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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hinterlassen? Auf dem Fußboden unter dem Bettchen, in das sie ihre erste Tochter für ihr erstes und einziges Nickerchen in der Prospect Street gelegt hatte?
    „Wenn die Sonne scheint, haben wir weniger Besuch.“ Alex sprang auf und rannte die Treppe hinunter. „Hey, es ist Pavel.“
    Faith warf ihrer Mutter einen Blick zu und sah, dass Lydia aufmerkte. Die beiden waren sich noch nicht begegnet. Faith unterdrückte das Bedürfnis, sich mit den Fingern durchs Haar zu fahren. Sie ging barfuß die Treppe hinunter und kam gerade unten an, als sich Pavel wie ein Wasserspaniel schüttelte. Alex trug seinen Regenschirm bereits ins Gäste-WC, wo er Lydias Schirm Gesellschaft leisten konnte.
    „Hey, hallo. Hast du dich im Dunkeln einsam gefühlt?“ Als sie die Worte aussprach, ging ihr auf, wie missverständlich sie waren.
    Er grinste; offenbar hatte er die Worte genauso ausgelegt. „Ich habe mir um dich und die Kinder Sorgen gemacht. Sieht so aus, als bliebe der Strom noch eine Weile weg. Offenbar eine größere Sache. Ich wusste nicht, ob ihr darauf vorbereitet seid, also habe ich Kerzen und Streichhölzer und eine zweite Taschenlampe gekauft.“ Zum Beweis schwenkte er eine Plastiktüte.
    „Das war sehr umsichtig.“ Sie trat zur Seite, sodass Lydia herunterkommen konnte. „Ich glaube, du kennst meine Mutter noch nicht.“ Sie stellte die beiden einander vor.
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Lydia stand still da und musterte ihn. Pavel machte die erste Bewegung. Er kam näher und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Lydia streckte die Hand aus, er ergriff sie, und sie murmelten etwas Höfliches.
    Pavel sah sich im Zimmer um. „Diese alten Häuser sollte man immer so beleuchten. Das sieht schön aus.“
    „Komm, setz dich zu uns“, sagte Faith. „Aber ich muss dich warnen: Wir erzählen alte Familiengeschichten.“
    „Danke, aber ich muss nach Hause. In eines der Schlafzimmer oben regnet es rein.“
    „Pavel renoviert sein Haus ganz allein“, erläuterte Faith Lydia. „Du solltest mal sehen, was er schon geschafft hat.“
    „Kann ich es sehen?“ fragte Alex. „Kann ich mal vorbeikommen?“
    „Du und Remy, ihr seid mir jederzeit willkommen“, sagte Pavel.
    Remy rümpfte die Nase.
    Der Türklopfer klapperte schon wieder, diesmal allerdings lauter. Faith schlüpfte an Pavel vorbei, um aufzumachen. Unter einem großen schwarzen Schirm blickte Joe Huston sie finster an. „Faith.“ Er nickte knapp.
    Sie winkte ihn hinein, nahm seinen Schirm und schüttelte das Wasser ab. Da das Waschbecken in der Gästetoilette belegt war, lehnte sie den Schirm einfach an die Wand.
    Joe ging nicht weiter hinein als bis zur Fußmatte. „Lydia, unsere Gastgeberin hat mir gesagt, dass ich dich hier finde. Es war mir peinlich zu bleiben, wo du schon gegangen warst.“
    „Ich wäre ja wiedergekommen. Ich wollte nur sichergehen, dass Faith und die Kinder wohlauf sind.“
    Faith stellte ihm Pavel vor, und die Männer schüttelten kurz die Hände. Joe rang sich ein grantiges Hallo in Richtung seiner Enkelkinder ab.
    Faith nahm ihn am Arm, um ihn vom Eingang wegzulotsen. „Ich bin froh, dass du hier bist. Jetzt kannst du dir ansehen, was ich seit deinem letzten Besuch geschafft habe.“
    „Nicht heute, Faith.“ Er schüttelte sie nicht ab, aber sie fühlte, wie sich sein ganzer Körper sträubte, und er bewegte sich partout nicht vom Fleck. Erst als sie ihn losließ, schien er zu bemerken, dass er sehr abweisend reagiert hatte. „Deine Mutter und ich müssen nach Hause. Du kannst mich später einmal herumführen. Wenn es genügend Licht gibt.“
    „Wir sind mit zwei Autos da, Joe“, rief ihm Lydia in Erinnerung. „Ich komme nach, sobald das Unwetter nachgelassen hat.“
    „Nein, für Samuel ist es leichter, wenn wir zusammen kommen.“
    „Du kannst ihm ja sagen, dass ich bald nachkomme.“
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle er weiterstreiten;
    dann zog er die Schultern hoch. „Ich sehe dich also zu Hause.“
    Lydia sah aus, als bezweifle sie das sehr.
    Faith öffnete die Tür und reichte ihm seinen Schirm. Er hatte die zerbrechliche Harmonie der Familie und ihrer Erinnerungenzerstört. Allzu kurz war das Haus durch beides zu neuem Leben erwacht. Sie war ihm böse, um ihrer selbst und um der anderen willen.
    „Komm, sobald du Zeit hast“, sagte sie höflich. Und so leise, dass die anderen es nicht hören konnten, setzte sie mit wutbebender Stimme hinzu: „Und nur, wenn du besserer Stimmung bist. Das

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