Das Haus in Georgetown
und mich erkundigt, wie viel sie für solche historische Forschung verlangen. Wenn ich meine Sache gut mache, könnte ich uns damit wahrscheinlich ernähren.“
„Das ist es, was du im Netz herausfinden willst?“
„Exakt, du Genie.“ Sie drückte ihn ein letztes Mal und ließ ihn dann los. „Ich weiß nicht einmal ein Zehntel von dem, was ich wissen muss, aber ich kann es mir aneignen. Hast du gerade Zeit?“
Alex sah aus, als hätte sie ihm gerade einen Privatschlüssel zur Himmelspforte ausgehändigt.
Während das Unwetter näher kam, machte sie sich mit dem Internet vertraut. Mit der Hilfe von Alex und „Scavenger“ durchforstete sie historische Seiten, entdeckte und bestellte Bücher über Nachforschungen und studierte Mailinglisten- und Foren-Archive.
Eine Stunde später schob sie ihren Stuhl von Alex’ Tisch weg. „Toll. Wo war ich, als das erfunden wurde?“
„Kochen.“
Sie warf ihm einen Seitenblick zu und hoffte, dass er scherzte, aber dem war nicht so. „Ich schätze, keine Küche zu haben, ist – so gesehen – ein Fortschritt, hm?“
„Werden wir je wieder eine haben?“ erkundigte er sich mit sehnsuchtsvoller Stimme.
„Wir sind fast so weit. Die Schränke können bald aufgestellt werden.“ Sie bemerkte seinen skeptischen Gesichtsausdruck. „Ehrlich.“
„Vielleicht kannst du dann mal Hühnchen mit Knödeln machen.“
„Gleich als Erstes.“ Sie stand auf. „Ich werde mir einen Computer kaufen müssen, aber ich vermute mal, ich kann ihn als berufliche Ausgabe absetzen. Und ich brauche einen mit möglichst vielen PS.“
„Meinst du Megahertz oder Gigabyte?“
Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. „Einen, der schnell ist, so einen wie deinen. Als ich das letzte Mal an einem Computergesessen habe, hat alles ewig gedauert. Da habe ich die Geduld verloren.“
„Wenn wir uns DSL oder ein Kabelmodem besorgen, kann ich unsere Computer vernetzen. Und wenn du den größten Computer nimmst, den es gibt, ist er auch in ein paar Monaten noch nicht veraltet.“
So, wie er das sagte, klang es gut und einfach durchzuführen. Sie zog eine Grimasse.
„Ich kann dir eine Liste machen, was du alles brauchst.“ Seine kurzen Finger flitzten über die Tastatur.
„Kann man Computer online kaufen?“ Als er nickte, beauftragte sie ihn, ein paar Preise zu vergleichen. Er machte sich an die Arbeit. Faith nahm an, dass sie vor der Schlafenszeit nichts mehr von ihm hören würde.
Unten in der Küche begutachtete sie, was sie bisher geschafft hatte. In ein paar Tagen würde der Schreiner kommen, um die Schränke aufzubauen. Hühnchen und Knödeln stand bald nichts mehr im Weg.
Und auch ihrem neuen Job blickte sie mit Zuversicht entgegen. Seit ihren Tagen als flachsblonde Wahlkämpferin verfügte Faith über wertvolle Kontakte. Sie hatte Lady Bird Johnson Blumensträuße überreicht und mit Amy Carter im Kino des Weißen Hauses „Die Katze aus dem Weltraum“ und „Superman“ gesehen. Zwar wurde sie nicht mehr zu den wichtigen Partys eingeladen, aber auch die Leute, die nicht durch ihre Gegenwart an den Skandal erinnert werden wollten, würden sie gerne in aller Stille für eine Studie über ihr Haus engagieren. Sie musste nur den Türklopfer betätigen.
Sie streckte den Arm aus. Sie lächelte; sie konnte das kühle, harte Messing des Rings förmlich spüren. Aber selbst wenn derKlopfer real gewesen wäre, hätte sie ihn nicht sehen können, denn es war stockdunkel.
„Mo-om!“
Der Schrei kam von oben, wo Alex gerade seine Zimmertür geöffnet hatte. „Mom, der Strom ist weg. Schraub die Sicherung wieder rein!“
Sie bezweifelte, dass die plötzliche Finsternis irgendetwas mit ihrem Sicherungskasten zu tun hatte. „Geh in mein Zimmer und schau aus dem Fenster“, rief sie ihm zu. „Ich wette, dass die ganze Straße kein Licht hat.“
Von da, wo sie gerade stand, konnte sie erkennen, dass die Straßenlampe vor dem Fenster nicht leuchtete. Das Gewitter hing zwar nicht direkt über ihnen, hatte aber offenbar irgendwo in der Stadt Schaden angerichtet.
Noch eine Tür ging auf. Remy hatte Musik gehört, und für einen kurzen Augenblick war es in ihrem Zimmer bemerkenswert still. „Ohne Strom kann ich gar nichts tun! Das ist Scheiße!“
„Kommt runter, wir zünden Kerzen an. Aber passt auf der Treppe auf.“ Faith ging in die Vorratskammer und stöberte zwei Zimtduftkerzen in Apothekergläsern auf, die Alex und Remy ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatten. Sie zündete sie
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