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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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dem Tisch. Als er sich bewegte, konnte sie besser erkennen, was ihn so in Entzücken versetzte, und staunte nicht schlecht.
    Auf dem Bildschirm wetzte ein Zeichentrick-Lefty durch eine komplett mit Fenstern, Gardinen und Haushaltsgeräten dargestellte Küche zu einem Kühlschrank, öffnete ihn und nahm eine Wasserflasche heraus, aus der er trank. Viermal in Folge. Sein kleiner Schwanz bewegte sich, und seine Knopfäuglein glitzerten listig.
    „Also“, hob Alex an, „meinen Untersuchungen zufolge geht er mittags, wenn es im Zimmer ruhig und dunkel ist, viermal zu seiner Wasserflasche. Wenn wir das Programm jetzt mit einer anderen Zeit und anderen Parametern starten ...“, er tippte etwas in den Computer, „... verändert sich die Häufigkeit.“
    Jetzt ging die Zeichentrickfigur nur dreimal trinken.
    „Mrs. Bronson?“
    Der Mann, der Faith angesprochen hatte, war Alex’ Biologielehrer. Mr. Salter war jung und wirkte sportlich, eher wie ein Trainer als eine Forschernatur. Alex hatte erzählt, dass alle Schüler ihn cool fanden, weil er früher Hockeyprofi gewesen war. Sie stellte ihm David vor und begann zu schwärmen. „Ich bin überwältigt. Er hat mir die Grafik nie gezeigt.“
    „Er hat lange daran gesessen.“ Mr. Salter schaute David misstrauisch an. „Wie viel haben Sie ihm geholfen?“
    „Sehr wenig. Er hing ein-, zweimal fest, und ich habe das Problem mit ihm zusammen gelöst.“
    „Ich habe ihm gar nicht geholfen.“ Faith hob die Hände. „Alex hilft mir am Computer.“
    „Dieses Projekt ist so gut, dass es bestimmt ausgezeichnet wird. Man kann es nicht als übermäßig innovativ bezeichnen, aber Ihr Sohn hat die Aufgabe kreativ und clever gelöst. Er ist ein kluges Köpfchen.“
    Faith freute sich über das Lob. „Er ist ein tolles Kind.“
    Die Menge und Mr. Salter schoben sich weiter, und Faith kam näher an ihren Sohn heran. „Hi, Kleiner. Lässt du die Ratte für mich tanzen?“
    „Mom! Ich dachte, du wolltest erst später hier auftauchen.“ Dann entdeckte er David an ihrer Seite und riss die Augen auf.
    Faith wusste, was ihm durch den Kopf ging. Zum ersten Mal seit einem Jahr waren sie zu dritt zusammen, als Familie. Sie und David und ihr Sohn. Nicht im Streit, sondern einfach so, um sich an Alex’ Leistung zu erfreuen.
    „Wir sind so stolz auf dich“, sagte sie – mit Betonung auf „wir“. „Was für ein tolles Projekt.“
    „Überrascht dich das?“
    „Und wie! Ich hatte keine Ahnung, wie komplex es ist.“ Wie so oft – zu oft – musste sie an Pavel denken: Ihm würde Alex’ Projekt auch gefallen. Und als hätte sie ihn heraufbeschworen, lief Pavel plötzlich den Gang entlang. Jetzt verstand sie, warum Alex ihr verfrühter Besuch so irritiert hatte.
    Alex hatte Pavel für den Vormittag eingeladen, weil seine Mutter nachmittags kommen wollte. Er hatte den Firmenvorsitzenden einer großen Internet-Suchmaschine zu einem Wissenschaftswettbewerb an seiner Schule eingeladen, um ihm eine Cartoon-Ratte vorzuführen, die über den Bildschirm tobte. Und Pavel war erschienen.
    Pavel entdeckte sie erst, als er vor Alex’ Tisch stehen blieb. „Hallo, Faith.“
    Sie spürte, wie David sie anschaute, und sie merkte, dass auch Alex sie ansah. Sie musste freundlich bleiben. „Auf der Suche nach neuen Talenten?“
    „Wo geht das besser als hier?“ Pavel wandte sich Alex zu. „So, jetzt zeig mir mal, was du da hast.“
    Alex murmelte seine Erläuterungen, tippte die Parameter ein, die Pavel ihm nannte – Abend, wenig Licht –, und ließ Lefty tanzen.
    „Hey, ich bin beeindruckt. Das ist toll.“ Die beiden vertieften sich in eine Diskussion über die Grafik, der Faith nicht folgen konnte.
    „Wer ist der Typ?“ fragte David leise.
    Faith wusste nicht, was sie antworten sollte. „Ein Freund aus Georgetown“, erwiderte sie schließlich.
    Eine Horde Studenten schubste Pavel zur Seite, direkt neben Faith und David. Sie stellte ihn vor, und die beiden Männer gaben sich die Hand. „Alex hat mir von Ihnen erzählt“, sagte David.
    „Sie haben da einen kreativen Kopf in der Familie. Er hat allen Grund, auf sein Projekt stolz zu sein.“ Pavel warf Faith einen Blick zu. „Wie geht es dir?“
    Sie hörte eine Million Fragen aus den drei Wörtern heraus, obwohl seine Mimik völlig neutral blieb.
    „Viel zu tun“, entgegnete sie. „Was macht das Haus?“
    „Geht voran.“ Umringt und bedrängt von Schülern, beäugt von einem Beinahe-Exmann, sahen sie einander an. Sie wusste

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