Das Haus in Georgetown
du wohl einräumen, dass deine Art in diesem Fall falsch war.“
Sie konnte nicht fassen, dass er versuchte, sie mit ihren eigenen Worten zu schlagen, und völlig ignorierte, was sie damit eigentlich hatte ausdrücken wollen. „Was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Du brauchst professionellen Rat. Such dir jemanden, der die Arbeit macht und entscheidet, was hier hineinpasst. Ich werde mich bei ein paar Kollegen erkundigen, wer für so etwas in Frage kommt.“
„Ein Innenausstatter? Du möchtest, dass ich einen Innenausstatter beschäftige?“
„Nur fürs Grundsätzliche. Damit alles seine Ordnung hat.“
„Ich brauche niemanden, der mir sagt, was richtig ist. Ich habe Geschmack. Ich habe Stil.“
„Ich will es aber.“
Sie erwog, seinen Wunsch abzulehnen. Was würde er dann tun? Wie würde er sie bestrafen?
„Bitte.“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Das ist eine zu schwere Aufgabe für eine kleine Frau. Du wirst genügend anderes im Kopf haben. Wir müssen eine Familie gründen. Ich möchte nicht, dass du Möbel streichst und Farbdämpfe einatmest und auf Leitern kletterst, wenn du schwanger bist.“
In diesem Augenblick konnte sie sich nicht vorstellen, die Mutter seiner Kinder zu werden. Sie war zu wütend und vor allem zu verletzt. Sie wandte sich ab und starrte die Wand über der Spüle an.
Joe legte ihr die Hände auf die Schultern. „Du hast schon so viel getan, um das Haus wohnlicher zu gestalten. Warum lässt du dir nicht helfen? Dann wirst du mehr Zeit für andere Dinge haben und kannst dich mit ein paar Frauen aus der Nachbarschaft anfreunden.“
Das Haus gehörte ihr. Ihr! Und sie liebte es auf eine Weise, mit der kein Innenausstatter mithalten konnte. Sie verkniff sich diesen Kommentar. „Ich werde mir ein paar Namen besorgen und mich beraten lassen. Aber nur beraten, Joe. Was das Haus angeht, treffe ich die letzten Entscheidungen. Sind wir uns einig?“
„Wenn du versprichst, die Arbeit nicht selbst zu machen. Du musst an Wichtigeres denken. Du willst doch ein Baby, oder?“
Sie fragte sich, warum er eins wollte. Genoss er die Vorstellung, jemanden im Hause zu haben, den er durch seine pure körperliche Überlegenheit dazu bringen konnte, all seinen Anordnungen zu gehorchen?
Dieser Gedanke ängstigte sie. Sie übertrieb sicherlich maßlos. Joe war müde, und es war heiß. Sie hatte den Fehler begangen, Stroganoff zuzubereiten, sodass er auch noch Hunger hatte. Aber er war der Mann, für den sie sich entschieden hatte. Der Mann, den sie liebte.
„Ich verspreche es“, sagte sie mit fester Stimme. „Und ja, natürlich möchte ich ein Baby. Aber vielleicht nicht sofort. Ich will mich erst einleben.“
Er strich ihr über die Oberarme. „Dann leben wir uns ein. Ruf morgen gleich ein paar Leute an, in Ordnung?“ Er drehte sie zu sich um. „Sehe ich da Erdbeeren?“
„Und Soufflee.“ Sie reckte das Kinn vor. „Das magst du wahrscheinlich auch nicht.“
„Ich sterbe für beides. Ich kann es kaum erwarten.“ Er beugte sich vor und küsste sie.
Sie ließ ihn gewähren, aber die Lust war ihr vergangen.
19. KAPITEL
Als Faith am Montagmorgen den Hörer auf die Gabel legte, grollte in der Ferne Donner, und die Regentropfen fielen schwer auf den Bürgersteig. Sie starrte geradeaus.
Alex kam ins Zimmer und tippte ihr auf die Schulter, um sie ins Diesseits zurückzuholen. „Wohin guckst du? An der Wand gibt es nichts zu sehen.“
„Nicht einmal einen vernünftigen Anstrich.“ Faith legte ihrem Sohn den Arm um die Taille und zog ihn an sich. „Wie würde es dir gefallen, mir ein bisschen zu zeigen, wie man im Internet surft? Das Gewitter ist nicht so schlimm, dass wir den Computer ausschalten müssen, oder?“
„Surfen? Du?“
Sie konnte es ihm nicht verdenken. In der Familie war sie als Technikbanausin verschrien. Sie besaß eine E-Mail-Adresse, die David ihr eingerichtet hatte, aber sie schaute nie in ihr Postfach.
„Kannst du dir vorstellen, wie viel die Leute einem bezahlen würden, wenn man die Geschichte ihres Hauses recherchierte und aufschriebe? Hunderte, manchmal Tausende von Dollar.“
Alex rümpfte die Nase. „Das ist bedeutend mehr, als ich mit Efeuvernichtung verdiene.“
Sie nahm an, dass der Tag nicht mehr fern war, an dem ihr Sohn ständig die Nase rümpfen würde, wenn er an seinen Hungerlohn dachte. „Ich überlege gerade, ob ich nicht besser damit mein Geld verdienen sollte, statt mir einen Bürojob zu suchen. Ich habe vier Firmen angerufen
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