Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
irgendwas? Ich fahre in den Ort.“
    „Warum machen Sie nich irgendwo Halt und trinken ein schönes Tässchen Kaffee? Setzen sich einfach hin und entspannen sich. Sie sehen müde aus.“
    „Vielleicht tu ich das.“
    „Oder Sie rufen diese Massage-Frau an.“
    Lydia hatte das Gefühl, nur noch aus Knoten zu bestehen. „Dir auch einen schönen Vormittag.“
    Als sie im Auto saß, schlug sie doch nicht die Richtung nach Great Falls ein. Zwanzig Minuten später parkte sie in Reston und betrat eine kleine Bank. Sie fragte nach dem Manager und erklärte ihm, was sie wollte. Kurz darauf begleitete er sie zu den Schließfächernund zog sich dann zurück, damit sie ihr Fach ungestört öffnen konnte.
    Joe wusste nichts von diesem Fach, ahnte aber wohl, dass sie irgendwo eins besaß. Dieses war auf ihren Mädchennamen registriert, und für den Fall ihres Todes hatte ihr Anwalt strikte Anweisungen, wie mit dem Inhalt zu verfahren war.
    Sie konnte nicht recht sagen, was sie hergetrieben hatte. Selbst wenn Joe das Schließfach ausfindig machen sollte, war sie sich relativ sicher, dass ihm – trotz seiner herausragenden Position – niemand einen Schlüssel dafür beschaffen würde. Hier lagen die Originale, aber Kopien der Dokumente hatte sie auch an anderen Stellen versteckt. Joe wusste, dass sie nicht dumm war. Es gab nur einen Weg, sich ihres Schweigens zu versichern: Er musste sich an ihre alte Abmachung halten.
    Aber manchmal – heute zum Beispiel – wollte sie sich einfach überzeugen, dass die Papiere noch da waren.
    Lydia öffnete das Fach und guckte hinein, auf die wenigen Seiten. Wenige Seiten, die ihr Leben für immer verändert hatten und Joes Leben im Handumdrehen verändern könnten .
    Sie berührte sie, hob das oberste Blatt an, um nachzuschauen, ob alles da war. Da nichts fehlte, klappte sie den Deckel des Kastens wieder zu. Sie umklammerte ihn und schloss die Augen, fast wie zum Gebet.
    Aber Lydia fühlte sich nicht erlöst.

29. KAPITEL
    Mitte Dezember stapfte Faith – eingemummt gegen die Kälte – zur Schule, um sich die Vorrunde des Wissenschaftswettbewerbs anzusehen. Ein paar Stunden zuvor hatte sie Alex geholfen, Lefty, den Laptop, den David Alex für die Projektpräsentation geliehen hatte, und sein mit Tabellen und Fotos beklebtes Poster zur Schule zu bringen. Alex war es nicht gelungen, seiner Aufregung Herr zu werden. Durch den Wettbewerb waren David und er sich wieder näher gekommen, und Alex hatte sich dahingehend geäußert, dass er noch nie so viel gelernt habe wie bei diesem Projekt.
    David und sie hatten vorgehabt, am späteren Nachmittag zusammen in der Schule aufzutauchen – ihr erster gemeinsamer Auftritt seit der Trennung –, aber die Pläne hatten sich geändert: Für zwei Uhr war ein dringliches Treffen mit Remys Lehrern anberaumt worden, und Faith, die es satt hatte, diese Last allein zu tragen, hatte David kurz entschlossen angerufen und ihn gebeten, früher zu kommen, damit sie direkt nach der Besichtigung zu dieser Besprechung gehen konnten. Er hatte erfreut zugesagt.
    An der R Street wäre Faith aus Gewohnheit beinahe zur Bibliothek abgebogen. Während der letzten Wochen hatte sie sich wie besessen ihren Projekten gewidmet. Die Geschichte des Reihenhauses in der Prospect Street war fertig, auch wenn Lydia sie noch nicht gesehen hatte, und die Studie über das Melvin-Haus ebenfalls. Faith’ Entdeckung, dass der unauffällige kleine Bungalow im Glover Park einst von einem stadtbekannten Schwarzbrenner bewohnt worden war, hatte Joan so begeistert, dass sie das Büchlein überall herumzeigte. Letzte Woche hatte Faith drei Anrufe von Leuten erhalten, bei denen Joan damit angegeben hatte. Von einem Hausbesitzer war bereits ein Vorschuss überwiesenworden, und keiner hatte sich von ihren Honoraren abschrecken lassen. Es sah ganz danach aus, als liefen Faith’ Geschäfte gut.
    Das Reihenhaus war jetzt gemütlich eingerichtet, und sie hatte die Wände endlich gestrichen: das Wohn- und das Esszimmer in kräftigem Salbeigrün, die Küche elfenbeinfarben. Ihr eigenes Schlafzimmer war neu tapeziert, und zu ihrer Überraschung hatte Remy sich für eine Tapete in zartem Violett entschieden, das an die Jahrhundertwende erinnerte. Zwischen seinen Lefty-Studien und den Stunden am Computer hatte Alex geholfen, die Tapeten in seinem Zimmer abzulösen, und zusammen hatten sie die Wände in einem warmen Ziegelrot gestrichen. An den Wänden hingen Bilder, die Kartons waren ausgepackt, neue

Weitere Kostenlose Bücher