auf Geschäftsreisen in den Süden von England konnte er mit eigenen Augen die Luftkämpfe beobachten, die über ihm ausgefochten wurden. Er sah die Kreise und Bögen der Kondensstreifen, die die Flugzeuge hinter sich herzogen, hörte das Rattern der Maschinengewehre und das schrille Pfeifen der Motoren. Und nicht selten endeten die Luftgefechte damit, dass ein Flugzeug trudelnd in die See stürzte. Die Zeitungshändler verzeichneten den Ausgang von Schlachten auf ihren Reklametafeln, als ginge es um Kricketergebnisse.
    Philip und Theo waren bei der Marine und Sara und Ruby in London. Und Isabel – Isabel saß stolz in ihrer Zitadelle in Cornwall. Keiner von ihnen war mehr sicher. Richard dachte an die Schiffe, die auf dem Atlantik torpediert wurden, an die bombardierten Städte, an die unvorstellbaren Gräuel der Besatzung und das täglich damit einhergehende Elend: Verrat, Demütigung, Kompromisse. Meistens überfielen ihn die Ängste in den frühen Morgenstunden, wenn er sich mit Mühe aus einem Albtraum befreite, in dem er wieder in dem Bombenkrater im Niemandsland gelegen und gewartet hatte, dass Nicholas Chance kam, um ihn zu retten. Oder er hatte versucht, den toten Soldaten hochzuheben und dann nur einen Kopf in den Händen gehalten, dessen verwesender Mund Wörter formte und dessen eingesunkene Augen ihm zuzwinkerten.
    Er schrieb an Isabel. Sie dürfe nicht länger in Cornwall bleiben – dem ganzen Süden Englands drohe die Invasion deutscher Truppen. Sie müsse nach Raheen reisen, schrieb er, und Sara mitnehmen. Isabel teilte ihm in wenigen Zeilen mit, dass sie nicht vorhabe, Cornwall zu verlassen. Er könne Sara gern bitten, nach Raheen zu gehen, sie glaube jedoch nicht, dass ihre Tochter das tun

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