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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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hatte.“
    „Natürlich besaß er einen Schlüssel. Er arbeitete ja meistens im Haus, wenn ich nicht da war. Wie hat Pavel reagiert, als du ihn damit konfrontiert hast?“
    „Er meinte, er habe auf eine passende Gelegenheit gewartet, um es mir zu sagen. Dass er befürchtet habe, ich könnte ihm unterstellen, er habe sich nur mit mir angefreundet, um mir Informationen über die Entführung zu entlocken.“
    „Was um Himmels willen möchte er denn herausfinden? Sein Vater ist doch nie verurteilt worden.“
    „Vielleicht will er wissen, warum sich sein Vater erhängt hat.“
    Lydia schwieg so lange, dass Faith aufstand und zur Tür ging. „Ich werde mal nach Remy und Alex schauen. Vielleicht gelingt es mir, sie zu beschäftigen, bis die Party anfängt.“
    „Faith?“
    Sie drehte sich um. „Ja?“
    „Als Hope entführt worden ist, habe ich alle und jeden verdächtigt. Ich lag nachts wach und habe mir sämtliche Möglichkeiten ausgemalt. Dieser hat sie mitgenommen, um sich für eine von Joes Gemeinheiten zu rächen. Jene hat sie sich geholt, weil sie unfruchtbar war und unbedingt ein Kind wollte. Meine Fantasie ging mit mir durch und hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Aber es ist mir nie in den Sinn gekommen, Dominik zu verdächtigen. Er war ein sanfter Mann, durch und durch ehrenwert. Das sollte sein Sohn wissen.“
    „Sein Sohn wird sich eine andere suchen müssen, die ihm das mitteilt.“
    Am nächsten Morgen war Joe bereits zur Arbeit gefahren, als Lydia endlich sämtliches Festtagsporzellan verstaut hatte. Der Abend war – gemessen an den Erwartungen – gut verlaufen. Ihre Enkelkinderhatten sich am Riemen gerissen und artig für den Fotografen posiert, wie schon für all die Bilder während des letzten Wahlkampfes. Joe setzte sich gern als Familienmensch in Szene. Lydia hatte nichts dagegen, denn wenn Medienleute zugegen waren, benahm er sich freundlicher und schikanierte sie weniger.
    Faith und die Kinder waren früh wieder aufgebrochen, und der Fotograf hatte um zehn das Haus verlassen. Sobald sie allein gewesen war, waren ihre Gedanken um Dominiks Sohn gekreist.
    Sie hatte immer gewusst, dass Pasha irgendwo da draußen sein musste, aber nie daran gedacht, ihn zu suchen. Was hätte sie ihm auch sagen können? Ich war die Geliebte Ihres Vaters? Ich habe ihn mehr geliebt als alle anderen, einschließlich Ihrer Mutter? Ich will mich an ihn erinnern, deshalb starre ich Sie so an? Sie hatte dem kleinen Jungen nur das Beste gewünscht: dass er sein Asthma loswurde, dass er genug zu essen hatte, dass er die gute Ausbildung bekam, für die sein Vater so geschuftet hatte. Dass er als Mann seinem Vater ähneln würde.
    Was hätte wohl Dominik von seinem Sohn gehalten? Pavel Quinn, ein Star der Computerbranche. Sohn eines Einwanderers, den man einer Kindesentführung bezichtigt hatte.
    Typisch Amerika.
    Jetzt begriff sie, was Dottie Lee gemeint hatte, als sie von den Kräften sprach, die sich nicht mehr kontrollieren ließen. Irgendwie war diese Frau hinter Pavels wahre Identität gekommen. Vielleicht hatte auch Lydia es unbewusst gespürt, denn er war ihr bei der ersten Begegnung irgendwie bekannt vorgekommen, ohne dass sie ihn richtig hatte einordnen können. Jetzt wusste sie, wieso. Pavel sah Dominik eigentlich nicht ähnlich. Und doch hatte er etwas von seinem Vater, es war etwas in seiner Haltung, an seinem Körperbau, dem Ausdruck seiner Augen.
    „Was, schon fertig mit dem Porzellan?“ Marley kam ins Zimmer gefegt. „Ich hab ja keine Ahnung, warum Sie das nich mir überlassen. Hab ich mal was zerbrochen? Nie.“
    „Das ist unser Hochzeitsgeschirr. Die Gemüseschüssel hat Mike Mansfield beigesteuert. Die Terrine kam aus dem Weißen Haus, mit besten Glückwünschen der Kennedys. Joe wollte sie gleich zurückschicken, aber das ging natürlich nicht. Er hasste Jack Kennedy wie ein Wachhund einen Einbrecher, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als sich mit Kennedy zu arrangieren. Joe musste gehorchen. Aber wenn er gewusst hätte, dass er ungestraft davonkommt, hätte er ihn kräftig ins Bein gebissen, bis auf die Knochen.“
    Sie blickte hoch und bemerkte, dass Marley sie mit großen Augen anstarrte. „Ja, manchmal rede selbst ich zu viel“, sagte Lydia.
    „Nich allzu oft. Vielleicht gerade zum ersten Mal.“
    „Vielleicht nicht zum letzten Mal. Vergiss es einfach.“ Lydia trat vom Schrank zurück und bewunderte die perfekte Anordnung aller Stücke. „Ich gehe ein Weilchen aus. Brauchen wir

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