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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hierher kann ich sie auch nicht holen, weil sie hier nicht sicher wären. Es hat Wochen gedauert, bis Stanley endlich ein Wort herausgebracht hat, und ich fürchte, er wird ganz verstummen, wenn er jetzt noch einmal woanders untergebracht wird.« Richard wollte etwas sagen, doch sie unterbrach ihn. »Überall werden Kinder kreuz und quer durchs Land geschickt, und jeder scheint das völlig richtig zu finden, denn es sind ja bloß Kinder, und die können sich anpassen, nicht wahr? Ich muss sagen, ich finde das ganz und gar nicht richtig.«
    Â»Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich wegen ein paar Evakuierten weigerst, nach Hause zu kommen«, rief er wütend.
    Â»Nein«, erwiderte sie, »das kannst du wohl nicht.« Sie spürte, wie das wohlige Glücksgefühl abklang, sich auflöste, von Enttäuschung und Missmut abgelöst wurde.
    Obwohl sie wusste, dass er oft gar nicht zuhörte und es der Mühe nicht wert war, versuchte sie dennoch, es ihm zu erklären. »Ich kann mit ihnen – ich kann mit Kindern sehr gut umgehen. Als wir unsere Kinder aufgezogen haben, musste ich einige Kompromisse eingehen. Philip und Theo ins Internat zu schicken – das war nicht meine Entscheidung. Sara in die Gesellschaft einzuführen, obwohl es gar nicht zu ihr passte, obwohl sie in dieser Hinsicht genau ist wie ich – auch dafür hätte ich mich nicht entschieden. Wenn ich Sara jetzt sehe, weiß ich, dass ich recht hatte. Ich hätte meinem Instinkt folgen sollen. Und jetzt werde ich ihm folgen.«
    Â»Es tut mir leid«, erwiderte er kühl, »dass du offenbar den Eindruck hattest, mir deine wahren Gefühle verheimlichen zu müssen. Das hast du während unsere Ehe ja anscheinend ziemlich häufig getan.«
    Â»Richard, bitte…«, sagte sie überdrüssig. »Ich habe inzwischen ein eigenes Leben. Was hast du erwartet, als wir uns getrennt haben? Dass ich mich irgendwo einschließe, herumsitze und weine, nichts tue und mich mit niemandem treffe? Und dann zu dir zurückkehre, sobald es dir passt? Ich kann meine Verpflichtungen nicht fallen lassen, selbst wenn ich es wollte. Da sind zum einen die Jungen, und dann sind da der Garten, der Freiwillige Hilfsdienst der Frauen – das alles kann ich nicht einfach im Stich lassen.«
    Â»Ich glaube kaum«, erwiderte er sarkastisch, »dass die Kriegsmühlen ohne dich zum Stillstand kommen würden. Und ich habe keinen Zweifel, dass der Freiwillige Hilfsdienst der Frauen jederzeit in London etwas anderes für dich finden könnte.«
    Â»Aber das ist es ja gerade!«, rief sie erbittert. »Ich will nicht , dass jemand etwas für mich findet! Das ist es, wofür ich mich entschieden habe – das habe ich mir selbst aufgebaut. Mein Beitrag mag dir gering erscheinen, aber ich bin stolz darauf. Das ist es, was ich dir zu sagen versuche!«
    Â»Du möchtest also lieber so weiterleben wie bisher?«
    Â»Manchmal«, erwiderte sie wieder ruhiger. »Nicht immer.«
    Â»Und du bestehst darauf, nach Cornwall zurückzukehren?«
    Â»Ja, ich muss zurückfahren. Aber du musst nicht –«
    Â»Ich rufe dir ein Taxi.«
    Â»Richard«, sagte sie, doch er war bereits auf der Treppe nach unten.

    Als Isabel den Bahnhof Paddington erreichte, fragte sie sich, ob sie das Richtige tat. Zu viele Abschiede, dachte sie. Sie waren nicht wie diese Ehepaare auf den Goldenen Hochzeiten, die manchmal in Lokalzeitungen abgebildet waren und die sich brüsteten, nie eine Nacht voneinander getrennt verbracht zu haben. Richard und sie waren so oft voneinander getrennt gewesen – durch seine Arbeit, durch den Krieg, durch ihre Streitereien.
    Als der Zug vom Bahnhof abfuhr, wäre Isabel am liebsten aus dem Waggon gesprungen und zu Richard gelaufen, um ihm zu versichern, dass sie einen Fehler gemacht habe. Doch sie blieb auf ihrem Platz sitzen, starrte aus dem Fenster, als die Lokomotive Fahrt aufnahm und die Trümmer der zerbombten Stadt an ihr vorbeizogen, dachte an die letzte Nacht und fragte sich, was sie zu bedeuten hatte, ob sie überhaupt etwas zu bedeuten hatte.
    Und dann geschah etwas Unerwartetes. Als sie nach einer furchtbaren Zugfahrt, die sie mit einer Übernachtung in Exeter hatte unterbrechen müssen, endlich das Cottage in Porthglas erreichte, wartete bereits ein Brief von Richard auf sie.

    Ich habe heute Morgen vielleicht ein

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