Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Handwerker hatten sich Karten für dieses Ereignis reservieren lassen. Der Saal summte wie ein Hornissennest. Die Musiker spielten beinahe unablässig flotte Tanzmusik. Im hinteren Teil des Raumes waren üppige Buffets sowie Tische und Stühle für die Gäste aufgebaut; Wein und Bier flossen in Strömen.
    «Kommen Sie», forderte Frieda Pauline auf. «Lassen Sie uns den Saal erkunden und sehen, ob wir jemanden erkennen. Die Herren müssen ja erst ein wenig auftauen, bevor sie Freude an einem Maskenball vortäuschen können. Sie sehen übrigens ganz hinreißend aus, liebe Freundin. Jede Wette, dass Sie in Windeseile eine ganze Reihe von Verehrern Ihr Eigen nennen werden.»
    Pauline lachte. «Um Himmels willen, darauf lege ich es gar nicht an.»
    «Das müssen Sie auch nicht. Solche Dinge fügen sich immer von selbst.» Fröhlich hakte sich Frieda bei ihr unter und zog sie mit sich durch den Saal.
    «Sie selbst lenken aber auch nicht wenige anerkennende Blicke auf sich», raunte Pauline ihr zu. «Dieses weinrote Kleid steht Ihnen ganz ausgezeichnet zu Gesicht. Pardon, zu Ihrer Maske.»
    Frieda kicherte. «Ich weiß. Wir haben lange gesucht, bis wir einen Farbton fanden, der mit meinen roten Haaren harmoniert. Ich wollte unbedingt ganz in Rot gehen. Das ist so herrlich frivol und schickt sich im Alltag nicht. Aber zu Karneval ist es doch beinahe eine Pflicht, einmal etwas Außergewöhnliches zu wagen.» Sie neigte sich näher zu Pauline hinüber. «Haben Sie übrigens bemerkt, dass meine Maske das Pendant zu der von Julius ist? Nur dass die seine schwarz ist. Rot hätte auch nicht zu ihm gepasst, nicht wahr? Es bedurfte einigen Geschicks meiner Mutter und mehrerer Treffen mit Annette Reuther, bis sie herausgefunden hatten, welches Modell er für den heutigen Ball wählen würde.»
    «Tatsächlich.» Pauline musterte Friedas Teufelinnenmaske und konnte wirklich eine deutliche Ähnlichkeit mit der von Julius erkennen. Was ihr jedoch auf den Magen schlug, war etwas anderes. «Meine Liebe, Sie nennen Herrn Reuther jetzt beim Vornamen?»
    Frieda, die ihre Blicke über die Menschen im Saal hatte schweifen lassen, wandte sich ihr wieder zu. Trotz der Maske, die die obere Hälfte ihres Gesichts bedeckte, war ihr das Strahlen deutlich anzusehen. «O ja, seit wenigen Tagen. Mein Vater hat uns praktisch dazu genötigt, als Julius bei uns zu Gast war. Er hat sich ein bisschen geziert, aber ich bin sicher, er war am Ende genauso erleichtert wie ich. So spricht es sich doch weit besser unter … nun ja … unter den gegebenen Umständen. Meine Mutter hat sogar die Hoffnung geäußert, dass er mir heute auf dem Ball einen Antrag machen wird. Wäre das nicht romantisch?»
    Pauline schluckte krampfhaft. «Ja, das wäre es in der Tat.» Wenn Julius von romantischer Natur wäre , fügte sie in Gedanken hinzu.
    «Kommen Sie, wir gehen zu meinen Eltern zurück, damit er weiß, wo er mich finden kann. Außerdem hoffe ich, dass er mich bald zum Tanzen auffordern wird. Ganz bestimmt ist er ein guter Tänzer. Bei seiner Statur und Haltung.» Sie lachte und klang tatsächlich ein wenig verliebt. «Schauen Sie ihn sich doch nur einmal an», flüsterte sie Pauline zu, als sie sich Friedas Eltern näherten.
    Julius stand ein wenig abseits, offensichtlich darauf bedacht, sich so wenig wie möglich an den allgemeinen Gesprächen zu beteiligen. Pauline hatte den Eindruck, dass er sie beobachtete, als sie an Friedas Seite zu den anderen stieß, doch seine Miene blieb hinter der Maske weitgehend verborgen. Sie hatten das Ehepaar Oppenheim gerade erreicht, als sich Pauline ein Mann in schwarzem Anzug und mit einer giftgrünen Maske näherte. Er blieb vor ihr stehen und verbeugte sich. «Gnädiges Fräulein, Sie rauben allen Männern im Saal den Atem! Mir ganz besonders. Würden Sie mir die Ehre des nächsten Tanzes erweisen?»
    Frieda stieß sie kichernd an. «Sehen Sie, ich habe es doch gesagt!», raunte sie. «Gehen Sie schon! Amüsieren Sie sich.»
    Pauline lächelte. «Vielen Dank, mein Herr. Die Ehre erweise ich Ihnen gerne.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 21
    Zwei Stunden später sank Pauline erschöpft auf einen der Stühle am Tisch der Familie Oppenheim. Sie hatte nach dem ersten Tanz noch mehrere weitere Anfragen von Kavalieren bekommen, bis sie schließlich eine Pause hatte einlegen müssen. So viel wie auf diesem Ball hatte sie lange nicht mehr getanzt. Zuletzt auf einem Weihnachtsball in Bad Bertrich, doch das war schon so weit weg,

Weitere Kostenlose Bücher