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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sind wahrscheinlich zehn Meilen entfernt. Und diese Treppe ist sehr solide.«
    Schrilles Pfeifen wie von Feuerwerkskörpern. Sie zuckte erschreckt zusammen und drückte ihren Kopf an seine Brust. Er legte die Arme um sie und murmelte ihr tröstende Worte zu. Mit dem Daumen streichelte er ihr den Nacken. Als sie den Kopf hob, spürte sie, wie seine Lippen über ihre Stirn strichen. Oh Gott, wie ich das hasse, dachte sie. Und, oh Gott, wie ich das vermisst habe.
    Als die Bombardierungen nachließen und schließlich Entwarnung gegeben wurde, lösten sie sich voneinander. Richard öffnete die Tür, und sie traten ins Vestibül.
    Â»Ich sollte mich jetzt wirklich auf den Weg machen«, sagte Isabel mit ein wenig zittriger Stimme. »Daphne Mountjoy sagte, ich könne bei ihr übernachten.« Sie ging an die Garderobe und suchte nach ihren Sachen.
    Â»Bleib«, sagte er.
    Ãœberrascht drehte sie den Kopf. Jetzt zitterte sie wieder. »Richard?«
    Â»Bitte, Isabel, bleib .«
    Â»Ja«, flüsterte sie. »Wenn du möchtest.«

    Falls die Angreifer in dieser Nacht noch einmal zurückgekehrt waren, hatte Isabel sie nicht gehört. Sie schlief so tief und fest wie schon seit langer Zeit nicht mehr, an Richard geschmiegt, erschöpft von einer leidenschaftlichen Liebesnacht voll verzweifelter Intensität.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, empfand sie eine tiefe Freude und Erleichterung über seine Nähe, dieses herrliche Gefühl von Haut an Haut, nachdem sie so lange allein gewesen war. Reglos lag sie da, um den Zauber nicht zu brechen. Sie hatte all das beinahe schon vergessen gehabt, diese Wonnen körperlicher Liebe, dieses Gefühl tiefster Vertrautheit mit dem Mann, den sie liebte. Wie hatte sie nur glauben können, sie habe die Leidenschaft hinter sich gelassen – was für eine Närrin sie doch gewesen war. Sie hatte sich einfach viel zu sehr an ihre Einsamkeit gewöhnt, ja sich selbst eingeredet, dass sie ihr lieber wäre.
    Nach einem Blick auf die Uhr stand sie schließlich doch auf, ging ins Badezimmer, nahm ein Bad und kleidete sich an. Es war noch dunkel, und im Haus war es sehr kalt. Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, war Richard in seinem Ankleidezimmer. Sie konnte ihn vor sich hin summen hören, während er sich rasierte.
    Er kam zu ihr und gab ihr einen Kuss. »Du bist früh auf. Ich dachte, du würdest vielleicht gern etwas länger liegen bleiben.«
    Â»Ich muss zum Bahnhof. Du weißt ja, wie das heutzutage ist mit den Zügen.«
    Er band sich die Krawatte und runzelte die Stirn. »Zum Bahnhof?«
    Â»Ich gehe lieber früh hin und reihe mich gleich in die Schlange ein. Sonst strande ich noch mitten in der Nacht im Nirgendwo.«
    Â»Ich dachte, du bleibst hier. Nach der letzten Nacht.«
    Â»Liebster, das würde ich gern.« Sie küsste ihn. »Aber ich muss zurück nach Hause. Ich bin sowieso schon einen Tag zu spät dran.«
    Â»Nach Hause…«, wiederholte er.
    Rasch korrigierte sie sich. »Nach Porthglas, meinte ich.«
    Â»Du musst nicht zurück nach Porthglas. Wenn du Angst hast wegen der verdammten Luftangriffe, lasse ich einen Bunker bauen.«
    Â»Das ist es nicht«, sagte Isabel und begann, Kleider zusammenzulegen und in ihren Koffer zu packen. »Es ist wegen der Jungen.«
    Â»Philip und Theo?«
    Â»Nein, nein, meine Evakuierten. Es war schwierig genug, jemanden zu finden, der sie auch nur eine Woche aufnimmt. Ich kann sie nicht länger allein lassen.«
    Sie klappte den Kofferdeckel zu. Als sie aufsah, war seine Miene kühler geworden.
    Â»Es könnte sich doch auch jemand anders um sie kümmern.«
    Â»Nein, das glaube ich nicht.« Sie sah sich nach dem Schmuck um, den sie am Abend abgelegt hatte. »Ich habe sie genommen, weil sie sonst keiner haben wollte. Nur wenige Leute halsen sich drei solche Brüder auf.«
    Â»Ich möchte, dass du bleibst, Isabel. Ich möchte, dass du zu mir zurückkommst.«
    Sie konnte sehen, dass er langsam wütend wurde. Seine Wut hatte sie schon ganz vergessen gehabt, seine Wut und welche Kraft ihr innewohnte. Gelassen sagte sie: »Es sind Kinder, Richard – vielleicht keine besonders hübschen oder reizenden Kinder, aber es sind Kinder und keine Maschinen. Ich kann sie nicht einfach abschieben, selbst wenn ich jemand anders finden würde – was ich sehr bezweifle. Und

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