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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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schliefen. Einen Tag unternahmen sie eine große Wanderung in den Downs. Als sie dort auf einer Wiese lag, um sich Antons Arme und über sich den weiten blauen Himmel, fühlte sich Sara in Frieden. Sie sprachen über die Ereignisse der letzten Monate und über die Vergangenheit. Als sie von der Zukunft sprechen wollte, wechselte Anton das Thema. Er glaubte nicht mehr an die Zukunft.
    Am Nachmittag kehrten sie in die Pension zurück. Sara legte sich mit einem Buch aufs Bett und las, während Anton neben ihr schlief. Nach einer Weile ging sie nach unten, um sich eine Tasse Tee zu holen.
    Als sie am Salon vorüberkam, hörte sie jemanden sagen: »Jetzt, wo die Russkis auf unserer Seite sind…«
    Sie schaute ins Zimmer. Zwei Offiziere der Königlich-Britischen Luftwaffe saßen in den Sesseln, die den offenen Kamin flankierten. Der eine lächelte ihr zu.
    Â»Kann ich etwas für Sie tun, schönes Kind?«
    Â»Ich habe zufällig gehört, was Sie gerade gesagt haben«, erklärte sie. »Was war das mit den Russen?«
    Â»Wissen Sie es denn noch nicht? Die Nazis sind heute Morgen in der Sowjetunion einmarschiert.« Er klappte ein goldenes Etui auf. »Zigarette?«
    Â»Nein, danke. Und jetzt steht die Sowjetunion auf unserer Seite?«
    Â»Sieht so aus. Plötzlich sind die Russen unsere Busenfreunde.« Er strich sich glättend über seinen Schnurrbart. »Kino?«
    Â»Danke, nein.«
    Â»Ich kenne sonst auch ein nettes kleines Pub –«
    Sie lächelte. »Das klingt verlockend, aber es würde meinem Mann vielleicht nicht gefallen.«
    Enttäuschtes Murren folgte ihr, als sie nach oben rannte, um Anton zu erzählen, was sie gehört hatte. Anton lief sofort los, um eine Zeitung zu holen. England, das seit Frankreichs Kapitulation allein gegen die Nazis kämpfte, hatte endlich wieder einen Mitstreiter. Zum ersten Mal seit Langem sah Sara wieder Hoffnung in Antons Blick.

    Im Herbst konnte Ruby zu ihrer großen Erleichterung Greenhayes Hall verlassen, nachdem sie an einen neuen Posten beim Versorgungsministerium versetzt worden war. Seit dem letzten verheerenden Bombenangriff in der Nacht des 10. Mai hatten die deutschen Bomber London in Ruhe gelassen. Auf den Straßen herrschte scheinbar wieder das normale Leben; wenn man darüber hinwegsah, dass kaum Autos unterwegs waren, konnte man sich beinahe einbilden, wieder im Vorkriegslondon zu sein.
    Doch wenn man genauer hinschaute, konnte man natürlich die von Bomben gerissenen Lücken zwischen den Häusern, die Kirchen ohne Türme und die Trümmerberge auf den zerbombten Grundstücken nicht übersehen. Man hatte die Eisengitter rund um Parks und private Vorgärten an Plätzen entfernt, um das Metall zur Weiterverwendung einzuschmelzen; in den ehemaligen Ziergärten, die die Gitter einmal umschlossen hatten, wurde jetzt Gemüse angebaut. Die Leute auf den Straßen sahen schäbiger aus, weil es kaum neue Kleidung zu kaufen gab, und sie waren immer mit Körben, Einkaufstaschen und Netzen beladen, weil in den Geschäften nichts mehr verpackt wurde.
    Ruby fand ein Zimmer im Ladbroke Grove. Es hatte eine hohe Decke und hohe Schiebefenster und war recht heruntergekommen, aber das waren die Zimmer dieser Tage alle. Sie holte ihre Kisten und Möbelstücke bei den verschiedenen Leuten ab, bei denen sie sie während ihres ländlichen Exils untergestellt hatte, und verteilte die Sachen in ihrem Zimmer.
    Zu ihren neuen Aufgaben gehörten Besuche bei Fabriken, die Aufträge vom Versorgungsministerium erhielten, um festzustellen, ob die Arbeit zuverlässig ausgeführt wurde und ob es Probleme bei der Beschaffung von Arbeitskräften gab. Als sie bemerkte, dass eine Fabrik in Salisbury auf ihrer Besuchsliste stand, dachte sie augenblicklich an Claire Chance.
    Aber, sagte sie sich, sie würde nicht zweimal denselben Fehler machen; diesmal würde sie nicht plötzlich unangemeldet vor der Tür stehen. Sie schrieb an die Adresse in der Moberly Road und bekam schon wenige Tage später eine Einladung zu einem Besuch.
    Als Claire sie ins Haus führte und ihr den Mantel abnahm, sagte sie: »Komisch, dass Sie geschrieben haben. Ich habe oft gedacht, dass ich gern mal mit Ihnen reden würde. Sie waren ja immer der einzige Mensch, der sich vorstellen kann, wie es ist.« Sie sah Ruby mit forschendem Blick an. »Haben Sie etwas von Nicky

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