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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Was diese Verlage verlangten, waren kurze Geschichten, temporeich und pikant, vor dem Hintergrund des Krieges und der Gegenwart. Die Romane wurden auf dünnem gelbem Papier gedruckt, und auf den Einbänden prangten neben grellen Bildern rassiger Autos und noch rassigerer Frauen Titel wie Tod im Konvoi oder Die tödliche Blondine . Nicht, wie Ruby an Theo schrieb, die Art von Romanen, die sie ihrer Mutter hätte zeigen können.
    Trotzdem, die Gespenster, die Frauen, das Essen, die Kälte… Ab und zu musste sie einfach fliehen.
    Sie floh nach Nineveh, weil es anständig zu essen gab; sie musste dorthin, obwohl sie es Maude und Hannah nicht verzeihen konnte, dass sie nicht zum Begräbnis ihrer Mutter gekommen waren. Sie musste überbringen, was ihre Mutter ihrer Schwester und ihrer Nichte vermacht hatte, Hannah eine Brosche und Maude ein Gebetbuch, und sie dachte ständig an die großen, mit Nelken gespickten Schinken auf dem Küchentisch in Nineveh, an den Geruch frisch gebackener Brote und Apfelkuchen und an die Schachteln mit türkischem Honig.
    In Nineveh herrschte lautes Getöse auf dem Hof. Die Hunde kläfften, die Gänse trompeteten, und die Hühner gackerten. Ein paar Leute, die sich offensichtlich stritten, Hannah und zwei Männer, die in ihren Anzügen schwitzten. Und Maude, aber, wie Ruby erschrocken bemerkte, eine andere, eine geschrumpfte Maude, die stark an Gewicht verloren hatte und sich schwer auf ihren Stock stützte, während sie den beiden Männern mit der Faust drohte.
    Â»Sie sind vom landwirtschaftlichen Ausschuss«, flüsterte Hannah Ruby zu. »Mutter soll den Friedhof umpflügen. Und Mutter will nicht.«
    Â»Friedhof?«, fragte Ruby.
    Hannah wies auf das Stück Land hinter dem Obstgarten. »Wo Mutter die Hunde begräbt –« Ein Aufschrei von einem der Ausschussvertreter, als eine Gans mit lang gestrecktem Hals zum Angriff überging.
    Als die Männer vom landwirtschaftlichen Ausschuss abgezogen waren und Hannah ihrer Mutter ins Haus half, ging Ruby durch den Obstgarten den sanften Hang der Anhöhe hinunter, auf der Nineveh stand. Am Feldrain entlang gelangte sie zu einem kleinen Garten, einer merkwürdigen kleinen Insel in einem Meer grüner Weizenfelder. Jahrelang, dachte sie, war sie regelmäßig nach Nineveh gekommen und hatte von der Existenz dieses Ortes keine Ahnung gehabt. Schmale Aschepfade wanden sich zwischen halbhohen Büschen und Geranien hindurch, die niedrige Grabsteine umgaben. Einige von ihnen trugen Namen – Bonny – Malachi – Dido. Aus der feuchten Erde im Schatten von Nadelhölzern und Lorbeergebüsch stieg der Fäulnisgeruch austrocknender Flussbetten auf. Ruby fröstelte.
    Aber der Krieg hatte selbst das scheinbar unveränderbare Nineveh verändert. Der Hof war ordentlicher, wie geleckt beinahe, die Hecken geschnitten, die Gräben gesäubert, selbst noch das kleinste Fleckchen Erde bebaut. Ein junges Mädchen vom Freiwilligen Arbeitsdienst kippte Abfälle in den Schweinetrog. Am meisten jedoch hatte sich Maude verändert. Sie konnte nur noch wenige Schritte zu Fuß gehen, sie sah kaum noch etwas, und an einem ihrer Füße hatte sie offene Geschwüre, die nicht heilen wollten. Ihre Mutter habe sich mit dem Arzt überworfen, berichtete Hannah, und er komme nicht mehr auf den Hof. Sie war seit Monaten nicht mehr in der Kirche gewesen, aber der Pastor schaute manchmal vorbei, und dann beteten sie gemeinsam.
    Maude Quinns Feuer war erloschen. Erschöpft von der Auseinandersetzung mit den Leuten vom landwirtschaftlichen Ausschuss, setzte sie sich im Wohnzimmer nieder und nahm, nachdem sie den bandagierten Fuß hochgelegt hatte, nickend und brummend das Gebetbuch entgegen, das ihre Schwester ihr vermacht hatte. Lahm und kraftlos, endlich doch bezwungen, brachte sie ihre Tage wie eine Gefangene in Nineveh zu, eingemauert in die Vergangenheit und umgeben von ihren greifbaren Zeugnissen, den Teetassen und Konfektdosen, den Behältern mit Knöpfen und Schnüren.
    So oft wie möglich entfloh Ruby nach London, drängte sich in einen überfüllten, ungeheizten Zug, stand die ganze Fahrt zwischen Soldaten und ihren sperrigen Tornistern eingepfercht im Gang und bekam jedes Mal, wenn der Zug bremste, den kratzigen Kakistoff der Uniformen zu spüren. Mahnende Sprüche auf den Anschlagtafeln begleiteten sie –

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