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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nur?“
    „Durchaus möglich. Ich bin eine alte Frau, die Unterhaltung braucht.“
    Faith spürte, dass sie Dottie Lee zum Thema Joe nichts mehr würde entlocken können. „Meinetwegen, amüsieren Sie sich. Und erzählen Sie mir, was Ihnen noch zu der Entführung einfällt.“
    „Sagen Sie mir, was Sie am meisten interessiert.“
    Mariana kam mit dem Teetablett herein, und Faith unterhielt sich kurz mit ihr. Erst als Mariana den Raum verlassen hatte, antwortete Faith.
    „Also gut, ich habe da ein paar Dinge entdeckt, die mich überrascht haben. Ich wusste, dass ein Handwerker, ein Einwanderer namens Dominik Dubrov, verhört und aus Mangel an Beweisen freigelassen worden ist. Ich wusste, dass eine Menge Leute ihn für den Kidnapper gehalten haben, obwohl er ein Alibi hatte.“
    „Diese Fakten kannten Sie also schon. Und was war Ihnen neu?“
    „Mir war nicht klar, dass er tatsächlich im Haus meiner Eltern gearbeitet hat. Nicht bis neulich.“ Sie berichtete Dottie Lee von der Notiz, die Remy und sie entdeckt hatten.
    „Er hat in der Tat dort gearbeitet“, bestätigte Dottie Lee.
    „Die Zeitungen haben das ebenfalls geschrieben, und es hieß, er habe einen Schlüssel besessen. Der Polizei erschien das offenbar wichtig; vor allem deshalb hat man ihn verhört.“
    „Natürlich war das wichtig“, meinte Dottie Lee. „Wegen dieses Schlüssels geriet Dominik unter Verdacht. Andererseits besaß er auch zu meinem Haus einen Schlüssel und zu denen etlicher weiterer Nachbarn.“
    Das hörte Faith zum ersten Mal. „Zu Ihrem Haus?“
    „Dominik war ein wunderbarer Mann. Stark, intelligent – aber leider recht ungebildet. Er ist als Jugendlicher mit seinen Eltern aus der Sowjetunion geflohen, und irgendwie haben sie sich bis hierher durchgeschlagen. Da war er schon zu alt, um hier zur Schule zu gehen, und er beherrschte die englische Sprache nicht besonders gut, aber mit den Händen war er ein Meister. Ich habe nie wieder jemanden so gut arbeiten sehen. Ein Handwerker aus der alten Welt.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Seinesgleichen gibt es nicht mehr.“
    „Also hat er auch für Sie gearbeitet?“
    „Oh ja, und für einige andere hier in der Gegend. So hat er seinen Lebensunterhalt bestritten. Er hatte einen jungen Freund namens Sandor, irgendeinen Cousin, der manchmal mit ihm zusammenarbeitete. Sandors Familie ist während der Revolution aus Ungarn geflohen. Sie konnten alles: Sie verrichteten Sanitär- und Elektroarbeiten, betätigten sich als Tischler oder Maurer.“
    Die Auflistung der Handwerkskünste, die Dominik Dubrov beherrschte, interessierte Faith weit weniger als die Frage, was er mit der Entführung zu tun hatte. „Hatten meine Eltern Ihnen diesen Mann empfohlen?“
    „Nein. Ich werd’s Ihnen erklären.“ Dottie Lee rang nach den richtigen Worten; schließlich zuckte sie mit den Achseln. „Das kann man unmöglich erzählen, ohne Ihnen die ganze Wahrheit zu verraten. Ihr Vater hat Ihre Mutter dazu getrieben, Dominik zu engagieren.“
    Faith Versuchte Sich einen Reim auf diesen Satz zu machen. „Was hat mein Vater damit zu tun?“
    „Nachdem Ihre Eltern geheiratet hatten, drängte Ihr Vater Ihre Mutter, das Haus in Schuss zu bringen. Joe hatte das Gefühl, dass er auf seine Reputation achten musste und dass Lydia mit der Instandsetzung überfordert war. Lydia kam zu mir und bat mich um Rat. Ich dachte, dass Dominik der Beste wäre. Er konnte die schwersten Arbeiten übernehmen, aber Lydia würde alle entscheidenden Dinge selbst bestimmen. Alle wären glücklich.“
    „Und waren sie mit seiner Arbeit zufrieden?“
    „Das ist schwer zu sagen, nicht? Ich kann Ihnen berichten, was ich gesehen und gehört habe, aber nicht, was die Leute gefühlt haben.“
    Faith wusste, dass Dottie Lee auswich. „Warum geriet er unter Verdacht? Nur weil er Zugang zum Haus hatte?“
    „Was heißt da ,nur‘? Es gab keine Anzeichen für einen Einbruch. Jemand ist einfach durch den Garten gekommen, die Stufen hinaufgestiegen und ins Haus gelangt. Dann ist unser Unbekannter nach oben gegangen und hat sich Ihre Schwester geholt.“ Dottie Lee zuckte mit den Achseln. Für sie waren das alte Hüte.
    „Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie Klavier spielte. Sie hat nichts gehört. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn Hope geweint hätte.“ Sie überlegte kurz. „Vielleicht konnte sie nicht weinen.“
    „Die Polizei hat diese Möglichkeit bestimmt in Erwägung gezogen.“
    Faith kämpfte gegen die

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