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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Treppe ins obere Geschoss hinauf, in dem sich ihr Zimmer befand. «Vielleicht schenke ich ihm das Bild auch zu Weihnachten», murmelte sie. «Oder zu seinem Geburtstag. Der ist erst im März. Oder gar nicht.»
    Jakob sah ihr mitleidig nach, nahm den Holzeimer und trug ihn ins Arbeitszimmer. Wie oft hatte er schon ähnliche Gespräche mit dem Mädchen geführt? Er hatte aufgehört zu zählen. Doch in letzter Zeit schien sich Ricardas Enttäuschung zu steigern. Sie vergriff sich oft im Ton, und aus dem, was sie sagte, war deutlich herauszuhören, dass der Unmut in ihr schwelte. Jakob hoffte, dass sie sich irgendwann wieder beruhigen würde.
    Dass den Kindern väterliche Zuwendung und Strenge fehlte, war offensichtlich. Ricarda wurde immer aufmüpfiger, der siebenjährige Peter hingegen immer stiller. Allerdings nur, solange er allein zu Hause war. Unter seinesgleichen heckte er ständig Streiche aus. Wenn es so weiterging, würden die beiden Kinder bald ins Gerede kommen.
    Julius Reuther war alles andere als ein Mustervater. Schon während seiner Ehe mit Valentina von Ebersbach war es nicht einfach gewesen. Herr Reuther war zwar ein weltoffener Mann, der sich selbst zu einiger Bildung verholfen und es zu einem erfolgreichen Geschäftsmann gebracht hatte. Doch im privaten Umgang mit Menschen war er eher zurückhaltend. Es fiel ihm nicht leicht, sich zu öffnen, auch nicht seinen Kindern gegenüber, und er gab sich gern ungehobelter und abweisender, als er in Wirklichkeit war. Als seine Frau dann vor zwei Jahren gestorben war, hatte Julius sich gänzlich in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Der Skandal um den Tod seiner Frau war groß gewesen, obwohl Julius Reuther aus Rücksicht auf seine Kinder und Schwiegereltern alles dafür getan hatte, dass die wahren Umstände von Valentinas Ableben der Öffentlichkeit verschwiegen wurden. Dennoch war einiges durchgesickert und hatte der Familie das Leben schwergemacht. Leider schien es nun, als steuere die Familie auf eine weitere öffentliche Diffamierung zu, wenn Ricarda und Peter nicht baldmöglichst zur Räson gebracht wurden.
    Herr Reuther hatte sie bisher in allem gewähren lassen. Nicht weil er sie nicht liebte. Nein, Jakob wusste nur zu gut, dass das Gegenteil der Fall war. Doch sein Herr war nach den schlimmen Ereignissen vor zwei Jahren offenbar zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, sich abzuschotten. Vor allem Frauen gegenüber legte er große Missbilligung, wenn nicht gar Verachtung, an den Tag. Kein Wunder, dass Ricarda glaubte, ihr Vater würde sie ablehnen, weil sie ein Mädchen war.
    Inzwischen hatte Jakob das Feuer in dem offenen Kamin des Arbeitszimmers entzündet und das Holz ordentlich aufgestapelt. Er warf einen prüfenden Blick auf den Schreibtisch und die Regale und stellte fest, dass es an der Zeit war, hier einmal wieder Staub zu wischen. Leider würde diese Arbeit an ihm hängen bleiben, denn sein Herr hatte verboten, dass Kathrin, das Dienstmädchen, oder die Hauswirtschafterin Berthe den Raum auch nur betraten, geschweige denn putzten. Selbst Jakob durfte dies nur mit ausdrücklicher Erlaubnis und unter der Bedingung, dass er nichts anrührte oder gar veränderte. Selbst das Reinigen des Zimmers war nur mit großen Einschränkungen möglich. Da der Raum nicht verwahrlost aussah, vermutete Jakob, dass Julius Reuther hin und wieder selbst zu Besen und Wischtuch griff.
    Kopfschüttelnd nahm er den leeren Eimer und verließ den Raum. Wenn sein Herr heute Abend tatsächlich auswärts essen wollte, würde er sich dazu ganz sicher umkleiden wollen. Also würde Jakob ihm einen guten Anzug, ein frisches Hemd und passende Schuhe herauslegen.
    ***
    Mit einem unterdrücken Gähnen schleppte sich Pauline zu der Nische, in der die Leiter zu ihrem Hängeboden verstaut war. Ihre Augen brannten; sie war seit dem frühen Morgen auf den Beinen, inzwischen war es nach neun Uhr abends. Sie wollte nichts anderes mehr als in ihr Bett fallen und schlafen. Jeder einzelne Muskel tat ihr weh. Sie hatte heute der Wäscherin helfen müssen. Das bedeutete, dass sie unzählige Wäschekörbe schleppen, Leib- und Tischwäsche einweichen mussten – die guten Kleider der gnädigen Frau und ihrer Töchter wurden selbstverständlich gesondert gereinigt. Sobald die Sachen getrocknet waren, mussten sie gebügelt werden. Tine und Elfie würden ihr morgen zeigen, wie das ging, denn Pauline hatte noch nie in ihrem Leben ein Bügeleisen benutzt. Eines hatte sie aber schon in Erfahrung

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