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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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heirate ihn, sobald es geht, versuch also bitte nicht mehr, mich daran zu hindern.«
    Er stand vor dem Herd, wieder mit dem Rücken zu ihr. »Ich habe nicht vor, dich daran zu hindern«, sagte er. »Du bist eine erwachsene Frau, Sara, und du musst tun, was du für richtig hältst. Damals warst du noch ein Kind. Gerade zwanzig. Ich wollte dich beschützen.«
    Bitterkeit schoss in ihr auf. »Und letztes Jahr«, sagte sie, »als du Anton den Behörden verraten hast, wolltest du mich da auch beschützen?«
    Er drehte sich um. »An die Behörden verraten? Was redest du denn da?«
    Â»Du weißt genau, was ich da rede.«
    Â»Nein, Sara.«
    Â»Ich glaube dir nicht, Dad«, sagte sie aufgebracht. »Du hast der Polizei gesagt, wo er sich versteckt hielt. Daraufhin sind sie gekommen und haben ihn geholt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein«, widersprach er. »Das war ich nicht.«
    Die Milch kochte über. »Mist«, schimpfte Richard und goss, was übrig war, in die Kakaobecher, ehe er ohne großen Erfolg versuchte, die angebrannte Milch aufzuwischen.
    Â»Lass mich das machen, Dad«, sagte Sara und nahm ihm den Wischlappen ab. Während sie den Herd säuberte und das Tuch im Spülbecken auswusch, sagte sie: »Irgendjemand hat dem Tribunal verraten, dass Anton und ich zusammenleben. Das kann nur jemand gewesen sein, der uns gut kennt.«
    Â»Ich war es jedenfalls nicht.«
    Â»Und als Anton sich im letzten Sommer versteckt hat, hat jemand die Polizei informiert. Ich dachte, du hättest ihn überwachen lassen oder so was.«
    Richard war empört. »Wie kannst du nur glauben, dass ich so etwas tun würde? So etwas Hinterhältiges.«
    Â»Wie war das denn damals, als du Anton gedroht hast, ihn ausweisen zu lassen? War das nicht hinterhältig?«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Das war etwas ganz anderes. Wie gesagt, du warst fast noch ein Kind, und ich wollte dich schützen. Aber jemanden an die Polizei verkaufen? Das würde ich nie tun.«
    Sie musterte ihn scharf. »Ehrlich?«
    Â»Wie oft muss ich es noch sagen?«
    Â»Aber wenn du es nicht warst, wer dann?« Doch sie wusste es plötzlich und sagte sehr leise: »Ach so.«
    Â»Trink deinen Kakao«, mahnte ihr Vater, »sonst bekommt er eine Haut, und du kannst Haut doch auf den Tod nicht ausstehen.«

    Am Dienstagabend wartete Sara in einem Pub in Westminster auf Edward. In ihren Pelzmantel eingepackt, saß sie in der schummrigen, verqualmten Bar und schlug alle Angebote und Einladungen aus. Als Edward kam, wehrte sie nicht ab, als er sie auf die Wange küsste – aus Gewohnheit nicht, vermutete sie.
    Â»Das Übliche?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bleibe nicht.«
    Â»Ach?« Er machte ein enttäuschtes Gesicht. »Wenn du weg musst, begleite ich dich gern, das weißt du.«
    Â»Nein, danke.«
    Er sah sie scharf an. »Was ist los, Sara?«
    Â»Vor zwei Tagen habe ich meinen Vater besucht. Ich dachte immer, er hätte der Polizei verraten, wo Anton sich versteckt hielt, aber er war es gar nicht, stimmt’s?«
    Er hatte sich neben sie gesetzt. Sie sah, dass er blass geworden war. »Außer dir wussten nur noch Ruby und Peter, wo er war. Und ich glaube nicht, dass einer von ihnen ihn verraten würde.«
    Er setzte zum Sprechen an und hielt inne. Dann sagte er leise: »Es tut mir leid, es tut mir so leid. Ich wusste, dass es nicht in Ordnung war, aber ich konnte nicht anders.«
    Â»Dann warst du es also?«
    Â»Ja.«
    In diesem Moment hasste sie ihn. Sie dachte an die Monate der Trennung und der Qual, die sie durchlitten hatte, an ihre Angst, Anton könnte beim Untergang der Arandora Star umgekommen sein.
    Â»Wie konntest du nur?« Als er nicht antwortete, sagte sie: »Du hast doch gewusst, was er in Wien durchgemacht hatte. Du hast gewusst, wie sehr er sich davor fürchtete, wieder im Gefängnis zu landen.«
    Â»Ja«, sagte er tonlos, den Blick gesenkt.
    Â»Warum hast du das getan, Edward?«
    Er hob den Kopf und sah sie an. »Das weißt du nicht?«
    Â»Nein.«
    Er lachte laut auf, so schrill, dass sich einige Gäste nach ihm umdrehten. Dann sagte er: »Weil ich dich liebe, natürlich. Das hast du nicht gemerkt? Nein, natürlich nicht. Weshalb hättest du so eine Möglichkeit überhaupt in Betracht ziehen sollen? Wie hättest du auf den Gedanken kommen

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