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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Dann ging er hinter die Ladentheke und machte die Rechnung fertig.
    Faith warf einen Blick auf ihre Tochter. Remys Augen glänzten. Wie viel dieser Nachmittag sie kosten würde, war Faith im Augenblick egal. Zumindest hatte sie ein Weilchen ihre Tochter wieder.
    Sie schlenderten zu Mitchs Frisiersalon, der ganz in der Nähe in einer Seitenstraße lag. Alles in dem Laden war in Weiß gehalten, nur Mitch nicht. Er war so bullig wie ein Football-Spieler, hatte kohlrabenschwarze Haut und einen goldenen Ohrring, der ihm fast bis auf die Schulter baumelte. Da die beiden anderen Friseure hinter ihm bereits an zwei Kunden herumschnippelten, begutachtete er Remy und Faith, ganz wie Ralph es getan hatte.
    „Strähnchen“, sagte er unvermittelt. „Wissen Sie denn nicht,dass Ihr Haar heller werden muss? Strähnchen. Heilige Muttergottes, gute Frau, was glauben Sie, warum Sie blond zur Welt gekommen sind?“ Er trat hinter dem Tresen hervor und nahm ihr Haar einfach in die Hände. „Zu viel von dem Zeug. Warum so viel? Kleines Gesicht, langes Haar: schlechte Idee.“ Er ließ ihr Haar los und wandte sich Remy zu. „Besser.“ Er nickte. „Bereit für etwas Radikales?“
    „Ich? Was?“
    Er blickte sich im Raum um, ging dann zielstrebig auf ein Plakat zu und zeigte mit seinem Wurstfinger auf eines der Modelle. „Das.“
    Remy lief zu ihm hinüber. Es handelte sich um einen Kurzhaarschnitt. Sehr kurze Fransen reichten knapp über den Haaransatz im Nacken, fielen in die Stirn und über die Oberkanten der Ohren des Models. Ihre Augen wirkten dadurch doppelt so groß und ihre Wangenknochen wie gemeißelt, als könne man Brot damit schneiden.
    „Merk dir eines“, erklärte er Remy. „Du wirst immer hübsch sein, aber das heißt nichts. Nichts! Besser, du bist umwerfend. Diese Frisur sorgt dafür.“
    Remy zögerte. Faith mischte sich nicht ein. „Werde ich nicht wie ein Junge aussehen?“ fragte Remy.
    „Glaub mir, die Gefahr besteht nicht.“
    Remy lächelte. „Also los.“
    Zwei Stunden später starrten Remy und Faith einander an. Der Unterschied war gigantisch. Faith’ Haar war blonder, kürzer und luftiger, sodass es ihr Kinn umspielte, sobald sie sich bewegte. Der Pony war fransig und betonte ihre Augen. Sie sah jünger und aufregender aus, und sie fühlte sich fantastisch.
    Remy hatte sich sogar noch stärker verwandelt. Der Kurzhaarschnittbetonte ihr hübsches Gesicht. Im Gegensatz zu ihrer Mutter wirkte sie nun älter, eher wie eine Frau als ein Kind. Man konnte sie ohne weiteres für eine College-Studentin halten. Faith hatte den Verdacht, dass sie in den nächsten Jahren alle Hände voll zu tun haben würde, die Verehrer ihrer Tochter abzuwimmeln.
    „Wow“, sagte Faith. „Ich muss zugeben, Mitch hat mich überzeugt. Du schaust umwerfend aus.“
    Remy guckte wieder in den Spiegel. „Findest du? Wirklich?“
    „Völlig verändert, aber zu deinem Vorteil.“
    „Du siehst auch gut aus.“ Das klang sogar aufrichtig. „Glaubst du, Ralph lässt mich das Kleid jetzt behalten?“
    Remy kicherte. „Er wollte es bestimmt selbst tragen.“
    Faith lachte mit und war sich sicher, dass auch Ralph eingestimmt hätte. Sie bezahlte, gab Mitch ein üppiges Trinkgeld, das sie sich nicht leisten konnte, und folgte ihrer Tochter in den Sonnenschein. Sie fühlte sich leichter, jünger und entspannt. „Lass uns noch etwas herumlaufen, bevor wir nach Hause gehen.“
    Remy blickte sich lange um, bevor sie nickte, fast als halte sie nach jemandem Ausschau.
    „Treiben sich deine Freunde hier herum?“ fragte Faith. „Welche Freunde?“
    „Kids aus der Schule.“
    „Weiß ich nicht.“
    „Kommst du manchmal mit Billie her, um Schaufenster anzugucken?“
    „Dürfen wir das nicht?“
    Faith trat sofort den Rückzug an. „Ich dachte nur, du kennst vielleicht noch einen Laden, in dem wir uns umsehen könnten.“
    An der Ecke zur Wisconsin Avenue blieb Remy plötzlich stehen.Faith hatte sich die Geschäfte auf dieser Straßenseite nie genauer angeschaut. Wenn sie zur Bibliothek ging, lief sie normalerweise auf der anderen Seite. Diese Läden waren zu trendy für sie, auf eine junge Kundschaft ausgerichtet, wie ihre Tochter zum Beispiel.
    „Möchtest du sonst noch irgendwohin, bevor wir nach Hause gehen?“
    „Nein, machen wir uns gleich auf den Heimweg.“
    „Bist du sicher? Ich hatte dir versprochen, dass wir auch für dich ein paar Sachen suchen.“ Aus den Lautsprechern über dem offenen Eingang des nächsten Ladens

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